Wem soll ich folgen, meiner Intuition oder der Vernunft?
von Dr. Dagmar Berg
Normalerweise lassen wir uns viel zu selten von unserer Intuition leiten und meinen besser unserem Verstand folgen zu müssen. Doch die Erfahrung hat uns gelehrt, dass die Intuition oft besser ist als die Vernunft.
Doch was ist Intuition eigentlich? Worauf beruht sie?
Im Meyers Lexikon von 1880 wird Intuition mit Eingebung, eine übersinnliche Schau, eine unmittelbare Erkenntnis von Wesenszusammenhängen erläutert.
Die Intuition kann mit Hilfe der Vernunft kontrolliert werden, kann sich jedoch jeder Kontrolle und Analyse entziehen. Intuition ist die Gewissheit eines über der Vernunft stehenden Irrationalen.
Folgende Aspekte kennzeichnen die Intuition:
1. Es ist eine Begabung, auf Anhieb eine gute Entscheidung zu treffen ohne die Gründe dafür zu verstehen.
2. Die Fähigkeit, Eigenschaften von Umständen oder Emotionen eines Menschen sehr schnell zu erfassen und instinktiv zu handeln
3. Intuition wird aus dem Unbewussten geschöpft und beeinflusst eine Entscheidung
4. Der Volksmund nennt es „ Bauchgefühl“ ohne dass eine Erklärung dafür gegeben werden kann.
Die Naturwissenschaft beurteilt Intuition kritisch, da sie nicht beweisbar ist. Allerdings kann sie nicht leugnen, dass intuitiv gefällte Entscheidungen meistens besser sind als rational getroffene. Das Unbewusste muss in der Lage sein, bei einer Entscheidung mehr Informationen zu berücksichtigen, als der bewusste Verstand, der zwar klar analysieren kann, jedoch nur auf vergleichsweise wenige Informationen zurückgreifen kann.
Unser Verstand ist beschränkter als unser Gefühl!
Bei einer intuitiv gefällten Entscheidung werden wir vom Gefühl gelenkt und unser Gefühl ist weitreichender und stammesgeschichtlich viel älter als unsere Großhirnrinde. Modernste biologische Forschung zeigt, dass Gefühle die Basis des Lebens sind. Es wurde nachgewiesen, dass jede Zelle – unabhängig davon, ob sie von einem Menschen, einem Tier oder einer Pflanze stammt- ein Empfinden hat, was ihr gut tut oder schadet.
Da alles aus einzelnen Zellen zusammengesetzt ist, sind Organismen fühlende Wesen oder Pflanzen die ihre Umgebung nach dem Gefühl, ob es ihnen gut geht, ob sie sich vermehren und sich weiterentwickeln können, entscheiden.
Die Reaktion der Zellen lassen sich heute im Labor unter hoch auflösenden Mikroskopen genau beobachten und aufzeichnen. So wie uns die Quantenphysik am Beispiel der Quarks die Informationsübertragung unabhängig von Zeit, Raum und Materie gezeigt hat, so erfahren wir durch die neue Biologie – man könnte sie auch Quantenbiologie nennen- Neues über das Bewusstsein und die allgemeinen Lebensvorgänge.
Jede Zelle entwickelt sich aus der Sehnsucht heraus zu sein und zu leben. So entstehen der Mensch aus der befruchteten Eizelle und der Baum aus dem Kern der in die Erde fällt. So wie jede Zelle eine Zellhülle, einen Zellkern und Plasma in sich enthält, so wird sie von dem Wünsch und Gefühl sich vermehren zu müssen um zu überleben beherrscht.
Diese Gefühle und Empfindungen sind Kennzeichen des Lebens und eines Bewusstseins. Dieser Überlebenswille und Wunsch ist überall in der Natur enthalten und kein Kennzeichen von höher entwickelten Lebewesen. Zellen sind Atome des Willens und des Gefühls, sich beständig erneuern und vermehren zu wollen.
Wie Zellen sich verhalten, hängt offensichtlich nicht nur von ihrem eigenen inneren Zustand, sondern auch von dem Beobachter ab. Entsprechendes hat Heisenberg bei den Quarks herausgefunden.
Wenn man dies berücksichtigt, ist vollkommen verständlich, warum intuitiv getroffene Handlungen und Entscheidungen besser sein müssen, als sorgfältig überlegte. Unsere Intuition kommt aus unserem Überlebenswillen, auch aus einem Gefühl der Symbiose mit allem heraus.
Denn wir sind alle mit allem verbunden!
Wir müssen Sauerstoff aufnehmen und geben Kohlendioxyd ab. Den braucht die Pflanze zum Leben und stellt daraus für uns den Sauerstoff her. Wir nehmen Pflanzen und Eiweiß von Lebewesen zur Nahrung auf, werden aber auch wieder zur Nahrung für andere.
Je besser wir lernen wieder unsere unbewussten Gefühle wahrzunehmen, desto besser können wir diesen Zusammenhang erkennen. Unsere Intuition kann deshalb aus einem unerschöpflichen Reservoir an Wissen schöpfen. Blitzschnell gibt uns unsere Intuition eine Entscheidung, oder lässt uns handeln, ohne jede Überlegung. Diese Entscheidung wird richtig sein, denn sie dient zum Wohle von allem.
Entscheidungen, die vom Kopf her gefällt werden, können uns schaden. Ich darf an die Selbstmordattentäter erinnern. Keiner wird annehmen, dass dies intuitive Taten sind! Sie sind lange vorbereitet und überlegt worden und sollen nur zerstören. Intuitive Taten und Entscheidungen wollen und werden mir oder anderen helfen.
Wie können wir unsere Intuition schulen?
Indem wir lernen wieder auf unsere innere Stimme zu hören. Sie ist ein Ausdruck der Intuition in uns. Je bewusster wir leben und lernen unsere unbewussten Gedanken zu kontrollieren, desto besser werden wir unsere Gefühle wahrnehmen. Aufmerksamkeit und Meditation kann ein Weg dazu sein
Zum Schluss möchte ich noch kurz darauf eingehen, warum der Volksmund Intuition mit Bauchgefühl bezeichnet. Candace Perth, eine amerikanische Wissenschaftlerin, hat entdeckt, dass im Darm die größte Ansammlung von Molekülen die Gefühle repräsentieren angesammelt sind. Wie immer drückt unsere Sprache als Symbol vieles aus was wir nicht oder noch nicht mit unserem Verstand erklären können.
Folgen wir deshalb besser unserer Intuition und zerstören sie nicht mit unserem Verstand.
Herzlichst Dagmar Berg