Nichts verändern wollen
von Gerd Bodhi Ziegler -
Ich hatte das besondere Glück, Zeit meines Lebens beruflich nichts anderes zu tun, als mit Menschen zu arbeiten. Es war mir schon immer eine besondere Freude, Menschen auf dem Weg ihrer Selbstfindung zu begleiten.
Ich bezeichne dies als Glück in dreierlei Hinsicht. Zum einen wäre ich ohne diese Möglichkeit, meine Bestimmung zu erfüllen, möglicherweise gar nicht mehr am Leben. Es ist das, was mich inspiriert und begeistert und was mir unverändert über all die vielen Jahre Freude macht.
Zum anderen war es für mich ein Glück, weil es immer wieder Menschen gab, die sich genau für das interessierten, was ich mit ihnen zu teilen bereit war. Dabei handelte es sich stets um die Themen und Inhalte, die mich selbst intensiv beschäftigten und aufgrund von eigenem Betroffensein interessierten: Prozesse, durch die ich auf dem Weg meiner Selbstfindung ging und Lektionen, die ich selbst zu lernen hatte – mehr oder weniger freiwillig. Indem ich mit den Teilnehmern meine Erfahrungen und Einsichten teilte, lernte ich gleichzeitig auch Wesentliches von ihren Schritten zu sich selbst.
Und schließlich war es für mich ein großes Geschenk, so viele unterschiedliche Lebenswege und Schicksale kennen zu lernen. In einer Atmosphäre des Vertrauens öffnen sich Menschen auf tief berührende Weise. Dies gab und gibt mir tiefe Einblicke in unzählige Lebensthemen und Schicksale. Es offenbart mir das große Spektrum menschlicher Entwicklung. Ich erlebe jeden einzelnen als essenziellen Teil meiner selbst.
Es ist, als sei jede einzelne Lebensgeschichte ein Teil von mir, so als hätte ich alles irgendwann in der einen oder anderen Weise selbst durchlebt. Dieser Einblick in den Spiegel menschlicher Möglichkeiten hat in mir ein tiefes Verständnis und ein grenzenloses Mitgefühl wachsen lassen.
So ist es mir unmöglich geworden, auch nur eine einzige dieser Facetten zu verurteilen oder zurückzuweisen. Alle Menschen, mit denen ich arbeiten durfte, haben auch mich jedes Mal etwas Wertvolles gelehrt. Indem sie sich öffneten und mitteilten, haben sie mich auf den Weg in die Bedingungslosigkeit geführt. Dies hat sich bis heute fortgesetzt.
Während ich früher mit vielen unterschiedlichen Themen und Techniken gearbeitet habe, wird es heute zunehmend einfacher und erstaunlicherweise noch effektiver. Einige bewährte Methoden und Werkzeuge sind geblieben. Doch im Wesentlichen geht es immer wieder um die essenziellen Begegnungen mit sich selbst und mit dem Spiegel der Weggefährten. Die gemeinsame Ausrichtung auf die Frequenz bedingungsfreier Liebe erschafft ein wunderbares Energiefeld, in dem sich spontan echte Selbsterkenntnis, Heilung und Befreiung einstellen können.
Indem wir uns gegenseitig darin unterstützen, aus den Geschichten auszusteigen, in denen wir uns gefangen fühlen, können wir miteinander den kraftvollen Raum des Ewigen Jetzt betreten. Die Potenziale unseres wundervollen Seins treten an die Stelle der Ur-Wunden, die unsere menschlichen Erfahrungen so lange begrenzt und mit Leiden erfüllt haben.
Während es früher in der Arbeit darum ging, uns zu verändern und etwas zu erreichen - ein Ziel, einen Idealzustand oder gar Erleuchtung – , ermutige ich heute die Menschen, bewusst auf jeden Versuch zu verzichten, sich selbst durch inneres Kämpfen verändern zu wollen.
In vielen Büchern lesen wir: „Verändere dich selbst, dann verändert sich dein Leben.“ Obwohl dies auf eine Weise stimmt, ist es dennoch eine Tatsache, dass dies praktisch nur sehr selten gelingt. Jahrzehntelang habe ich versucht, mich zu verändern, mich anders haben zu wollen, als ich bin. Erst als ich diesen vergeblichen Versuch aufgab und lernte, mich zu umarmen und wertzuschätzen, so wie ich jetzt bin, veränderte sich vieles gnadenvoll zum Guten, wovon ich kaum mehr zu träumen gewagt hatte.
Jede Arbeit an sich selbst mit der Absicht, anders oder besser sein zu wollen, als man jetzt gerade ist, kommt aus einem offenen oder verdeckten Widerstand gegen das, was im gegenwärtigen Moment da ist und erlebt wird. Die Erfahrung hat uns immer wieder gezeigt, dass Transformation und Heilung auf diese Weise nicht geschehen können. Denn das, wogegen wir kämpfen, das, was nicht sein darf und beseitigt werden soll, bleibt uns hartnäckig erhalten. Je mehr wir dagegen mit Willenskraft ankämpfen, desto machtvoller wird es unsere Schritte in die Freiheit sabotieren.
Das Wunderbare ist, dass sich ohne Widerstand und Kampf ganz von selbst und von innen heraus eine erstaunliche Veränderung einstellt. Sie verwandelt buchstäblich alle Lebensbereiche. Diese befreiende Erfahrung machen die Teilnehmenden in meinen Seminaren immer wieder auf erstaunliche Weise. Im Prozess einer tiefen, radikalen Vergebung und Selbstannahme wird an Stelle von Ur-Schuld und Ur-Angst eine Ur-Liebe freigesetzt.
Wenn dies bei vielen Menschen gleichzeitig geschieht, entsteht ein kraftvolles Energiefeld von bedingungsfreier Liebe. Jenseits unserer persönlichen Kontrolle vollziehen sich die Wunder der Transformation und Befreiung. Einsichten und Erkenntnisse stellen sich mit erstaunlicher Klarheit ein. Die Liebe und Weisheit unserer göttlichen Führung bekommt Raum und kann uns von innen her heilen, befreien und erfüllen.
Der Text ist ein Auszug aus meinem aktuellen Buch „Wer liebt hat alles“.
Herzlichst
Gerd Bodhi Ziegler
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