Vom Ego zum Selbst - Rezension von Dr. Ingo B. Jahrsetz.
von Dr. Sylvester Walch -
Sylvester Walchs neues Buch zeichnet informationsreich und geerdet das Menschenbild der Transpersonalen Psychologie und Psychotherapie. Es ist eine Art Kompendium, ein Lehrbuch für PsychotherapeutInnen und für Menschen, die sich für eine Integration psychotherapeutischer Arbeit und spiritueller Entwicklung interessieren. Viele anschauliche Übungen können Anregungen für eigene Entwicklungsschritte sein.
Sylvester beschreibt einen Weg, der ein Weg radikaler Wahrheitssuche ist. Am meisten profitiert, wer ihn auch selbst geht.
Dabei wird eines der wesentlichen Anliegen Sylvesters immer wieder deutlich, eine fundierte Integration von psychotherapeutischer und spiritueller Arbeit. Er beschreibt dies mit dem Begriff der „psychospirituellen Begleitung“.
Darunter wird eine psychotherapeutische Arbeit verstanden, die ohne spirituelle Offenheit, sehr leicht eng wird und sich in den Fallen des Ego verstrickt. Gleichzeitig ist dies eine spirituelle Begleitung, die kompetent psychopathologischen Strukturen eines geschädigten oder „falschen Selbst“, wie auch emotionale Verstrickungen im Prozess spiritueller Öffnung Hindernisse wahrnehmen und deren Überwindung unterstützen kann.
„Psychotherapie“, schreibt Sylvester Walch, „löst die Fesseln des entstellten Selbst, der spirituelle Weg befreit zum universalen Selbst“ .
Es geht um Fragen wie: Was ist das Selbst? Seine zwei Pole: das persönliche Selbst, das Selbstgefühl eines Menschen durch sein persönliches Leben, seine Identität und das universale Selbst, das in die Tiefen der Transzendenz reicht und uns mit dem Geheimnis des Lebens verbindet.
Was ist das Ich? Was ist das Ego? Was ist der Ego-Tod?
Wesentlich ist, beide voneinander zu differenzieren. Das Ich nämlich ist die menschliche Fähigkeit, Distanz zu den eigenen Gefühlen, Erlebnisweisen herzustellen. Das Ego besteht aus Gedanken und Gefühlen, die sich und andere schädigen.
Die Transformation des Ego ist ein langer und schwieriger Prozess, unterstützt wird dieser von einem starken Ich. Dieses ist eine Voraussetzung für die Herausforderungen des so genannten spirituellen Weges. Der Tod des Ego kann ein sehr dramatischer Prozess sein, in dem tiefe Selbstwertzweifel, Einsamkeit und Getrenntsein, vielleicht Furcht und Todesangst durchlebt werden.
Wer sich diesem Prozess aufrecht stellt, wird reichlich belohnt. Feindseligkeit verwandelt sich in Mitgefühl, das Bewusstsein, Opfer zu sein der Lebensumstände, verschwindet und erweckt die Bereitschaft zu vergeben und die Freude, den Prozess des Lebens kreativ zu gestalten.
An vielen Stellen des Buches fügt Sylvester Beispiele aus „Erfahrungsprozessen des Holotropen Atmens“ an. Er sieht das Holotrope Atmen als eine intensive und ausgezeichnete Weise transpersonaler Selbsterfahrung. Denn was erfahren wird, ist orientiert am universalen Selbst und durchdrungen von Strömen der Liebe.
Wohin geht die Reise?
Eines der Kapitel heißt „Offene Spiritualität“.
„Erleuchtung“ stellt sich ein, wenn die Konzepte über das Leben beiseitetreten.
Der Weg in ein „befreites Selbst“, der Weg zum Erwachen öffnet sich, wenn Menschen bereit sind, immer wieder Inventur zu halten, die eigenen Schatten anzuschauen, ihr Bewusstsein zu erweitern, indem sie einsteigen in den Fluss des Lebens.
Alles ist sinnvoll, was uns dort begegnet, letztendlich wird realisiert das, was sich im Außen ereignet, im Innen geschieht. Unser Bewusstsein ist selbst Teil der Evolution, die Kreativität dieser Welt.
„Alles, was geschieht, ist sinnvoll und dient unserer Entwicklung. Indes ist der Weg zur Ganzheit kein automatischer Vorgang … .
Nur wer leidenschaftliche sucht und sich selbst riskiert, wird die Früchte des Lebens ernten.“
Mir hat das Lesen des Buches Freude gemacht, Vieles spricht mir aus dem Herzen, ich danke Sylvester sehr für unsere Freundschaft.
Freiburg, 6. Januar 2012
Dr. Ingo B. Jahrsetz
Herzlichst
Dr. Sylvester Walch