„Wir leben in einer Zeit, in der Veränderungen leicht gehen – wenn es nicht geht, zeigt das den Widerstand der betreffenden Person“.
Mit solchen Worten wurde ich neulich konfrontiert. Ich hole mir ab und zu im Rahmen einer Supervision professionellen Rat – denn auch ein Zahnarzt bohrt sich nicht selber in den Zähnen – und so wollte ich einen blinden Fleck erhellen. Dieses Mal bei einem für mich neuen Coach im Rahmen des systemischen Stellens.Frustriert fuhr ich wieder nach Hause. Mein Thema löste ich dann mit einer Therapeutin auf, die keine Angst vor Herausforderungen hatte.
Warum schreibe ich das? Ich höre von verschiedenen Seiten, dass der Tenor: „wir leben in einer Zeit, in der Veränderungen leicht geschehen“ lauter wird. Dem kann ich einerseits zustimmen. Veränderungen gehen leicht, wenn der Heilprozess nur noch das I-Tüpfelchen, den letzten Anstoß braucht. Das Bewusstsein wächst, dass wir unser Leben in die Hand nehmen und Veränderungen bewirken können. Dieses Bewusstsein hilft die Opferrolle abzulegen.
Veränderungen gehen schneller als früher, wenn wir verschiedene Techniken wie Psych-K, Klopfen mit PEP, NLP, Mentaltraining, systemisches Stellen, etc. anwenden.
Wir brauchen nicht mehr in der Tiefe des Schmerzes verweilen und die Wut oder den Zorn ausleben. Doch es ist wichtig, diese Gefühle anzunehmen, zu spüren, zu akzeptieren und wertzuschätzen. Sie haben ihre Berechtigung. Was möchte ich Ihnen damit sagen? Die schnell dahin geworfene Bemerkung: „es muss leicht gehen und wenn nicht, zeigt das den Widerstand“ setzt den Menschen der Hilfe sucht unter Druck. Versagensgefühle wachsen. „Ich bin nicht o.k., wenn ich in meinem Schmerz stecke, wenn es mehr als eine traurige Facette zu dem Thema gibt, wenn es eben nicht so schnell geht“. Damit wird der Heilprozess erschwert oder verhindert, ein neuer Schmerz kommt hinzu.
Auch Verwirrung wird leider öfter als Widerstand ausgelegt, doch Verwirrung kann ebenso ein gutes Zeichen sein: „das Gehirn arbeitet, es wird an alten Verbindungen gerüttelt, es werden neue Wege gesucht“. Und wenn Verwirrung ein Schutz ist? Auch dann sollte dieses nicht als Widerstand ausgelegt werden, sondern ein Hinweis für den Therapeuten / den Coach sein, achtsam mit dem Menschen der einem gerade sein Vertrauen schenkt umzugehen.
Meine Botschaft heute an Sie: Seien Sie hellhörig, wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Problem, Ihr Schmerz, Ihr Weg zu wenig angenommen werden. Haben Sie den Anspruch, wertschätzend behandelt zu werden. Natürlich ist es ein Balanceakt zwischen dem Verharren in der alten Situation mit den schmerzhaften Gefühlen und dem nächsten Schritt. Der Wille zu wachsen und zu reifen, die Bereitschaft zur Eigenverantwortung ist die Basis. Doch hüten wir uns doch bitte vor der „Fast-Therapie“, die auf zu schnellem Erfolg aus ist. „So langsam als nötig und so schnell als möglich“ könnte das Motto sein.
Wenn Sie an sich zweifeln oder sich minderwertig fühlen, weil Sie den Ansprüchen anderer nicht genügen, möchte ich Ihnen einen Satz mit auf den Weg geben: „ich liebe und akzeptiere mich, auch wenn ich den Vorstellungen anderer nicht entspreche.“ (Finden Sie die Formulierung die zu Ihnen passt.)
Seien Sie gut zu sich.
Ursula Lauterbach