Jetzt aber mal ehrlich.....
Lasst uns mal über die Wahrheit sprechen. Sind wir doch immer so erpicht auf die Wahrheit und somit auf die Gerechtigkeit, denn wir wollen es ja alles „recht“ machen. Also müssen wir die Wahrheit kennen.
Die Wahrheit ist: es gibt sie nicht. Jedenfalls nicht so, wie wir sie gerne hätten, die einzig richtige, wahrhaftig wahre Wahrheit.
Wenn 10 Personen Zeugen eines Unfalls sind und ihre Aussagen zu Protokoll geben, so wird es 10 verschiedene Aussagen geben. Sie werden sich vielleicht im Kern entsprechen, ....Fahrer A ist bei rot in die Kreuzung gefahren und ist dabei in das Fahrzeug von Fahrer B gefahren.... aber welche Farbe hat Fahrzeug A, welches Fabrikat, ist es neueren Baujahres oder älter, hat A versucht zu bremsen, hat er mit dem Handy telefoniert..... und doch erzählt jeder Zeuge seine Wahrheit. Er beschreibt das was er gesehen hat und die Geschichte, die ihm sein Verstand dazu erzählt.... und natürlich hat er sich ein Urteil gebildet: A ist schuld.
Aber es geht nicht um richtig oder falsch, um Unschuld oder Schuld, um Wahrheit oder Lüge.
Was für den Einen die Wahrheit ist, ist für den Anderen vielleicht unwahr.
Leben wir nicht alle unsere eigene „Wahrheit“?
Und wie tief enttäuscht und verletzt sind wir, wenn wir feststellen, dass wir uns getäuscht haben!
Vielleicht habt ihr auch schon einmal die Erfahrung gemacht, dass ein Mensch, dem ihr zu 100 % vertraut habt, euch angelogen hat, um für sich selbst einen Vorteil daraus zu ziehen, der für euch zum Nachteil war? Und sicherlich könnt ihr euch vorstellen, wie dumm und minderwertig man sich fühlt, wenn man das erst nach vielen Jahren feststellt, in denen man doch glaubte, glücklich zu sein. Wir haben die Zeichen gesehen, aber nicht wahr haben wollen, denn sie passten nicht in unsere Vorstellungen, in unsere Wahrheit.
Da gibt es natürlich viele Beispiele:
Es gibt Männer, die zwei Familien gleichzeitig haben und die Ehefrau erfährt nach 25 Jahren, in denen sie glücklich war, dass ihr Mann eine zweite Frau mit Kindern hat.
Es gibt Frauen und Männer, die fremd gehen und der Partner ahnt es nicht.
Es gibt „notorische Lügner“, die nie die Wahrheit sagen und die Partnerin kommt erst nach einer längeren liebevollen Partnerschaft dahinter, dass vielleicht an der ein oder anderen Geschichte etwas nicht stimmen kann. Natürlich hat sie irgendwann mal nachgefragt, da kam aber sofort der Vorwurf, sie würde wohl glauben ihr Partner lüge?!? Nein, natürlich nicht! Danach hat sie sich jedes Nachfragen dreimal überlegt, sie wollte ja ihren Partner nicht verletzten. Aber sie war sensibilisiert und irgendwann wurden die Zweifel größer. Nun fing sie an die Geschichten auf indirekte Weise zu überprüfen. Und es kam wie es kommen musste: Irgendwann fiel dann das Kartenhaus zusammen, die Partnerschaft zerbrach und zurück blieben zwei zutiefst verletzte Seelen.
Um beim „notorischen Lügner“ zu bleiben. Er hat diese junge Frau geliebt und wollte auch von ihr geliebt werden. Er selbst hat nicht geglaubt, dass er wirklich liebenswert ist. Also hat er das getan, was er schon seit vielen Jahren benutzt hat um die Aufmerksamkeit zu bekommen, die er sich gewünscht hat... er hat sich Geschichten ausgedacht. Geschichten von denen er annahm, dass sie ihn für diese junge Frau interessanter machen. Er hat nicht gelogen, um sie zu verletzen! Er hat es für sich gemacht, um von ihr geliebt zu werden. Vermutlich hat er die Geschichten, die er erzählt hat auch selbst geglaubt.
Der junge Mann hat seine eigene Wahrheit gelebt, die nun nicht mehr die Wahrheit seiner Partnerin ist.
Für die junge Frau stellt sich diese Erfahrung völlig anders dar: sie hat ihm vertraut und wollte natürlich nicht belogen werden. Die (erfundenen) Geschichten haben sie erst mal gar nicht interessiert, erst als ihr Zweifel gekommen sind, hat sie genauer hingehört. Sie hatte sich in ihn verliebt, so wie sie ihn wahrgenommen hat.
