Beeinflussungen durchschauen lernen
von Sylvia Bieber -
Beeinflussungen durchschauen lernen -
4 Strategien, wie Sie Menschen beeinflussen
Was wir denken und wie wir über etwas denken, hat Einfluss darauf, wie wir fühlen und was wir wahrnehmen. Diese Art des Wahrnehmens beeinflusst, welche Erfahrungen wir machen. So, wie wir denken und fühlen, reden und handeln wir. Trotz dieses Wissens, verdrängen viele Menschen ihre Gefühle und die davor stattfindenden Denkprozesse, statt sich mit ihnen konstruktiv auseinanderzusetzen.
Um dies zu verdeutlichen, machen wir doch einfach einmal eine kleine Vorstellungsübung.
Probieren Sie aus, wie Sie sich selbst beeinflussen
Denken Sie an eine negative Situation. Vielleicht an ein unangenehmes Ereignis, einen Streit, einen Unfall, ein persönliches Versagen. Was löst das in Ihnen aus? Spüren Sie in sich hinein, beobachten Sie Ihre Körperhaltung, Ihre Atmung, Ihre Gefühle.
Denken Sie jetzt an eine positive Situation. Zum Beispiel an einen schönen Urlaub, eine tiefe Liebe, eine lustige Feier, ein super gelöstes Problem. Was löst das in Ihnen aus? Spüren Sie in sich hinein, beobachten Sie Ihre Körperhaltung, Ihre Atmung, Ihre Gefühle.
Haben Sie einen Unterschied bemerkt?
Wenn wir negative Vorstellungen vor Augen haben, merken wir, wie uns diese niederdrücken. Wir können dann nicht mehr so effektiv handeln. Positive Vorstellungen hingegen bauen uns auf und erweitern unsere Möglichkeiten.
Unsere gezielten – oder oft auch unbewussten Vorstellungen bewirken extreme Konsequenzen auf unser Verhalten und unsere Körperchemie. Vorstellungen können stärker sein als „tatsächliche“ Erlebnisse.
Je näher, lebendiger und farbiger Bilder vor unser inneres Auge treten, desto zügiger verwandeln sich nüchterne Worte in anziehende Visionen. Je intensiver wir die Gerüche und je klarer wir die Geräusche wahrnehmen, desto schneller werden unsere Träume wahr. Je extremer unsere Gefühle dabei mitspielen, desto anziehender wird unsere gewünschte Zukunft.
Schon der Philosoph Epitet sagte vor 2000 Jahren: „Es sind weniger die Ereignisse, die den Menschen beunruhigen, als vielmehr die Vorstellung, die er sich von diesem Ereignis macht.“
Und Georg Bernard Shaw sagte: „Die Vorstellungskraft ist der Anfang der Schöpfung. Man stellt sich vor, was man will. Man will, was man sich vorstellt. Und am Ende schafft man, was man will.“
Mit diesen 4 Strategien erreichen Sie leichter Ihre Ziele
Wir sprechen von Suggestion, wenn wir versuchen, jemand anderen zu einer bestimmten Reaktion zu veranlassen, ohne dass der andere
- dies bewusst registrieren muss
- die dahinter stehende Absicht erkennt
- die Mittel im Einzelnen durchschaut
Wir können Suggestionen bewusst oder unbewusst auslösen. Ob etwas eine Suggestion ist oder war, entscheidet sich, wenn der andere entsprechend reagiert.
1.) Beeinflussen durch Gedanken säen:
Immer wieder eingestreut, haben Ideen, Gedanken und Vorstellungen die Tendenz, wie Saatgut aufzugehen. Die suggestive Wirkung besteht darin, dass die gesäten Gedanken kaum merklich in unser Bewusstsein eindringen, dort aufgehen, ins Blickfeld unserer Aufmerksamkeit gelangen und zu einem selbstverständlichen Bestandteil unserer Gedanken und Vorstellungen werden.
