Selbstverwirklichung und Holotropes Atmen
- Teil 6 -
von Dr. Sylvester Walch -
3.4 Rolle des Gruppenleiters
Da unsere Seminare in der Mundpropaganda häufig als spektakulär charakterisiert werden, ist es sehr wichtig, immer wieder von kleinen Schritten in unserer Entwicklung zu sprechen, Bedenken ernst zu nehmen und keine schnellen Problemlösungen zu versprechen. Dazu ist es außerordentlich wichtig, eine verlässliche, aufrichtige und wertschätzende Beziehung anzubieten, um sich auch auf Widerstände oder Übertragungen konstruktiv einlassen zu können.
Gruppenleiter übernehmen einerseits eine steuernde und schützende Funktion das Setting betreffend, andererseits wirken sie durch Zentrierung, Resonanz, Intuition und Spontaneität im Erfahrungsfeld der Atemsitzung.
Aufmerksam und liebevoll schauen sie auf die Erfahrenden und verstehen sich dabei als dem größeren Ganzen dienend. Eine spirituelle Praxis kann zu dieser inneren Haltung einen wesentlichen Beitrag leisten. Vor allem auch für den Umgang mit spirituellen Phänomenen, wie etwa mit Kundaliniprozessen, Chakrenöffnungen oder Egotoderfahrungen. Denn, was wir durch eigene Erfahrung kennengelernt haben, können wir auch besser begleiten. Gerade in turbulenten Situationen und spirituellen Krisen ist unser hingebungsvoller geistiger Beistand unverzichtbar.
Dabei ist sicherlich einzuräumen, dass das nicht immer vollständig gelingt, wenn wir etwa von Schattenaspekten oder unverarbeiteten Resten eigener Themen bedrängt werden. Wenn uns das aber bewusst wird, können wir, im Rahmen unserer Möglichkeiten, also „subjektiv optimal“, den Prozess begleiten.
Unser professionelles Handwerkszeug kann nur mit einem offenen Geist und der Güte des Mitgefühls Früchte tragen. Deshalb müssen wir bereit sein, beständig an unserem Ego zu arbeiten, um das eigene Wollen zugunsten des höheren Heilswillens zurücktreten zu lassen. Das ist nicht immer ganz so leicht, denn jede BegleiterIn hat auch eine bestimmte Vorstellung davon, wie eine „gute Atemsitzung“ aussieht.
Bemerkungen wie „heute ist wirklich viel los“ oder „super, wie die Leute sich einlassen können“, zeigen, dass wir in diesen Momenten nicht ganz frei von eigenen Bewertungen sind. Darüber hinaus hat jeder Gruppenleiter das Bedürfnis, von den Teilnehmern für seine Begleitung wertgeschätzt zu werden.
Das hat zur Folge, dass möglicherweise eine neutrale und unbestechliche Vorgehensweise beeinträchtigt wird, wenn beispielsweise Erfahrenden, die in der Gruppe ein hohes Ansehen genießen, mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Wenn wir das bemerken, sollten wir kurz innehalten und unsere Befangenheit loslassen, um wieder absichtslos und vorurteilsfrei mit den selbstregulatorischen Kräften des Klienten kooperieren zu können.
Herzlichst
Dr. Sylvester Walch