Osteopathie - die alternative Medizin
Antibiotika töten Bakterien, das Immunsystem auch: Wenn die körpereigenen Selbstheilungskräfte stark genug sind, kann der Mensch überraschend viel überstehen. In der Osteopathie wird dieses Prinzip genutzt, um die unterschiedlichsten Leiden ohne Hilfsmittel zu beseitigen.
Ganzheitliche Behandlung für viele Symptome
Osteopathie steht für ganzheitliche Heilmethoden, die nur durch den Einsatz von Händen ausgeführt werden. Medikamente und andere Hilfsmittel werden dabei kaum bis gar nicht verwendet, weder für die Behandlungen, noch für die Diagnosen. Der Osteopath setzt unterschiedliche manuelle Techniken ein, um Blockaden und Funktionsstörungen im Körper zu beseitigen und so den natürlichen Selbstheilungsprozess zu fördern. In Deutschland dürfen entsprechend ausgebildete Ärzte und Heilpraktiker osteopathische Behandlungen anbieten, außerdem fallen einige Techniken in den Wirkungsbereich von Physiotherapeuten.
In der Osteopathie werden funktionelle Störungen behandelt, also körperliche Beschwerden, die nicht auf Krankheiten oder Schäden im Körper zurückzuführen sind. Sofern also eine konkrete organische Ursache ausgeschlossen ist, kann Osteopathie bei vielen unterschiedlichen Symptomen angewendet werden:
● allgemeines Unwohlsein
● anhaltende Erschöpfung
● Herz-Kreislaufbeschwerden
● Atembeschwerden
● Schmerzen
● Schlafstörungen
● Gelenkbeschwerden
● Verdauungsstörungen
Sehr beliebt sind osteopathische Behandlungen zum Beispiel bei chronischen Schmerzen, da die Anwendungen häufig sanfter als die meisten schulmedizinischen Therapien sind. Von Patienten wird auch geschätzt, dass die Behandlungen sehr selten Nebenwirkungen haben und somit gut verträglich sind. Zudem steht hier nicht das Krankheitsbild im Mittelpunkt, sondern der ganzheitlich betrachtete Mensch. Die Idee: Innere Organe, Bewegungsapparat, Rückenmark - alles im Körper hängt miteinander zusammen und muss deshalb im Gesamtbild betrachtet werden.
In Deutschland werden seit Anfang 2012 verschiedene Behandlungen der alternativen Medizin auch von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, private Kassen bieten diesen Zusatzdienst schon länger an. Somit haben viele Krankenversicherte die Möglichkeit, sich ohne hohe Eigenleistung osteopathisch behandeln zu lassen. Je nach Krankenkasse werden die Behandlungen komplett oder teilweise übernommen - es lohnt sich also, vor Beginn der Therapie dort nachzufragen.
Ist Heilung eine Frage der Einstellung?
Ein wesentlicher Aspekt bei alternativen Behandlungen ist die menschliche Nähe, die in der modernen Medizin aus Zeit- oder Kostengründen zunehmend fehlt. In Arztpraxen und Krankenhäusern wird das Personal häufig stark unter Druck gesetzt: Es soll wirtschaftlich und effizient arbeiten, aus liebevoller Pflege wird so beinahe schon emotionslose Akkordarbeit. Dabei ist persönliche Zuwendung wichtig für den gesamten Heilungsprozess. Wer spürt, dass sich das Gegenüber auf die Beschwerden und Sorgen einlässt - und nicht nur mechanisch eine Lösung für das jeweilige Problem verordnet -, fühlt sich verstanden und geborgen. Und dass sich eine solch positive Haltung auf die Selbstheilungskräfte des Körpers auswirken kann, ist inzwischen gut erforscht.
In der Wissenschaft kennt man das unter dem Namen Placebo-Effekt. Viele Studien deckten bereits auf, dass zum Beispiel selbst dann eine Schmerzlinderung eintreten kann, wenn die Probanden nur glauben, sie hätten ein Schmerzmittel bekommen. Neueste Untersuchungen des Universitätsklinikums Hamburg konnten sogar nachweisen, dass durch Placebo-Schmerzmittel in vielen Fällen tatsächlich bestimmte Areale im Gehirn aktiviert werden, in denen die Linderung von Schmerzen stattfindet. Die Studie zeigt, dass aus schulmedizinischer Sicht wirkungslose Therapien einen positiven Einfluss auf den Körper haben können, wenn sie mit der entsprechenden Erwartungshaltung verbunden sind. Wer an die Wirkung einer Behandlung glaubt und sich dabei gut fühlt, kann von ihr profitieren.
Natürlich gibt es Grenzen für die Osteopathie: Ein kompliziert gebrochenes Bein, das ohne Operation nicht sauber verheilen kann, lässt man am besten im Krankenhaus behandeln. Für die anschließende Heilung und Rehabilitation hingegen kommen auch alternative Therapien als Unterstützung in Frage.
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