...wenn alles andere weg bricht?
Äußere Unordnung ruft nach innerer Ordnung
Je mehr unsere äußere Welt in Wirtschaft und Gesellschaft in Unordnung gerät, desto mehr ruft uns dies dazu auf, uns die Unordnung in unserem Innern anzuschauen und dort mit dem Aufräumen zu beginnen. Die Natur, das Universum ist immer in Ordnung.
Die Welt des Menschen ist die einzige, die in Unordnung geraten kann, weil sie eine Scheinwelt ist und weil der Mensch das einzige Wesen ist, das die Freiheit hat, sich eine Scheinwelt der Unordnung zu erschaffen. Selbst ein Tsunami oder ein Hurrikan ist aus der Sicht des Universums vollkommen in der Ordnung und Harmonie des Ganzen. Selbst Sterne knallen manchmal auf einander. Will jemand dem Universum sagen, das sei aber nicht korrekt?
Ob es der Tsunami einer Weltwirtschaftskrise ist oder der eines Weltkrieges ist, sein erster Sinn besteht in beiden Fällen darin, alte, morsche Strukturen hinwegzufegen und einer neuen Ordnung den Weg zu bereiten. Darum empfehle ich uns allen, auch den radikalsten Veränderungen im Außen mit Zuversicht und Optimismus zu begegnen und neugierig zu beobachten, was da zu Ende geht und was da an Neuem beginnen kann…
Sowie hier im Außen eine neue Ordnung ermöglicht wird, fordert uns das Leben in solchen Zeiten wie diesen auf, radikal alles in unserem Leben in Frage zu stellen, was morsch ist, was keinen wirklichen Wert besitzt, was nur Schein ist.
Fragen wir uns also: Was ist es in meinem Leben, was eine ‚stabile Währung’ hat, was wirkliche Sicherheit bietet und was wir dauerhaft unseren Besitz nennen können? Und was kann ich in mir und in meinem Leben finden, was schon lange seinen Wert verloren hat, was innen hohl ist.
Nehmen wir also die Zusammenbrüche im Außen nicht zum Anlass, selbst angstvoll und mutlos zusammenzubrechen, sondern als Zeichen und Aufruf zum inneren und äußeren Aufräumen, zu einem neuen Aufrichten und einer grossen Aufrichtigkeit uns selbst gegenüber und zu einem aufrechten Gang durch unser Leben.
Rückbesinnung auf das Wesentliche, den Kern..
Die äußere Welt und ihre offensichtlichen Unsicherheiten und Unwägbarkeiten sollten uns also Anlass sein, nicht angsterfüllt weiter auf die Nachrichtensendungen des Fernsehens und die Schlagzeilen der Zeitungen zu starren, um sich über die nächste Hiobsbotschaft aufregen zu können. Sie können uns als Anlass dienen, uns zum Kern, zum Wesentlichen des Lebens zurückzukehren und damit zu den Kernfragen:
• Wer bin ich oder wer oder was glaube ich zu sein?
• Was glaube ich über das menschliche Leben und wie stehe ich zu ihm?
• Was soll der Sinn meines Lebens sein
• Wer will ich sein hier in diesem Leben?
Vor diesen wenigen Fragen drücken sich die meisten Menschen und glauben insgeheim, hierauf keine persönliche Antwort formulieren zu müssen. Dabei übersehen sie, dass Sie das schon längst – auf unbewusste Weise tun und dem Leben jeden Tag gegenüber erklären, wer sie sind und wozu sie leben.
Und die Erklärung der meisten Menschen auf die Frage: Wer bin ich? Lautet:
Ich bin einer, der konsumiert: „Ich konsumiere – also bin ich!“
Und der Sinn, den die meisten Menschen ihrem Leben geben, heißt:
Aufstehen – arbeiten – ein bisschen Spass – hinlegen und schlafen.“
Das Leben in diesem Körper geht schneller vorbei, als vielen lieb ist. Darum können wir gar nicht früh genug, uns selbst diese entscheidenden Fragen zu stellen und unsere Antworten hierauf finden, damit wir das Wesentliche vom Unwesentlichen, das Wirkliche vom Scheinbaren unterscheiden lernen.
In diesem Zusammenhang hat mich der Satz von Oriah Mountain Dreamer in dem kleinen Bändchen „Die Einladung“ so berührt, wo es heißt:
„Es interessiert mich nicht, wo und was und mit wem du studiert hast.
Ich will wissen, was dich von innen stützt, wenn alles andere wegfällt.“
Das Wesentliche, das es zu finden gilt, ist immer unsichtbar. Es liegt immer im Bereich des Innern. Was sich im Außen zeigt, ist das, was auf das Innere folgt. Es ist die Antwort des Lebens auf. Im Innern liegt das Wirkliche, im Außen erfolgt seine Spiegelung. Wie innen – so außen. Wann werden wir Menschen dies endlich auf breiter Basis begreifen???
