Krebs als Chance zur Wandlung und ganzheitlichen Heilung.
(erschienen im CO´MED Fachmagazin für Complementär- Medizin, Nr. 07 2009)
von Ursula von Maltzahn -
Es gibt in meinen Augen nur einen wirklich dauerhaften Ausweg aus dem Teufelskreis der inneren verzweiflungsvollen und krank machenden Zerrissenheit. Es ist die bewusste Konfrontation mit den persönlichen seelischen Verletzungen und Ängsten, die durch Traumatisierungen und Entbehrungen in der Kindheit und Jugend entstanden sind und sich oft in der gegenwärtigen Lebenssituation fortsetzen.
Genauso wie Eiter und Gift aus dem Körper entfernt werden müssen, so lebenswichtig ist es für den Menschen, dass die innere Not mit all ihrer Ohnmacht und Verzweiflung bewusst gemacht und ungehindert zum Ausdruck gebracht wird.
Der oft jahrzehntelang angesammelte Überdruck aus Angst, Trauer, Wut und Schmerz, sollte sich in einem verständnisvollen, therapeutischen Schutzraum lösen dürfen, damit die inneren Blockaden und tiefen Verkrampfungen verschwinden können.
Für mich ist es immer wieder wunderbar mitzuerleben, wie befreiend und verändernd heftige emotionale Entladungen sind und Zugang zum innersten Lebenskern schaffen.
Denken Sie einmal daran, wie durchdringend Kinder Trauer, Wut und Angst zum Ausdruck bringen. Nach kurzer Zeit lachen und spielen sie wieder, als wäre nichts geschehen. Dieser natürliche Fluss der Gefühle setzt die innere schmerzhafte Spannung frei und verhindert die Entstehung von Blockaden.
Während und unmittelbar nach einem heftigen Gefühlsausbruch wird der Atem automatisch tief und der Körper intensiv durchblutet und mit mehr Sauerstoff versorgt. Eine rosige, entspannte Gesichtshaut, warme Hände und klare Augen werden wahrnehmbar.
Eine angenehme innere Ruhe und Erschöpfung stellen sich ein. Tiefer Schlaf und ein gesunder Appetit als Ausdruck dieser neu gewonnenen Entspannung führen zur Regeneration des gesamtem Körpers.
In dem Augenblick, wenn der Tumor mit Sauerstoff in Berührung kommt, ist der Gärungs- und Stickstoffwechsel unterbrochen, was ihm den Nährboden für sein weiteres Wachstum entzieht. Er kann sich nicht mehr ausbreiten und schrumpft sogar, weil das Immunsystem durch das Auflösen der belastenden Blockaden wieder aktiv und funktionstüchtig wird und seine Killerzellen mobilisiert, die den Tumor vernichten.
Sogar Spontanheilungen lassen sich durch dieses Geschehen erklären.
Besondere medizinische Behandlungen, wie zum Beispiel die Sauerstoff- Mehrschritt Therapie nach Prof. von Ardenne und Hyperthermie versuchen den Tumor auf der körperlichen Ebene durch erhöhte Sauerstoffzufuhr und künstliches Fieber anzugreifen. Doch können sie die inneren Blockaden nur bedingt lockern oder lösen.
Die Krankheit Krebs ist eine große Chance für den Betroffenen, alte lebensfeindliche Muster, die aus seiner Familiengeschichte entstanden sind, zu erkennen und aufzulösen, alle persönlichen und beruflichen Lebensbereiche neu zu überdenken und aufzuräumen.
An dieser Stelle möchte ich ein Beispiel aus meiner therapeutischen Praxis geben.
Frau K., eine 42 jährige Ärztin, kam nach der Operation eines Mama-Karzinoms in meine Praxis. Die Auseinandersetzung mit ihrer Krankheit motivierte sie, sich mit ihren Ängsten und der gesamten, äußerst belastenden Lebenssituation zu konfrontieren.
Im Laufe regelmäßiger Einzelsitzungen kamen sehr tiefe Verletzungen aus der Kindheit und späteren Zeit als Erwachsene zum Bewusstsein. Situationen von Ablehnung und Entwürdigungen waren Frau K. vertraut und wurden als „normal“ empfunden. Resignation, innere Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit waren tief verdrängt und völlig unbewusst.
