Bist Du sinnlich?
von Martina Eyth -
Wenn mir in der Vergangenheit der Begriff „sinnlich“ oder „Sinnlichkeit“ begegnet ist, dann fühlte es sich in mir immer so komisch eng an. Ich verstand gar nicht, warum das so war. Ich nahm das einfach so hin. Immer mal wieder fragte ich andere, was für sie „sinnlich“ ist. Meist erntete ich einen irritierten Blick oder Aussagen dahingehend, dass sinnlich sein mit Erotik zu tun hat. Das fühlte sich in mir gar nicht stimmig an. Allerdings war zu dem Zeitpunkt der „Apfel noch nicht reif“, mich wirklich mit der Sinnlichkeit und dem sinnlich sein zu beschäftigen.
Doch eines Tages war so ein Drängen in mir, für mich zu erforschen, was es bedeutet sinnlich zu sein. Also machte ich mich auf eine „Forsschungsreise“ zu mir selbst. Ich wollte erforschen, was es bedeutet, sinnlich zu sein.
Es war eine Forschungsreise, bei der ich mir selbst begegnete und mich besser kennenlernte. Manches, was ich erfuhr war im ersten Moment nicht schön zu fühlen. Es schmerzte mich. Doch im Nachhinein bin ich froh, dass ich mich von unschönem Verhalten und Unbewusstheit befreit habe, denn das hat dazu geführt, dass ich bewusster, dankbarer und wertschätzender lebe.
Hast Du Dich schon mal so richtig mit Deinen Sinnen beschäftigt?
Ich habe meine Sinne genutzt, mich aber nie wirklich mit ihnen beschäftigt. Damit meine ich, dass ich in jedem Moment, es sei denn ich habe geschlafen, meine Augen benutze, ihnen aber nie große Beachtung schenkte. Das schreibe ich nicht gerne. Denn ich spüre, wie unbewusst und undankbar ich war. Ein bisschen schäme ich mich dafür.
Kennst Du den Spruch: „Mache einem Blinden keinen Vorwurf, dass er nicht sehend ist. Würde er sehen, würde er manches anders machen oder anders betrachten.“
So fühle ich mich „heute“ in Bezug auf viele Dinge. Im Laufe der Jahre bin ich bewusster geworden und sehe Vieles anders. Ich bin mir der Kostbarkeit meiner Augen und meines Augenlichtes bewusst. Meine Augen machen mein Leben reich. Sie beschenken mich mit unbeschreiblich vielen Bildern, geben mir Halt, lassen mich Sicherheit spüren und bereichern mein Leben mit einer Qualität, die mich dankbar, demütig und wertschätzend sein lässt.
Unsere Augen beschenken uns auch mit Empfindungen
Ist Dir das bewusst, dass das, was Deine Augen Dich sehen lassen, Dich mit Empfindungen beschenkt? Mir ist das erst durch meine „Forschungsarbeiten“ bewusst geworden. Als mir der Umfang dessen bewusst wurde, was meine Augen für mich leisten, habe ich geweint. Ich hatte meine Augen und ihre „Dienste“ als selbstverständlich angenommen und war mir nicht bewusst, wie wichtig meine Augen für mich sind.
Ich bin sehr froh, dass ich aufgewacht bin
Meine Augen lassen mich sehen… und fühlen. Wie ist es mit meinen anderen Sinnen, z. B. den Ohren? Hast Du mal ganz bewusst wahrgenommen, was Deine Ohren alles für Dich tun? Sie lassen Dich hören, sie lassen Dich fühlen, durch sie kannst Du mit anderen kommunizieren. Stell Dir mal vor, Deine Ohren „kündigen“ Dir. Was bedeutet das für Dich und welchen Einfluss hat das auf Dein Leben? Ich habe das auf mich wirken lassen und war geschockt, wie sich mein Leben verändern würde, wenn ich nicht mehr hören könnte.
Als mir das bewusst wurde, hatte ich eine Vorstellung davon, was es für mich bedeutet, sinnlich zu sein.
Sinnlich sein setzt Bewusstheit voraus
Wenn wir uns bewusst sind, was unsere Sinne alles für uns leisten, dann entsteht Dankbarkeit, Wertschätzung und auch Demut wie von Zauberhand, oder?
Ich bin so froh, dass ich dem Impuls gefolgt bin, für mich zu erforschen, was es bedeutet sinnlich zu sein.
Bist Du sinnlich?
Ich sehe vor meinem inneren Auge jetzt ein kleines Mächen, das im Sommer auf einer Wiese sitzt und mit einem Marienkäfer spielt. Das kleine Mädchen kennt keinen Marienkäfer. Für das kleine Mädchen ist der Marienkäfer etwas, das sich bewegt.
Hast Du Dich mal gefragt, warum kleine Kinder alles in den Mund stecken oder daran ziehen? Vielleicht tun sie das, weil sie mit allen Sinnen ihre Umwelt erforschen, weil sie sinnlich sind. Weil sie ihre Sinne nutzen.
Dürfen wir Menschen ein bisschen umdenken?
Ja! Das ist es, wozu unsere Seele uns einlädt. Unsere Seele lädt uns dazu ein, uns mehr Zeit zu nehmen, die Dinge auf uns wirken zu lassen, bewusster zu sein, die Welt um uns herum mit den Augen eines Kindes zu betrachten und uns wieder auf uns selbst zu besinnen.
Wenn wir uns auf uns selbst besinnen, sind wir weder egoistisch noch selbstherrlich. Wenn wir uns auf uns selbst besinnen, dann haben wir etwas ganz Wesentliches erkannt, nämlich dass wir darüber bestimmen, was wir sehen, wie wir sind, wie wir wirken und was wir tun.
Wenn wir uns auf uns selbst besinnen, sind wir sinnlich. Wir geben unserem Sein einen Sinn. Wir erkennen den Sinn in unserem Sein. Dadurch, dass wir den Sinn in unserem Sein erkennen, leben wir mit allen Sinnen.
Von Herzen
Deine Martina Eyth
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