Spiritualität - der Weg aus der Todesangst.
von Martinus -
Spiritualität und was die Todesangst bewirkt.
Das größte Lebensproblem der Menschheit ist die Angst vor dem Tod. Sie durchdringt die erdenmenschliche Kultur derart überdimensioniert, dass sie nahezu alles bestimmt. Sie bestimmt in außerordentlich großem Ausmaß das ganze menschliche Schicksal. Es ist diese Angst, die die Menschen dazu bewegt aufzurüsten und Krieg zu führen und sie bürdet den Nationen damit entsetzliche Steuerlasten auf.
Diese Steuerlasten setzen wiederum den Lebensstandard und die kulturellen Verhältnisse der Nationen in weiten Bereichen bis zu Armut und Elend herab. Wir haben gesehen, dass die Nationen durch ihre Förderung von Aufrüstung und Krieg ihre Kulturbereiche zu mächtigen Ruinenhaufen umgeformt und in vielen Ländern Millionen und aber Millionen von Invaliden sowie kilometerweite Areale von Kriegsgräbern geschaffen haben. Tausende und aber Tausende von Kindern haben ihre Eltern verloren und wurden heimatlos gemacht, ebenso wie Tausende von Eltern heute noch nach ihren Kindern suchen, die in der Götterdämmerung des Krieges verschwunden sind. Hinzu kommt auch, dass Tausende von Ehemännern und -frauen während derselben Götterdämmerung verschwunden sind und von ihrem Ehepartner vermisst werden.
Alle diese Lasten und Leiden wurzeln ausschließlich in der Angst zu sterben, der Angst, dass andere Menschen kommen und das eigene Dasein zerstören könnten.
Der Tod ist nicht allein der totale Verlust seines physischen Organismus
Es ist nicht so sehr die Angst, einen natürlichen Tod aufgrund des Alters zu sterben als vielmehr die Angst vor dem völligen oder teilweisen Tod auf unnatürliche Weise, die die Menschheit martert. Zu sterben bedeutet nicht bloß, seinen ganzen physischen Organismus zu verlieren. Es ist auch ein Sterben, wenn man etwas von seiner normalen Lebensfreude und seinem Glücksgefühl, da zu sein, verliert. Hier gibt es vieles in der Wesensart des unfertigen oder unvollkommenen Menschen, das dazu beiträgt, die normale Lebensfreude anderer herabzusetzen – Menschen z.B., die sehr eifersüchtig, sehr missgünstig sind und es nicht leiden können, wenn es anderen besser geht als ihnen selbst.
Solche Menschen sind immer unfreundlich und unterminierend denen gegenüber, auf die sie neidisch oder eifersüchtig sind. Andere Menschen sind kolossal intolerant und feindlich denen gegenüber eingestellt, die eine andere Auffassung vom Lebensmysterium haben oder anderen religiösen Bewegungen, Sekten oder Gemeinschaften angehören, kurz gesagt, sie sind allen andersdenkenden Menschen gegenüber feindlich gesinnt.
Des weiteren gibt es Menschen, die sehr ehrgeizig sind und sich in einer überdimensionierten Form brutal ihrer Ellbogen bedienen, um am Arbeitsplatz ihre Mitmenschen zu überrunden, rücksichtslos deren Positionen unterminieren, um selbst diese Stellungen zu erobern.
Es gibt also in vielen Menschen ein enorm umfassendes Register von Tendenzen, die für das Lebensglück anderer Menschen tötend und vernichtend sind und die deren alltägliches normales Leben unterminieren.
Auf diese Weise seine Lebenslust oder sein normales Dasein unterminiert und genommen zu bekommen, ist dasselbe, wie etwas von seinem normalen physischen Leben zu verlieren. Das ist in entsprechendem Grad ein Erleben von Sterben.
Herzlichst Martinus
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 8, 1953 mit dem Titel: "Vejen ud af dødsfrygten" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk