Erziehungsbewusstsein (Teil 1).
von Sara Marija Hardenberg -
Erziehungsmethoden und deren Wandel innerhalb der letzten Jahrhunderte zu beschreiben ist sicher eine spannende Sache. Es gibt eine Vielzahl an wissenschaftlichen Methoden und praktischen Herangehensweisen. Mehrere Fächer greifen ineinander über und versuchen, mit Rücksicht auf momentane Strömungen innerhalb unserer Gesellschaft die besten und die zeitgemäßen Formen der Erziehung herauszustellen.
Fragt man jedoch einmal dazu junge Eltern, oder eine allein erziehende Mutter, oder einen allein erziehenden Vater, bekommt man oft zu hören: „Das ist ja alles schön und gut. Sicher ist das auch plausibel. Aber wir tun ja, was wir können. Mit all der Kraft, die wir haben. Ja, ich habe dieses und jenes Buch gelesen. Sehr interessant. Vieles ist aber auch schöne Theorie. Haben Sie mal zwei Jobs, Ihr Mann ist krank und kann nicht arbeiten? Und kümmern sie sich dann mal voller Ruhe und Freude um ihre bedürftigen Kinder, wovon eins mit Brechdurchfall im Bett liegt. Ich hätte es auch lieber anders.“
Über eines jedoch ist sich mit ziemlicher Sicherheit jeder einig, ob in der Theorie, oder in der Praxis: Am Ende des Tages geht es auch hier um die Liebe.
Das, worum es hier geht, kann jeder einzelne Mensch erreichen. Man muss kein Neurochirurg sein, um so etwas wie Liebe zu begreifen. Und man muss kein Psychologe oder Pädagoge sein, um für sich selbst zu wissen, dass man Liebe leben, verbreiten und an seine Kinder weitergeben will. Wer würde nicht sein Kind in Liebe erziehen wollen? Welche Person könnte nicht - wenn sie einmal darüber sinniert - für sich bewusst haben, ob Sie mit Liebe erzogen wurde, oder ob sie mit emotionalen Mängeln groß geworden ist.
Welcher Mensch könnte nicht mit Leichtigkeit die Fehler aufzählen, die seine Eltern gemacht haben? Jeder erwachsene Mensch wird intuitiv wissen, was er „mit Sicherheit“ niemals mehr so machen würde, wie es seine Eltern mit ihm gemacht haben. Allzu oft werden aber dieselben Fehler vom so Geschädigten beim eigenen Kind wiederholt. Oder diese Vorsätze und inneren „heiligen“ Schwüre geraten zu krassen Gegenbewegungen, zum Ausschlag desselben Pendels ins andere Extrem. Wie auch immer – in den meisten Fällen lösen sich die so erduldeten Verfehlungen der Eltern nicht einfach in Wohlgefallen auf, sondern werden – in der ein- oder anderen Variation – an die nächsten Kinder in bester Opfer-Täter-Manier weiter gegeben.
Es sei denn, man entwickelt vorab ein besonderes Bewusstsein.
Ein Bewusstsein für Erziehung. Dieses Erziehungsbewusstsein hat seine Wurzeln im Liebesbewusstsein. Anders gesagt: Ohne das Liebesbewusstsein ist das Erziehungsbewusstsein, worum es hier geht, gar nicht möglich.
An anderer Stelle wurde schon beschrieben, was es bedeutet, das Liebesbewusstsein zu leben. Aber um das Erziehungsbewusstsein verstehen, integrieren und leben zu können, ist der direkte Bezug zum Liebesbewusstsein unerlässlich.
Ein Bewusstsein für die Liebe zu haben, ist der Anfang. Es ist eins, von der Liebe zu wissen, aber etwas völlig anderes, vollkommen kompromisslos, ohne Wenn und Aber für seine Liebe einzustehen. Das bedeutet in erster Linie, um seine eigene Seele zu wissen, für sie einzustehen, diesen Anteil mit allem, was man hat, zu schützen, zu nähren und wachsen zu lassen. Das heißt, man ist durchdrungen von dem Bewusstsein darüber, dass man für sich selbst sorgt und für alles, was einem heilig ist. Alles, was die eigene Seele ausmacht, zu ehren, alle Werte, die einem wichtig sind, zu leben. Über jeden Mangel, über jede Angst und über jede negative frühere Erfahrung hinweg zu gehen. Das heißt, sein Ego zu bezwingen. Und das wiederum heißt, hart an sich zu arbeiten. Wer dazu nicht bereit ist, wird auch keinen Spaß mit dem Erziehungsbewusstsein haben.
