Welche Kommunikation bringt die volle Blüte der Selbstregulation hervor?
von Oliver Unger
Kommunikation berührt. Anders als Hände, berührt sie viele Bereiche im Gehirn und viele Themen, je nachdem wie du sie einsetzt. Kommunikation kann sowohl tief als auch oberflächlich berühren. Sie ist eine Art und Weise, dein Instrument (den Klienten) zu spielen.
Da du nicht weißt, was richtig und was falsch ist und jeden Moment neu entscheiden musst, sei authentisch. Sei im Hier und Jetzt, greife auf, was ist- genau so wie es ist- mit den selben Worten, die der Klient benutzt.
Befindet sich jemand in einem hohen Spannungszustand, kannst du wahrscheinlich nur authentisch, sanft und liebevoll sein. Spüre, was in dir ist, biete es deinem Klienten als Auswahlmöglichkeit dar. Frage offen und akzeptiere, wenn er dein Angebot nicht will.
Sinkt die Spannung im Klienten, kann es zu Stockungen kommen. Du bekommst vielleicht das Gefühl, dass du nicht weiter kommst. Dann bring den Prozess in Bewegung, indem du das Instrument fester spielst. Jetzt greifst du richtig in die „Saiten“. Dies nenne ich Provokation (=Hervorholung). Das bedeutet, dass du deinem Klienten ein Spiegel bist. Weise ihn darauf hin, was mit ihm ist, was du zwischen den Zeilen wahrnimmst. Spüre, welche Provokation geht, vielleicht kannst du einen kleinen Scherz einbauen, ihn mit Vermutungen konfrontieren, was auch immer. Er soll aufwachen. Im Herzen sei bei ihm, fühle mit ihm, achte ihn auch jetzt zutiefst. Achte seinen Prozess als Willen Gottes.
Grundsätzlich unterscheide ich zwei Arten, mit deinem Klienten zu sein: Du kannst mit ihm mitgehen, dich auf seine Gefühle, seine Bewegungen, seine Spannungszustände einlassen. Dann wird eure Sitzung ein Tanz. Das ist wie die direkte Arbeit am Krisenherd.
Erlaub dir, Leinwand zu sein, so dass er sich auf dir abbilden kann. Spüre, was er spürt und teile es ihm mit. Es entsteht eine Symbiose. Manchmal führt er, manchmal du- wobei du immer im Hier und Jetzt und in deiner Achtung vor seiner Geschichte bleibst. Ein Stück weit tauchst du ein, nur behalte die Fähigkeit, auch wieder aufzutauchen. Ich nenne das auch „dynamische Vorgehensweise“.
Die andere Position in eurer gemeinsamen Arbeit ist die des Beobachters. Sie ist eine spiegelnde Position. Alles, was irgendwie innerhalb des Klienten passiert, ist nicht dein Bier. Du spürst nur, was in DIR geschieht. Lass die Finger von ihm. So fungierst du als Spiegel und gibst ihm das Signal „Er ist er, du bist du und ihr beide seid unterschiedlich- und alles ist okay, wie es ist.“
Du stellst ihm einen Geschenkkorb vor seine Füße und schaust, was er damit macht.
In beiden Fällen achtest du unbedingt auf eure Grenzen und eure Räume. Doch wie entscheidest du, was jetzt richtig ist? Probier es aus. Jede Situation und jedes Thema ist anders und erfordert eine andere Vorgehensweise. Doch generell sei gesagt, dass du mit dir selbst in Kontakt bleiben musst- egal ob du dynamisch mitgehst oder außen vor bleibst. Ist dies nicht gegeben auf dem Weg, den du grade eingeschlagen hast, versuch die jeweils andere Methode.
Herzlichst Oliver Unger