Zur Einfachheit zurückkehren
Was dich weiterhin stützt in Zeiten der Unruhe und Unsicherheit im Außen ist die Rückkehr zur Einfachheit. Einfachheit geht mit Klarheit einher. Das Leben ist – entgegen dem, was die Masse glaubt, nicht kompliziert, sondern einfach. Kehre zurück zu einer Haltung der Einfachheit und kümmere dich im Alltag jeweils um „ein Fach“, d.h. zu einem Zeitpunkt nur um eine Sache. Nur so kannst du wirklich in der Gegenwart sein, der einzigen Zeitform, in der das Leben stattfindet…
Wir haben das Leben zu einer sehr komplizierten Angelegenheit gemacht, weil wir unseren Blick verstellt haben für das Wesentliche und weil wir uns keine einfachen Fragen stellen wie: Wie habe ich selbst dies oder jenes erschaffen? Oder: Was gibt es jetzt zu tun? Oder: Was würde die Liebe jetzt tun?
Wir dürfen immer wieder am Tag zurückkehren zu dem Einfach-Da-Sein, zum bewussten Atmen, zum Spüren des Körpers und zu der Gewissheit: Ich lebe. Wir haben uns angewöhnt, das Leben für selbstverständlich zu nehmen, wir haben gelernt, in Routine einzuschlafen und verpassen hierdurch die Herrlichkeit und Einzigartigkeit dieses einen Augenblicks, der nie wieder kommt, dieses Blattes, das jetzt vom Baum heruntersegelt, dieser Träne, die gerade über die Wange deines Geliebten läuft, dieses Atemzugs, den du jetzt gerade tust….
Wir haben es kompliziert gemacht mit unseren Gefühlen. Wir produzieren eine Menge von Emotionen wie Angst, Trauer, Wut, Scham, Schuld, Ohnmacht, Kleinheit u.a. – und wenn diese unsere Schöpfungen dann zu uns kommen, in uns hochsteigen, dann wollen wir nichts von ihnen wissen, sondern sie weghaben. Dabei wollen sie doch nur gefühlt werden – sonst gar nichts.
Wir begegnen Menschen, die uns täglich fragen: Wie geht’s? Und wir lügen am laufenden Band und sagen „Gut“ , obwohl es unserem Herzen alles andere als gut geht. Nehmen Sie einen tiefen Atemzug, schauen den anderen an und fragen: Hast du ein paar Minuten für mich? Und dann schütten Sie mal Ihr Herz aus? (Aber nicht ungefragt bitte.)
Empfangt und gebt
Obwohl wir in einer Wohlstandsgesellschaft leben, in denen es den meisten Menschen materiell an nichts mangelt, ist das Bewusstsein fast aller von Mangeldenken erfüllt. Gedanken wie „Ich habe nicht genug…. hiervon und davon … und „Ich brauche dies und jenes…“ sind Ausdruck eines Mangelbewusstseins, das sich quer durch die ganze Bevölkerung zieht.
In dieses Mangelbewußtsein sind wir hinein erzogen worden. Obwohl wir nicht nur immer genug zu essen, ein Bett, ein Dach über dem Kopf hatten und haben, sondern mit all unseren Annehmlichkeiten im Wohlstand schwimmen, sind wir nicht zufrieden damit. Dies rührt daher, dass der Mangel, der Hunger nach, die Gier nicht aus einer äußeren, sondern aus einer inneren Leere entspringt
Wir sind als Kinder nicht wirklich satt geworden an Liebe, an Zuwendung, an Interesse der anderen für uns und unser Innenleben. Grosse Geborgenheit über die Jahre der Kindheit hinweg haben die wenigsten genossen, weil unsere Mütter und Väter selbst nicht satt geworden waren und in ihrem Innern auch noch immer die hungrigen Kinder waren, die sich nach Liebe, Zuwendung und Anerkennung sehnen. Wer in diesem chronischen Hunger lebt, der kann nicht glücklich sein und der ist empfänglich für die Konsummaschinerie und die Schmerzbetäubungsindustrie, in der wir leben. Der stiert wie gebannt auf das Wort „Haben“ und fragt sich chronisch „Wie und wo kann ich was bekommen?“ Das hat auch die bei uns so grassierende Schnäppchen-Mentaliltät gefördert. Wer auf Schnäppchen scharf ist, lebt im Mangeldenken und der muss sich auf Dauer mit weniger Qualität im Materiellen wie im Sein zufrieden geben.
Hieraus lässt sich auch der Boom der „Wünsch dir was!“-Bücher erklären. Wer das, was er heute hat, nicht wertschätzt und damit im Frieden ist und aus diesem Grund sich etwas Besseres wünscht, der wird damit nicht glücklich werden.
Wer immer nur haben und noch mehr haben will, der glaubt innerlich immer mehr, er habe selbst nichts zu geben. Nachdem uns das Leben jeden Tag mit unendlich Vielem beschenkt, dürfen wir uns fragen: Was gebe ich zurück? Was habe ich selbst zu geben? Die Pole „Empfangen“ und „Geben“ sind bei vielen in ein großes Ungleichgewicht geraten und die meisten verpassen das Geheimnis, das da heißt: „Wer gibt, der empfängt. Und wer empfängt, der gibt.“ Geben und Empfangen sind beide gleich selig.