Das Qi - unsere Lebensenergie.
von Frank Seefelder -
Der Begriff »Qi« beschreibt die Energie und die Vitalkraft. Da das »Qi« in unserem Kulturkreis kein gängiger Begriff ist, in der chinesischen Heilkunde, aber die entscheidende Rolle spielt, möchte ich an dieser Stelle etwas näher darauf eingehen.
Die chinesische Kultur beschäftigt sich mit dem Thema „Energie“ seit Tausenden von Jahren und bezieht dabei vor allem zwei maßgebliche Komponenten ein: Mikrokosmos Mensch und Makrokosmos Natur.
Zwischen der „kleinen“ und der „großen“ Welt finden beständig Transformationen statt, wobei der Mensch und die Natur sich gegenseitig beeinflussen.
Ein so sensibler Mechanismus, wie der menschliche Organismus, lässt sich sehr leicht und nachhaltig beeinflussen, denn um die Prozesse und Funktionen im Organismus aufrecht zu erhalten, braucht es einen ständigen Austausch zwischen Mensch und Umwelt.
Die klimatischen Faktoren zum Beispiel, wie Nässe, Wind, Hitze, Feuchtigkeit oder Trockenheit, verändern den Körper und Qigong sorgt durch seine selbstregulierende Funktion dafür, dass das innere Gleichgewicht wieder hergestellt wird. Das ist eine der Aufgaben, die die TCM dem Qigong zuschreibt.
Die Energielehre beruht also auf den zwei Grundkomponenten: dem Mikrokosmos Mensch und dem Markokosmos Natur, der auch den Himmel und die Erde mit einschließt. Zwischen diesen beiden Welten finden ununterbrochen Transformationsprozesse statt. Im Menschen versorgt die Energie die Organe und das Gewebe, und sie erhält die physischen, aber auch psychischen Körperfunktionen aufrecht. Der Mensch schöpft seine Energie aus dem Makrokosmos. Er existiert als kleiner Teil davon und ist von ihm abhängig.
In dieser Vorstellung sind sich die naturwissenschaftlichen und die chinesischen Auffassungen sehr nahe. Sie gehen von zwei gegensätzlichen Polen aus, die Kräfte entstehen lassen, die das Leben des Menschen beeinflussen. Die moderne Wissenschaft unterstützt diese Theorie. Tatsächlich strahlt der Mensch ein messbares, elektromagnetisches Feld ab.
Er reagiert auf Schwankungen dieser Schwingungsfrequenz. Das zentrale Lebensprinzip könnte die zwischen zwei Polen erzeugte Schwingung sein. Der naturwissenschaftliche Ansatz bezieht sich demnach auf den Magnetismus mit einem Plus- und dem Minuspol. Die chinesische Lehre hingegen bezieht sich auf die Erd- und Himmelsenergie, das Yin und Yang.
Für den Begriff »Qi« gibt es im Deutschen keine eindeutige Übersetzung. Einige gängige Interpretationen sind: Energie oder Lebensenergie, Vitalkraft, aber auch die Bezeichnungen Atem, Luft oder Hauch.
Was ist Qi?
Qi ist etwas, dessen Form und Stoff nicht zu sehen ist, das aber diese (Form und Materie) wechselseitig bewegend beeinflusst.* Diese Erklärung erscheint auf den ersten Blick verwirrend, aber nach mehrmaligem Lesen, erschließt sich die umfassende Bedeutung der Definition.
Bei Qi handelt es sich um die antreibende Kraft des Lebens, welche die Organe und Gewebe versorgt und deren Funktionen aufrechterhält. Es ist aber keine Kraft, die ausschließlich im menschlichen Organismus existiert. Vielmehr ist es ein allumfassendes Phänomen, das den Markrokosmos Natur und den Mikrokosmos Mensch bestimmt. Der Mensch schöpft seine Kraft nach chinesischer Ansicht aus der makrokosmischen Energie. Er existiert als Teil des Ganzen, ist von der umgebenden Energie abhängig und wird von deren Veränderung beeinflusst.
Im nächsten Qi Artikel gehe ich näher auf das Qi als Überbegriff für Energie ein.
Herzlichst Frank Seefelder
* Vgl. Erich W. und Ilse R. Stiefvater: Chinesische Atemlehre und Gymnastik. 3. erweiterte Auflage. Heidelberg 1985, S. 31