Selbstverwirklichung und Holotropes Atmen
- Teil 4 -
von Dr. Sylvester Walch -
3.2 Spirituelle Orientierung.
Die Einbettung eines Atemseminars in eine spirituelle Grundatmosphäre ist eine nicht zu unterschätzende Ressource, die das Erleben von Sicherheit, Vertrauen und innerer Führung weiter fördert. So trägt beispielsweise eine regelmäßige Meditation am Morgen dazu bei, sich seines Wesenskerns bewusst zu werden, achtsamer miteinander umzugehen und die Atemerfahrungen mit der Kraft der Stille auf einer tieferen Ebene zu verankern. Dadurch wird die dynamische und ausdrucksfördernde Arbeit im Holotropen Atmen wunderbar ergänzt.
In der Meditation geht es, anders als beim holotropen Atmen, daru , dass wir das, was sich in uns zeigt, nicht ergreifen oder dem weiter nachgehen, sondern es einfach nur loslassen.
Wer zu meditieren beginnt, wird damit freilich in der Anfangszeit auf größere Schwierigkeiten stoßen. Das freischwebende Hineinhören in die Stille kann durch die Unstrukturiertheit zu erhöhten körperlichen Spannungen wie zu einem verstärkten Gedankenfluss führen. Gerade dann, wenn wir ruhig werden wollen, wird es zunächst lauter. Das ist normal, denn wenn wir innehalten, beginnen wir erst zu hören, wie viele Geräusche in uns sind. Es ist ein gutes Zeichen, denn es bedeutet, dass die Sinne wach werden.
Meditation führt generell zu mehr Wahrnehmungssensibilität, Klarheit und Verbundenheit.
Wenn man nun die inneren Abläufe weder kommentiert noch bewertet, sie also einfach nur sein lässt, kann sich der Geist sammeln und tief in das Innerste seines Wesens versenken.
Durch das Zurücktreten des identifizierenden Bewusstseins und der Zentrierung auf den gegenwärtigen Augenblick bemerken wir auch bald, dass etwaige Sorgen, Pläne oder Frustrationen, mit denen wir uns sonst intensiv beschäftigen, in den Hintergrund treten. Da unser Fokus dann nicht mehr auf etwas Bestimmtes gerichtet ist, kann unser Bewusstsein beweglicher, weiter und offener werden.
Wenn im unmittelbaren Gewahrsein alles so erscheint, wie es ist, dann können die endlichen Dinge aus einer transzendenten Perspektive in ihrer Transparenz und Verbundenheit wahrgenommen werden.
Rumi sagt: Hinter den Gedanken liegt ein Feld. Möchtest Du mich dort treffen?
Er verweist auf das vom Vorstellen und Denken unberührte Sein, das sich nur durch Gewährenlassen entbirgt. Alles darf so sein, wie es ist und wir fühlen uns vollkommen in der Ordnung, eingebettet in das Ganze, tief verbunden mit dem Leben und der Mitwelt.
Diese zulassende und achtsame Atmosphäre, die durch gemeinsame spirituelle Übungen gefördert wird, hat auch einen positiven Effekt auf einen wertschätzenden Umgang mit Atemerfahrungen. Deshalb werden, im Rahmen dieser Seminare, auch kontemplative Reisen, Rituale oder Mantra singen angeboten.
Herzlichst
Dr. Sylvester Walch