Auch sie hat sich eine Geschichte ausgedacht, sie hat in ihm etwas gesehen, das er nicht war. Ihr Verstand erzählt ihr nun natürlich zuerst die Geschichte von gut und böse, aber die kann nicht lange aufrecht erhalten werden, denn in ihrem Herzen kann sie fühlen, dass ihr Partner nicht böse ist. Also muss ihr Verstand erzählen, dass man niemanden auf der Welt vertrauen kann. Vermutlich hat sie auch früher schon einmal ähnliche Erfahrungen mit Lügen oder Lügnern gemacht. Und sie beginnt an sich selbst zu zweifeln: „ich kann ja nicht einmal mir selber vertrauen, wenn ich auf so jemanden reinfalle“.
Also wird ihr Verstand beschließen, nie wieder Jemanden zu vertrauen und schon gleich gar nicht sich selber. Lieber bleibt sie alleine, bevor sie sich noch einmal so verletzt lässt! Niemals mehr wird sie Irgendjemanden erlauben, sie so zu verletzen!
Aber nun sehen wir uns die Geschichte doch noch mal an! Ihr ahnt es ja schon, denn ihr habt natürlich genau gelesen und da stand es ja auch schon: Auch sie hat sich eine Geschichte ausgedacht, sie hat in ihm etwas gesehen, das er nicht war. Sie hat sich selbst belogen! Ihr kennt die Spiegelgeschichte! Ihr Partner hat ihr etwas gespiegelt, das sie an sich selbst ablehnt. Auch sie ist damit beschäftigt alles zu tun, damit sie ihr Umfeld überzeugen kann, dass sie eine Gute ist, dass sie es wert ist geliebt zu werden. Auch sie ist eine Schauspielerin, wie wir alle.
Und was ist denn nun die Wahrheit? Ist die Wahrheit, dass wir alle Schauspieler und Lügner sind?
Ja und Nein.
Ja, weil wir von klein an gelernt haben den Erwartungen die an uns gestellt wurden gerecht zu werden.
Und nein, weil wir genau deshalb nicht wussten, wer wir eigentlich sind.
Wir müssen uns selbst erst einmal kennen lernen. Bisher haben wir nur gelernt zu urteilen und uns selbst zu verurteilen. Wir haben nicht gelernt uns selbst anzunehmen wie wir sind und haben auch noch gedacht, dass wir so wie wir sind nicht in Ordnung sind und somit auch nicht liebenswert. Verletzt haben uns nicht die Anderen, verletzt haben wir uns selbst, indem wir uns verleugnet haben.
Ja, wir sind Schauspieler und Lügner und nein, denn wir haben es nicht besser gewusst, wir haben immer, zu jeder Zeit das Bestmögliche getan, das uns in dem jeweiligen Moment möglich war.
Ich glaube, es gibt sie die einzige allumfassende Wahrheit: Es ist die LIEBE. Wir alle sind aus der LIEBE gekommen. Wir alle leben in der LIEBE. Die LIEBE ist das Einzige, das immer war, das immer ist und das immer sein wird. Wir selbst (mit Hilfe unseres wunderbaren Verstandes) sind es, die uns die Fesseln anlegen, die uns blind machen für das, was IST.
Erst wenn wir unsere Blockaden erkennen, dann können wir uns in unserer Gesamtheit erkennen. Unsere Blockaden sind auch ein Anteil von unserem Selbst. Erst wenn wir sie erkennen, dann können wir uns liebevoll annehmen und unsere Blockaden wieder loslassen, in das Licht der LIEBE.
Wir alle sind auf einem wundervollen, spannenden Weg und wenn wir mal wieder eine dieser oft so schmerzvollen Erfahrungen machen dürfen, dann schauen wir nicht mehr weg, sondern nehmen sie dankbar an. Es ist wieder eine Möglichkeit etwas Wichtiges über uns selbst zu lernen. Die Frage dabei lautet immer: „was hat das mit mir zu tun?“
Es hat immer etwas mit uns selbst zu tun und es ist immer der perfekte Zeitpunkt die Dinge zu lösen. Mit etwas Übung wird uns das immer leichter gelingen. Wir nehmen den Schmerz bewusst wahr und fragen: „was hat das mit mir zu tun?“ Und schon tut´s nicht mehr weh, denn die Erkenntnis ist schmerzfrei und wir haben wieder etwas Wichtiges über uns selbst gelernt und angenommen.
Ich wünsche euch von Herzen LIEBE, Freude, Leichtigkeit und Humor!
Namaste