von Oliver Unger
Stell dir einen mit Luft gefüllten Luftballon vor. Er ist dein sympathisches, angespanntes Energiesystem. Wenn du die Luft zu schnell ablässt, gelangen zuvor abgespaltene Bewusstseinsanteile vorschnell wieder ins Bewusstsein, bevor die Selbstregulationsfähigkeit die entsprechende Kapazität aufweist.
Für den Klienten ist das, als würde er sein Trauma erneut erleben bzw. für sensitive Menschen stellt dies eine unverdaubare Reizüberflutung dar. Dies führt zu einer neuerlichen überschießenden Spannung im Symphatischen Nervensystem und hat zur Folge, dass der Klient „dicht“ macht. Er baut erneute Widerstände auf, der Parasymphathicus schreitet ein und es kommt erneut zu Dissoziation.
Wie kann die Selbstregulation wieder in Gang gebracht werden?
Langsames Ablassen der Luft hingegen bewirkt, dass die abgespaltene Inhalte nach und nach wieder ins Bewusstsein zurück gelangen dürfen. Das Symphatische Nervensystem lernt Schritt für Schritt, mit diesen Inhalten umzugehen, und gleichzeitig in einem sich selbst regulierenden Zustand zu bleiben. Es wird eine entsprechende Prägung im Gehirn angelegt.
Mit wachsender Selbstregualtionsfähigkeit und jedem gelungenen Dosieren der richtigen Menge Luft, die abgelassen wird, kann mehr Luft abgelassen werde. Die Spannung sink allmählich. Abgespaltene Bewusstseins-Inhalte und Erinenrungen werden durch diese neue Präsenz im Körper in einen neuen Bezugsrahmen gebracht. Man nennt dies auch „Neuverhandeln“ des Traumas/der Situation.
Der Klient entwickelt das Gefühl dafür, dass er wieder Herr über sein Reich, den Körper, ist. Traumatisierte Klienten verstehen auf einer tiefen, körperlichen Ebene, dass das Trauma vorbei ist.
Da du mit deiner Re-Etablierung der Selbstregulation des Klienten irgendwo beginnen musst, ist es geschickt, Ressourcen zu finden, die dem Klienten schon jetzt zur Verfügung stehen. Dies können Fähigkeiten sein, die er hat, es können schöne Erinenrungen sein oder einfach nur Gegenstände im Raum, die er schön findet. Hör ihm genau zu, beobachte ihn und sei kreativ. In der richtigen Dosierung senken Ressourcen Sympathische Spannung. Sie bringen den Klienten ein Stück zur Ruhe. Aber Achtung: Zu viel Kontakt zu seinen Ressourcen können wiederum zuviel Luft auf einmal aus dem Spannungs-Ballon entlassen und dabei zu starke Reizüberflutung hervorrufen.
Manchmal hilft es auch, den Klienten einfach für einen Moment in Ruhe zu lassen, keine Berührung, keine Intervention durchzuführen. Sein Körper und seine Psyche bekommen Raum, allem seinen freien Lauf zu lassen.
Ein Small-Talk kann diesen Prozess fördern, weil der Klient dann mit der Aufmerksamkeit ein wenig von der Intensität oder Schmerzhaftigkeit seines Prozess abgelenkt wird.
Herzlichst Oliver Unger