Beispiel:
Sie wollen während des Sommerurlaubes ans Meer, Ihr Mann in die Berge. Schon frühzeitig fangen Sie an, von der Seeluft zu schwärmen. Sie reden vom warmen Sand, der den rheumatischen Gliedern so guttut. Sie malen die mediterrane Küche in schmackhaften Vorstellungen aus. Sätze wie „da möchte ich mal wieder hin“, oder „schau doch mal, wie schön die Städte am Meer aussehen“ fallen immer wieder einmal.
Wenn Sie diese Taktik geschickt und nicht übertrieben einsetzen, wird sich bei Ihrem Mann das Bild eines Urlaubes am Meer immer stärker festsetzen. Er wird auf eine unverfängliche Art feststellen, wie wichtig Ihnen diese Form des Urlaubes ist. Dann kann er sich vielleicht leichter damit anfreunden, die eigenen Wünsche zurückzustellen. Und das freiwillig, mit dem guten Gefühl: Ich habe es selbst entschieden.
2.) Beeinflussen durch Rahmen verschieben:
Bei dieser Strategie geht es darum, eine unangenehme Sache noch viel schlimmer darzustellen, als sie ist. Wenn es dann nicht ganz so schlimm kommt, sind alle Beteiligten froh darüber und fühlen sich sogar erleichtert.
Beispiel 1: Sonderangebote.
Nicht nur bei Schlussverkäufen nutzen die Supermärkte und Kaufhäuser das Prinzip der Suggestion. Auf ihren Preisschildern stehen relativ hohe Preise. Diese streichen sie durch und schreiben einen niedrigeren Preis darunter. Sie suggerieren uns damit, ein Schnäppchen zu ergattern. Diese Strategie kann allerdings nur fruchten, wenn wir uns einreden, dass das Angebot besonders günstig ist.
Beispiel 2: (nicht ganz ernst gemeint)
Liebe Mama, lieber Papa,
seit ich von zu Hause fort und an der Uni bin, war ich, was das Briefe schreiben angeht, sehr säumig. Es tut mir leid, dass ich so unachtsam war und nicht schon früher geschrieben habe. Ich will Euch nun auf den neusten Stand bringen, aber bevor Ihr anfangt zu lesen, nehmt Euch bitte einen Stuhl. Ihr lest nicht weiter, bevor Ihr Euch gesetzt habt!
Okay?
Also, es geht mir inzwischen wieder einigermaßen.
Der Schädelbruch und die Gehirnerschütterung, die ich mir zugezogen hatte, als ich aus dem Fenster des Wohnheims gesprungen bin, sind ziemlich ausgeheilt. Kurz nach meiner Ankunft war dort ein Feuer ausgebrochen. Ich war nur zwei Wochen im Krankenhaus und kann schon fast wieder normal sehen und habe nur noch einmal am Tag diese wahnsinnigen Kopfschmerzen.
Glücklicherweise hat ein Tankstellenwärter das Feuer im Wohnheim und meinen Sprung aus dem Fenster gesehen. Er hat gleich die Feuerwehr und den Krankenwagen gerufen. Er hat mich auch im Krankenhaus besucht. Da das Wohnheim abgebrannt war und ich nicht wusste, wo ich hin sollte, hat er mir netterweise angeboten, bei ihm zu wohnen. Eigentlich ist es nur ein Zimmer im 1. Stock, aber es ist doch recht gemütlich.
Er ist ein sehr netter Junge und wir lieben uns sehr und haben vor zu heiraten. Wir wissen noch nicht genau wann, aber es soll schnell gehen, damit man nicht sieht, dass ich schwanger bin. Ja, Mama und Papa, ich bin schwanger. Ich weiß wie sehr Ihr Euch freut, bald Großeltern zu sein. Ich weiß auch, dass Ihr das Baby gernhaben werdet und ihm die gleiche Liebe, Zuneigung und Fürsorge zukommen lasst, die Ihr mir als Kind gegeben habt.
Der Grund, warum wir nicht sofort heiraten, ist, dass mein Freund Aids hat. Deshalb ist es uns nicht möglich, eine voreheliche Blutuntersuchung durchzuführen, denn auch ich habe mich angesteckt. Ich weiß, Ihr werdet ihn mit offenen Armen in unserer Familie aufnehmen. Er ist nett und ehrgeizig, wenn schulisch auch nicht besonders gebildet. Auch wenn er eine andere Hautfarbe und Religion hat als wir, wird Euch das sicherlich nicht stören.