Es kann nicht genug hervorgehoben werden, dass die Konsequenz, die das Liebesbewusstsein einem Menschen abverlangt, sich übergangslos auf das Erziehungsbewusstsein übertragen lässt. Dem Anspruch, den das Erziehungsbewusstsein hat, der Wahrhaftigkeit und Konsequenz, die es einfordert, sollte man gewachsen sein. Es gilt, sich dem zu stellen. Genauso gilt es, sich seinen eigenen Unzulänglichkeiten und Mängeln zu stellen, um seiner eigenen Seele gerecht zu werden.
Das Erziehungsbewusstsein richtet sich daher an all diejenigen, die wirklich das Beste für sich und ihre Kinder erreichen wollen. Und die sich daher nicht scheuen, sich selbst ganz objektiv zu betrachten und wahrhaftig mit sich umzugehen.
Es ist logisch, dass man nichts weitergeben kann, was man nicht vorher für sich erkannt und gelebt hat. Es wird offensichtlich, dass man einem Kind nur Halt geben kann, wenn man Grundwerte lebt, die einem selbst Halt geben. Menschen, die keinen Halt kennen, die sich in Beziehungen und Erziehung stürzen, geben bald genau das weiter, was sie selbst nicht leben wollten.
Mit dem Erziehungsbewusstsein verhält es sich ähnlich wie mit der Sicherheitsunterweisung bei Linienflügen. Bei auftretendem Druckabfall und Sauerstoffmangel während des Fluges ist man angehalten, zuerst sich selbst die Sauerstoffmaske an seinem Sitz überzustreifen und sich dann um seinen Nebenmann zu kümmern. Sei es das eigene Kind oder ein dicker, schwitzender Passagier. Ist man einmal in der Luft, ohne dass einem dies vorher „bewusst“ gemacht wurde, kann es schief gehen.
So auch in der Erziehung. Ist man einmal in Erziehung unterwegs, wäre es seelisch sinnvoll, seine eigene seelische „Sicherheitsunterweisung“ hinter sich zu haben. Und das bedeutet: Das, was für die eigene Seele gilt, hat für die junge Seele des Kindes umso mehr Bestand.
Auf das Feld des Bewusstseins übertragen, kann man sagen:
Ganz klar geht es darum, das unbestimmte - wenn auch wunderbare und große Gefühl der Liebe konkret mit seinen Werten zu füllen. So lange man sich selbst sagt, dass man Liebe leben will, sich aber über seine Werte nicht bewusst ist, lebt man nur in einer gewissen Vorstellung, in einem Abglanz der Realität. Erst die Werte, die man für sich ausmachen kann, die einem Orientierung geben und lenken können, verbinden die Liebesfähigkeit des Menschen mit seiner eigenen Realität, Wahrhaftigkeit und Wahrheit. Und das heißt, mit seiner Umwelt und seinen Mitmenschen.
Die inneren Werte verbinden den Menschen mit dem Göttlichen und den göttlichen Werten und verwurzeln sie im eigenen Leben. Und all das ist nichts weniger, als das göttliche Ansinnen, dass wir Menschen eingeladen sind, unsere eigene Schöpferkraft zu erkennen und zu entwickeln. Unser eigener Schöpfer im Leben zu sein, also Gottesbewusstsein zu leben.
Dieser Anspruch trägt sich auch ins Erziehungsbewusstsein. Mithilfe des Erhabensten Gedankens.
Gemeint ist, diesen Weg bei seinen Kindern fortzusetzen. Also dem Kind seinen eigenen, innersten Gott näherzubringen. Wir tun unseren Kindern Gutes, wenn wir sie frühzeitig in Bezug bringen zu sich selbst.
Im kommenden Zweiten Teil erfahren Sie mehr zum Thema "Erziehungsbewusstsein"
Herzlichst Sara Marija Hardenberg