Seit ihrer Schulzeit musste sie hart pauken, was sich später im Studium und Beruf fortsetzte. Persönliche Wünsche nach Erholung, Freizeit und nach einem erfüllten Privatleben blieben völlig auf der Strecke.
Sie litt seit langer Zeit unter chronischem Burnout. Müdigkeit und natürliche, körperliche Schwäche wurden sogar als persönliches Versagen erlebt und bewirkten tiefe Angst und Schamgefühle. Diesem inneren Dilemma konnte sie nur durch permanente gute Leistung und Perfektionismus entkommen.
Das Ausmaß dieser großen seelischen Wunde konnte Frau K. kaum ertragen und wehrte sich immer wieder dorthin zu schauen. Argumente wie zum Beispiel „ so schlimm kann es doch nicht gewesen sein“, oder „andere werden auch mit solchen schwierigen Situationen fertig“, blockierten das Bewusstwerden ihrer verletzten Gefühle und damit die Heilung.
Hier wird die Verdrehung natürlicher, menschlicher Grundbedürfnisse deutlich.
Erschöpfung, Schwäche und Angst, dass ihre Kräfte versagen, konnte von Frau K. nicht als natürliches Symptom ihrer Auszehrung angesehen und angenommen werden, sondern lösten zusätzlich immer weitere Fluten negativer Empfindungen von Panik und Scham aus.
Sie kämpfte massiv gegen die innere „Schwäche“, um ihre Selbstachtung nicht zu verlieren. Dieser tägliche Kampf um Selbstakzeptanz und Anerkennung im Außen bei Kollegen und Patienten trieb sie in einen aufreibenden Teufelskreis.
Eine persönliche Krise gab den Ausschlag für einen Zusammenbruch, der mit massiven Existenzängsten einher ging.
Einige Zeit danach wurde der Tumor festgestellt.
Glücklicherweise konnte dieser Abwehrmechanismus, der sich gegen ihre lebenswichtigen Grundbedürfnisse und Empfindungen richtete, durchbrochen werden. Der immense seelische und körperliche Druck löste sich immer mehr, und die tief verdrängte Verzweiflung mit dem großen Schmerz konnte bewusst werden, was sich in heftigem Weinen und Schluchzen entlud. Die inneren Blockaden verschwanden Schritt für Schritt.
Frau K. fühlt sich heute freier und innerlich reicher als je zuvor in ihrem Leben. Sie lernte, ihre Wünsche und Gefühle als etwas Kostbares anzunehmen und in ihrem Alltag als Bereicherung zu integrieren. Sie stellte neue Weichen für ihr Leben, indem sie Freiräume für Entspannung und Freude im Privatleben schuf, damit sie auch künftig durch das alte, auszehrende und krankmachende Lebensmuster nicht mehr beherrscht werden kann. Frau K. ist bis zum heutigen Zeitpunkt gesund.
Jeder Mensch braucht in einer bedrohlichen Krisensituation, wie bei Krebs, einen stabilen und geschützten Heilungsraum, wo all seine tabuisierten und schmerzhaften Gedanken und Gefühle von Angst, Wut, eigener Wertlosigkeit, Misstrauen, Schuld und Scham liebevoll und wertfrei angenommen und verstanden werden.
Diese lebensentscheidenden, oft neuen Erfahrungen verwandeln Ängste in Vertrauen, alten Schmerz in Kraft und innere Stärke sowie Verzweiflung in berechtigte Zuversicht und positive Lebensperspektiven.
Wie die Muschel, die bei einer Verletzung aus sich selbst heraus eine kostbare Perle erschafft, erlebt der betroffene Mensch seine innere Wandlung wie ein glückliches und befreiendes Erwachen aus einem langen Albtraum. Es ist wie eine Neugeburt, die aus der seelischen Verzerrung erlöst und den ursprünglichen Lebenskern im Innersten des Menschen befreit.
Aus diesem inneren Kern heraus werden die natürlichen Selbstheilungskräfte von Körper und Seele wieder aktiv.