Jetzt, da ich Euch das Neuste mitgeteilt habe, möchte ich Euch sagen, dass es im Wohnheim nicht gebrannt hat. Ich hatte keine Gehirnerschütterung oder einen Schädelbruch und war auch nicht im Krankenhaus. Ich bin nicht schwanger oder verlobt und habe mich nicht angesteckt. Ich habe nichtmal einen Freund.
Allerdings bekomme ich eine Sechs in Geschichte und eine Fünf in Chemie, und ich möchte, dass Ihr diese Noten in der richtigen Relation seht!
Eure Tochter Sarah
3.) Beeinflussen durch Implikationen:
Mit dieser Strategie können wir Absichten verschleiern und dadurch Widerstände minimieren. Wir machen unausgesprochene Aussagen, die unser Gesprächspartner für sich entsprechend übersetzt und als wahr annimmt.
Beispiel:
„Nehmen Sie sich etwas Zeit für ein Gespräch mit mir. Nutzen Sie meine Erfahrungen und lassen Sie uns gemeinsam eine Strategie entwickeln, die speziell auf Ihre Wünsche und Ziele zugeschnitten ist, auch wenn Sie nicht bei mir kaufen.“
Ich hätte ja auch sagen können: Ich habe Zeit für Sie und verfüge über Erfahrungen, die Ihnen nützlich sein können. Ich bin in der Lage, zusammen mit Ihnen eine Strategie zu entwickeln, damit Sie Ihre Wünsche und Ziele erreichen. Natürlich hätte ich gerne, dass Sie dann auch bei mir kaufen.
Fazit:
Implikationen verbergen Absichten, Aufforderungen und Behauptungen. Behauptungen, die wir nicht offen, sondern versteckt (implizit) dem Bewusstsein des Hörers gewissermaßen unterschieben, werden dadurch für das Bewusstsein nicht unmittelbar zum Thema. Es ist dann eine schiere Selbstverständlichkeit und wird vom Zuhörer nicht weiter hinterfragt.
4.) Beeinflussen durch Umdeuten – Reframing:
Beim Reframing deuten wir auf der mentalen Ebene etwas um. Dadurch nehmen wir eine veränderte Sichtweise ein. Wir nehmen wahr, dass alle Sichtweisen gleichermaßen gültig sind.
Beispiel:
Ein Freund kommt zu Ihnen und klagt über stressbedingte Krankheits-Symptome. Der Arzt hat ihm dringend geraten kürzerzutreten. Er soll eine Stunde spazieren gehen oder ins Fitness-Studio o. ä. Er sagt, dass er das nicht schafft. Er erzählt Ihnen, dass er aus seinen Verpflichtungen als Chef einer Werbeagentur nicht raus könne. Er meint, er muss täglich der erste und letzte im Büro sein, da er ja auch Vorbildfunktion ausübt.
Im Gespräch machen Sie ihm deutlich, dass seine Mitarbeiter froh darüber sind, in einem Unternehmen arbeiten zu können, wo sie sich wohlfühlen. In einer Firma, in der ein kollegiales Betriebsklima herrscht und der Arbeitsplatz sicher ist. Dass dies nur dann möglich ist, wenn er gesund ist und bleibt, können Sie ihm auch verdeutlichen. Dadurch kann er seine Perspektive verändern. Er sieht die Situation aus dem Gesichtswinkel seiner Mitarbeiter und kann daraufhin leichter eine Veränderung seiner Verhaltensweise bewirken.
Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten mit Suggestionen zu beeinflussen. Die aufgeführten Beispiele sollen genügen, um zu verdeutlichen, wie oft wir Suggestionen tagaus, tagein begegnen und – sie selbst anwenden
Im Prinzip ist jede Suggestion nur dann erfolgreich, wenn sie eine entsprechende Autosuggestion auslöst.
Von Autosuggestionen sprechen wir dann, wenn wir uns selbst zu bestimmten Reaktionen veranlassen. Das muss uns wiederum nicht bewusst sein.
Herzlichst
Ihre Sylvia Bieber
www.sylvia-bieber.de
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