Welche Schule ist die richtige für mein Kind
von Peter Classen
Seit Jahren werde ich immer wieder gefragt, welche Schulform ich für die Richtige halte. Regelmäßig gab ich zur Antwort, dass die Schulform an sich nicht entscheidend ist, sondern die Bereitschaft der einzelnen Schule und ihrer Lehrer, die Kinder wieder als Individuum zu sehen, und nicht der Normierung zu unterwerfen.
Grundsätzlich bin ich auch heute noch dieser Meinung, musste jedoch feststellen, dass die meisten der bestehenden Schulen dies noch nicht zulassen, aus welchen Gründen auch immer.
Darauf möchte ich in diesem Artikel heute jedoch nicht eingehen, sondern schauen, was wir aktuell tun können. Geeignete Schulen für Kinder mit einer starken Persönlichkeit sind zurzeit noch sehr selten, und der Bedarf wächst ständig.
Gründen Sie eine neue Schule, und übernehmen Sie so Verantwortung für unsere Kinder. Sie werden es Ihnen danken.
Wie so etwas geht, kann ich Ihnen im Einzelnen nicht sagen, sondern möchte Sie einladen, einmal im Internet nach neuen Grundschulen zu suchen, und gegebenenfalls Kontakt mit ihnen aufzunehmen.
Kürzlich habe ich in einer solchen neu gegründeten Schule einen Vortrag zum Thema >Hochbegabung, Kreativität und Bilderdenken< gehalten, und war beeindruckt von der Offenheit dieser Pädagogen. Sie bezeichnen sich als reformpädagogische Schule, und arbeiten in Anlehnung an Maria Montessori, Wild und Summerhill.
In Anlehnung heißt, dass sie die Lehren von z.B. Maria Montessori kennen, sie jedoch nicht als das Maß der Dinge übernehmen, sondern offen bleiben für Neues. Und genau darum hatte Maria Montessori vor hundert Jahren schon gebeten, als sie sagte: „Haltet nicht an meiner Lehre fest. Es wird neue Menschen geben, die andere Methoden im Umgang mit ihnen benötigen“.
Das bedeutet das Wort Reform. Nicht an Altem festzuhalten, sondern beständig offen zu sein für Neues.
Ein Unternehmen, welches konkurrenzlos am Markt tätig ist, versteinert immer mehr in seinen bestehenden Strukturen, ohne dies jedoch zu bemerken. Kommt plötzlich Konkurrenz hinzu, so ist es gezwungen, sich für neues zu öffnen, um nicht unter zu gehen.
Genau so verhält es sich mit Schulen. Sobald Konkurrenz entsteht, sind sie gezwungen etwas zu verändern, um Überleben zu können. So bekämpfen wir keine bestehende Schule, sondern öffnen ihnen durch die Konkurrenz lediglich die Augen.
Unser Bildungs- und Erziehungs-system ist krank, das ist offenkundig. Spreche ich mit Ärzten, so sehen sie die Ursache oft in den Familien, oder Schulen. Spreche ich mit Eltern, sehen sie die Ursache bei den Ärzten und Lehrern oder sogar bei den eigenen „kranken“ Kindern, und spreche ich mit Lehrern, sehen sie die Ursache bei den Eltern, den Ärzten oder den „kranken“ Kindern. Und genau darin liegt der Irrtum begründet.
Unser Bildungssystem ist wie ein Uhrwerk, das nicht läuft. Jedes der verschiedenen Zahnräder (Berufsgruppen) verdächtigt, ein anderes Zahnrad defekt zu sein, weshalb die Uhr steht. Tatsächlich ist jedoch keines der Zahnräder allein für das Stehen der Uhr verantwortlich, sondern alle Zahnräder sind gleichermaßen verschmutzt, und benötigen alle einer Politur.
Sobald jedes Zahnrad selber beginnt sich zu putzen, beginnt die Uhr wieder zu laufen, und es ist kein Raum mehr für gegenseitige Schuldzuweisung vorhanden. Die Schuld anderen zuzuweisen, ist der größte Hemmschuh in unserem System.
Wirkliche Veränderung kann nur in einem jeden von uns selber beginnen.
So lade ich sie ein: Gründen sie eine neue Schule, und machen sie es besser. Auch möchte ich sie einladen, sich den bestehenden Schulen nicht entgegenzustellen, sondern ihre eigenen Veränderungen anderen Lehrern, Schulen und Eltern offen mitzuteilen. Es gibt so unendlich viele Kinder, die diese Veränderungen dringend brauchen.
Gemeinsam sind wir stark
Ihr Peter Classen
P.S. Der nächste Artikel schließt an diesen an, und hat den Titel „Mein Kind, dein Kind, unsere Kinder.