Diesen Werdegang von Krankheitsentstehung über den Krankheitsausbruch bis hin zum Heilungsgeschehen habe ich in meinem Buch „Diagnose Krebs – Der Ausweg aus Angst und Hoffnungslosigkeit - Über die heilsame Natur der menschlichen Seele“ (CO`MED Verlag) genau beschrieben und durch Seelenbilder leicht nachvollziehbar gemacht.
Das Bewusstsein für die Kostbarkeit des eigenen Lebens ermöglicht oft erst angesichts einer bedrohlichen Erkrankung wie Krebs, einen radikalen Wandel im persönlichen Leben des Patienten.
Zerstörerische und auszehrende Beziehungen und Strukturen, die den Menschen in eine gefährliche Sackgasse brachten, wo keine Freude und positive Entwicklungsmöglichkeiten waren, müssen klar erkannt, verändert oder wenn notwendig, ganz aufgegeben werden.
Dieses alte, krankheitsfördernde Milieu ist meist durch Erfahrungen mit der Ursprungsfamilie vertraut, und wird als etwas „Normales“ angesehen und über lange Zeit aufrecht erhalten.
Wie ich es vorhin anhand des Beispiels aus meiner therapeutischen Praxis beschrieben habe, lebt der betroffene Mensch diese Gewohnheiten oft tagtäglich und erträgt z. B. Demütigungen, Überforderungen und Verletzungen innerhalb der Familie oder im Beruf. Er unterwirft sich diesen Beziehungsmustern, wird zum wehrlosen Opfer dieser Ausbeutung, ohne es zu merken.
Spiegelbildlich, auf der körperlichen Ebene, erkennt das Immunsystem (die Gedächtniszellen) den Feind- die Krebszelle- nicht, und kann die Killerzellen nicht aktivieren.
Ist jemand in einer ausweglosen Situation gefangen, wie z. B. bei Mobbing, fühlt aber Wut und Aufruhr und kann sich nicht gegen seine Widersacher wehren, so wird er regelrecht von Innen aufgefressen.
Das Immunsystem ist genauso blockiert, wie der betroffene Mensch in seiner Ohnmacht.
Dies alles zeigt auf, wie lebenswichtig ein liebevolles, nährendes und entwicklungsförderndes Umfeld ist, das von gegenseitiger Achtung, Vertrauen und Unterstützung getragen wird. Dieser neu errungene, fruchtbare Lebensboden ist der dauerhafte Ausweg aus dem Teufelskreis von Krankheit und Selbstzerstörung.
Die Dauer und der Verlauf dieses Heilungsprozesses sind sehr individuell und richten sich jeweils nach Größe und Schwere der jeweiligen Altlasten und Verwundungen.
Wir alle haben, ob bewusst oder unbewusst, einen wirksamen Schlüssel in der Hand, der darüber entscheidet, ob unser Lebensweg liebevoller, menschlicher oder zu einer krankmachenden Hölle von gegenseitigen Verletzungen gestaltet wird. Es macht deutlich, wie ungeheuer groß die eigene Macht und Verantwortung ist, die jeder Einzelne für sich selbst und seine Mitmenschen hat!
Wichtig ist es auch in einer Krisensituation rechtzeitig fachlich kompetente Hilfe (Psychotherapie, Naturheilkunde und Homöopathie) in Anspruch zu nehmen, die den Menschen ganzheitlich auf der seelischen und körperlichen Ebene stärken und unterstützen.
Die Beziehungsqualität zwischen dem behandelnden Arzt, Heilpraktiker oder Psychotherapeuten und dem betroffenen Patienten muss von Verständnis, Wärme und wohlwollender Einfühlung getragen werden.
Geraten Krebspatienten in die unmenschlich kühle und unpersönliche Maschinerie der schulmedizinischen Behandlungsweisen (OP, Strahlen- und Chemotherapie), die ohnehin sehr belastend und ängstigend sind, so werden sie oft immer weiter verletzt, existentiell bedroht und geschwächt. Die zerstörerische Misshandlungs- und Traumatisierungskette wird auf diese Weise fortgesetzt, die in der Vergangenheit der Patienten entstanden ist und mit zu ihrer Erkrankung führte.
Herzlichst Ursula von Maltzahn