Der „Pelzmärtel“ – 11.11.2013
Heute ist im fränkischen „Pelzi“ :-)
Man kann auch St. Martin dazu sagen. Die Kindergartenkinder treffen sich, ziehen mit ihren selbstgebastelten Laternen durch die Straßen und singen ihre Liedchen „Laterne, Laterne.....lalala“ :-)
Daheim angekommen gibt’s in der Regel ein Pelzisäckchen, in dem Geschenke sind.
Natürlich „nur“ für die „ braven“ Kinder!
Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Brauch in meiner Kindheit. Wir wurden schon Tage, ja Wochen zuvor ermahnt, was uns blüht, wenn wir nicht brav sind.
Brav im Sinne von pflegeleicht. Brav in der Art von „bitte, sei so, wie man es von dir erwartet. – Und wenn nicht! ...au weia! Da mach dich mal auf was gefasst!“
Das kleinste Übel ist eine Aufzählung deiner Schandtaten vor der versammelten Familie.
Das weniger schöne Übel ist es, mit der Rute eins auf dein kleines Hinterteil zu erhalten!
Das große Übel und schlichtweg der schlimmste Schreck ist es, einpackt zu werden in diesen überdimensional großen Sack und verschleppt zu werden. Ins „Pelzi-Land“! Weg von der Familie und auf ein Jahr bei Wasser und Brot!
Diese Vorstellung ließ uns als Kinder erstmal „brav“ sein.
Dann kam der 11.11. und mit lautem Gepolter, Klopfen, Klingeln und tiefer strenger Stimme war er da!
Der Pelzi!
Die Kinder fingen an zu weinen, den Erwachsenen glitt ein süffisantes Lächeln über die Lippen.
So, das hast du nun davon, du böses Kind!
Ich kann mich noch sehr gut an einen „Pelzi“ erinnern, bei dem es nicht nur laut zuging und danach ein Säckchen mit Süßigkeiten vor der Türe lag. Nein! Ganz übel: dieser Typ wurde auch noch hereingelassen.
Mir gefror das Blut in den Adern, meine kleine Schwester krabbelte vor Angst unter den Tisch. Mich als Älteste hat es dann voll erwischt. Da wusste dieser Pelzi doch tatsächlich alles, was ich das Jahr über getrieben hatte! Sogar das Drücken vorm Zähneputzen hatte er in seinem Repertoire!
Ja klar, da konnte und musste ich erstmal brav und artig ein Gedicht vortragen. Nicht, dass ihr denkt, ich wäre dann mit Nummer durch gewesen!
Nee, ich durfte auch noch singen! Absolut peinlich!
Als er ging kam die Farbe wieder zurück in mein Gesicht und meine Schwester krabbelte unterm Tisch hervor. Mit schweißnassen Händen wurden unsere Schätze oder das Säckchen auf dem Tisch ausgeschüttet.
Tja, da ich nun schon über ein halbes Jahrhundert hier auf Erden verweile, war es in meiner Jugend so, dass Schokolade, Lebkuchen, Nüsse und Mandarinen nicht zum Alltag gehörten. Das war schon etwas Besonderes.
Das Schöne an diesem 11.11. war, dass wirklich die ganz Familie am Tisch saß. Beide Großelternpaare, Eltern und wir. Natürlich wurde alles geteilt und wenn man nicht schnell genug war, hatte sich das Familienoberhaupt den begehrten Schokoladenlebkuchen gesichert. Das ist dann echt blöd gelaufen, denn man hatte so das Gefühl, der Stress hat sich nicht wirklich ausgezahlt :-)
Aber es war ein schönes Ritual mit der ganzen Familie.
Bei meinen Kindern lief das Ganze schon etwas anders ab. Pelzi war nicht mehr der Kinderverschlepper, sondern eine Autoritätsperson, die Gutes wie auch weniger Gutes wusste, aber die Kinder belohnte und sie ermutigte, ihre positiven Seiten weiter auszubauen.
Kleine Geschenke gab es auch neben einem Säckchen voller Süßigkeiten und für die erwachsenen Teilnehmer der Familie sorgte ich mit anderen kulinarischen Genüssen :-)
Mir war es zu allererst wichtig, dass die Familie zusammen war.
Soeben komme ich von meiner Tochter mit ihren Kindern. Ich bin froh, dass sie dieses Ritual an ihre Kinder weitergibt. Nur eben ganz anders. Das Säckchen ist nun ein Sack gefüllt mit Spielzeug, ein paar Süßigkeiten, in den wirklich ein Kind reinpassen würde :-)
Es ist nicht mehr so theatralisch und die Mädels müssen weder singen noch ein Gedicht vortragen. Sie freuen sich über die Geschenke und können den Abend einfach genießen.
Was mir dabei wichtig ist, meine beiden Enkelkinder fühlen sich bei dieser Geschichte nicht schuldig!
Und deswegen habe ich nun auch kurz entschlossen zum Laptop gegriffen, um mir das von der Seele zu schreiben.
In meinen Beratungen fällt mir immer wieder auf, dass Menschen sich schuldig fühlen.
Schuldig im Sinne der Anklage oder von sich ablenkend den anderen beschuldigen.
Ich möchte versuchen, euch zu erklären, dass die Frage der Schuld schon sehr, sehr alt ist. Über Generationen wurde sie weitergegeben, ohne dass darüber nachgedacht wurde, was da mit uns geschieht
Aber jetzt, meine Lieben, können wir uns davon befreien! Wir waren niemals schuldig. Wir waren, indem wir uns schuldig fühlten, nur besser für andere zu handhaben. Und das war bis vor ein paar Jahrzehnten noch völlig in Ordnung!
Und ich möchte euch sagen, es jetzt die Zeit ist, in der man erkennen kann, dass es den „Pelzi“ in dieser Form NIEMALS gab! :-)
Wir müssen nicht anderen gefallen, sondern nur uns selbst!
Wir müssen uns nicht schuldig fühlen, sondern Verantwortung für selbst übernehmen.
Wir dürfen jetzt unser Säckchen, das sich Leben nennt, gefüllt mit den herrlichsten und kostbarsten Dingen, einfach genießen! Ohne schlechtes Gewissen!
Und dann, werden wir erkennen, dass sich unsere Umwelt uns gegenüber genauso verhält. Wir haben die Schuld mit Genießen getauscht!
Es gibt so viele wunderschöne Dinge zu entdecken und keinen Tag ist es zu spät, damit zu beginnen!
In diesem Sinne wünsche ich euch noch einen wunderschönen 11.11. und genießt die Dinge die euch gebracht werden!
Ganz liebe Grüße aus den fränkischen Seeland und „Pelzi“
wünscht
Eleonore