Verlustangst oder die Schwierigkeit sich alten Mustern zu widersetzen
Es kostet Kraft dem inneren Drang zu widerstehen und sofort zurückzurufen. "Was ist wenn er nie wieder anruft?", schreit die Verlustangst. "Er hat Dich einmal nicht erreicht", entgegnet die Vernunft. "Warum sollte er nicht wieder anrufen? Das ist doch unrealistisch."
"Ob meine Freundin jetzt überhaupt noch mit mir spricht?", bohrt die Verlustangst. "Natürlich wird sie weiterhin mit Dir sprechen. Manchmal muss man eben Klartext reden", beruhigt die Vernunft.
"Ja, aber..." Die Verlustangst lässt sich nicht so einfach mit Argumenten überzeugen.
Alte Muster sind so unsagbar stark. Wenn wir unbewusst durchs Leben gehen, habe sie uns voll im Griff.
Der Verstand kommt dann nicht gegen die Angst an und wir tappen immer wieder in die selbe Falle.
Als Kind haben wir erlebt, wo zu Menschen, die wir sehr geliebt haben, plötzlich der Kontakt abbrach. Ohne Erklärung.
Wir haben nach Gründen gesucht und mit Sicherheit den vermutlichen Fehler bei uns gefunden. Wir waren zu laut, zu frech, sind zu lange geblieben oder haben vielleicht einfach mal nein gesagt, wo ein ja erwartet wurde.
Wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung erfahren wir immer und immer wieder solche Situationen. Wir erwarten, dass Menschen grundlos aus unserem Leben verschwinden und so passiert es dann auch.
Das heißt aber, wir haben die Aufgabe noch nicht gelernt, die sich uns mit solchen Situationen offenbart.
Bewusst machen, tief durchatmen und aushalten.
Vertrauen finden in die unermessliche Weisheit des Universums. Alles fügt sich auf wunderbare Weise.
Verlustangst ist die starke Angst vor dem Alleinsein, vor dem Kontrollverlust. Vor dem Verlust allgemein. Das ist sehr schmerzhaft.
Sich zentrieren, auf sich selbst besinnen und bei sich bleiben ist meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit um ohne blinden Aktionismus durch die Situation hindurch gehen zu können.
Nicht einfach, aber möglich. Sagt uns die Verlustangst doch, dass wir uns selbst nicht genug sind. Da heißt es anzusetzen und zu schauen, warum das so ist. Was gibt mir der Andere, was ich mir selbst nicht geben kann? Oder will.
In der Regel sind es Aufmerksamkeit und Bestätigung. Wir brauchen diese scheinbar von außen, da wir nicht in der Lage sind, sie uns selbst zu schenken.
Sich auf sich selbst konzentrieren und den eigenen Wünschen und Bedürfnissen Raum bieten, ist der 1. Schritt um Verlustangst abzubauen.
Alles weitere ergibt sich dann von allein.
Christine Pollmeier