Formen von Stress - Burn-out und akute Stressreaktion.
von Dr. med. Roger Eisen -
Burn-out und die akute Stressreaktion.
Als akute Stressreaktion bezeichnet man die kaskadenartig ablaufende Aktivierung verschiedenster Hormone (das sind Stoffe, die eine bestimmte Reaktion in unserem Organismus auslösen) auf eine akute Gefahrensituation. Wurden wir in Urzeiten zum Beispiel durch einen Fressfeind wie den Säbelzahntiger bedroht, mussten wir innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde unseren Körper wach und stark machen, um schnellstmöglich entscheiden zu können, ob ein Kampf oder besser doch eine Flucht uns aus der akuten Lebensbedrohung retten könnte. Man nennt dies auch „Flucht-oder-Kampf-Reaktion“ oder auf Englisch „Fight-or-flight reaction“.
Heute kommt es sehr selten noch zu einer Bedrohung durch tierische Fressfeinde, es sind eher die Chefs, die Lebenspartner oder andere menschliche Energieräuber, die in uns eine Stressreaktion auslösen.
Prinzipiell unterscheidet man bei der akuten Stressreaktion zwei Reaktionsachsen. Die erste Achse geht vom vegetativen Nervensystem (Sympathikus) über unser Stromkabelnetz (Nervenbahnen) unter Freisetzung von Noradrenalin (ein Stresshormon!) direkt ins Nebennierenmark und stimuliert dort die Produktion von Adrenalin (ein Stresshormon!). Da die Impulse elektrisch geleitet werden, spricht man auch von der „trockenen“ Stressreaktion.
Die zweite Reaktionsachse geht über unser Blutgefäßsystem und wird daher auch „feuchte“ Stressreaktion genannt. Dabei kommt es zu einer raschen Freisetzung von Stoffen im Gehirn und in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), die unser bekanntestes Stresshormon, das Cortisol, in der Nebennierenrinde ausschüttet.
Zusammen versetzen alle Stresshormone den Körper in Alarmbereitschaft: Blutdruck und Puls steigen an, die Muskeln werden besser durchblutet und in Spannung versetzt. Müdigkeit und Sexualtrieb sowie Verdauung werden hingegen sinnvollerweise unterdrückt. Alles ist auf Kampf oder Flucht ausgelegt!
Weitere Hormone schalten sich in die Stressreaktion ein: Dopamin ist wichtig für die Feinkoordination der Stressantwort und die Einbindung von Serotonin. Noradrenalin, Dopamin, Glutamat und andere Neurotransmitter (etwa Histamin und Phenylethylamin – PEA) steigern die Hirnaktivität; Serotonin wirkt zusammen mit GABA dämpfend auf die Hirnfunktion.
Adrenalin und Cortisol regeln die Stoffwechselanpassung, fördern die Energiebereitstellung, steigern die Herz-Kreislauf-Aktivität und modulieren die Aktivität der anderen Hormonsysteme und des Immunsystems.
Erste Anzeichen der Erschöpfung in der akuten Phase:
* gesteigerte Arbeitsaktivität
* reduzierte Leistungsfähigkeit
* Schlafstörungen
* erhöhte Reizbarkeit
* Ohrgeräusche (Tinnitus)
* Nervosität
Bleiben Sie gesund!
Dr. med. Roger Eisen