Der Weg zum wahren Glück
- Teil 6 -
von Martinus -
Das Geschäftsprinzip aus zwei Perspektiven gesehen.
Eines der tragenden Prinzipien der Lebensentfaltung unserer Zeit ist das Geschäftsprinzip. Dieses Prinzip hat eine kolossale Bedeutung für die Entwicklung der gesamten westlichen Zivilisation und Kultur gehabt. Das Geschäftsprinzip ist auch eine Form des Verständnisses des Verhältnisses zwischen Ursache und Wirkung. Der Geschäftsmann lernt, ob bestimmte Ursachen solche Wirkungen haben werden, dass sich sein Geschäft bezahlt macht.
Da dieser Geschäftsmann jedoch in der Regel sehr materialistisch eingestellt und zugleich so egoistisch ist, dass er nur daran denkt, ob sich dieses Geschäft genau in diesem Augenblick für ihn bezahlt machen kann, und er vielleicht kaum oder überhaupt keinen Gedanken daran verschwendet, dass es möglicherweise zum Schaden für einen anderen Partner sein, ja vielleicht einen nicht auszugleichenden Verlust für diesen bedeuten könnte, ist dieser sogenannte Geschäftsmann, wenn wir ihn aus einer größeren Perspektive, einer kosmischen Perspektive, sehen, absolut kein Geschäftsmann.
Warum nicht? Weil er daran mitwirkt, eine Ursache zu schaffen, deren Wirkung – ein nicht auszugleichender Verlust, Bankrott oder eine andere Form von ökonomischem Zusammenbruch – eines Tages auf ihn zurückkommen wird. Das, was sich aus einer kleinen, lokalen Perspektive gesehen „bezahlt machen kann“, kann sich also in Wirklichkeit und auf längere Sicht absolut nicht auszahlen. Daher ist die gesamte Geschäftswelt, so wie sie sich heute entfaltet, ebenfalls dabei, ihren eigenen Untergang vorzubereiten. Aber die Erdenmenschen kennen nicht den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung auf lange Sicht. Und wie sollen sie zu solchen Erkenntnissen kommen – selbst wenn jetzt eine Geisteswissenschaft geschaffen wird, die ihnen diesen Zusammenhang erklären kann –, wenn die meisten Menschen diese Wissenschaft nicht kennen, sie vielleicht sogar überhaupt nicht kennen wollen?
Obwohl sich erst wenige Menschen für geistiges Wissen und die Kenntnis der Lebensgesetze interessieren, wird es in der Zukunft so nicht bleiben. Und was wird in diesem Zusammenhang der treibende Faktor sein? Das werden die Unglücksfälle, Unsicherheiten, Leiden, Schmerzen und all die offensichtlich unüberwindlichen Schwierigkeiten sein, denen die Menschen ausgesetzt sind.
Die kosmische Struktur des Geschäftsprinzips besteht darin, gleiche Werte für gleiche Werte zu geben, ein Austausch zum Nutzen beider Partner. Und wenn es auch, mit den Augen eines modernen Geschäftsmannes gesehen, dumm ist, auch dann, wenn es um Geschäfte geht, lieber zu geben als zu nehmen, wie Christus es ausdrückte, so muss doch unterstrichen werden, dass man das wahre Glück nicht erleben kann, bevor man nicht innerhalb der Geschäftswelt genauso wie überall im Leben diese Einstellung entwickelt hat. In unserer Zeit huldigt man hauptsächlich dem Prinzip, lieber zu nehmen als zu geben, was auch Profit genannt wird, obwohl es auch ein sehr gutes und ehrenwertes Geschäftsleben gibt, und die Tendenz geht immer mehr in die Richtung, dass einige wenige, seien es Menschen oder Staaten, die Mittel und die Macht besitzen wollen, um die vielen auszunützen, die besitzlos sind.
Das ist keine Kritik an den Geschäftsleuten, sondern eine Charakterisierung und Analyse der Weltsituation. Denn Staaten sind ja auch Geschäfte, die mit Profit betrieben werden sollen, und Krieg ist eins der Mittel, die gebraucht werden, wenn Werte auf dem Spiel stehen.
Herzlichst Martinus
Aus einem Vortrag vom 6.7.1947 in Klint
Bearbeitet von Mogens Møller, gutgeheißen von Martinus
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 21, 1968 mit dem Titel: "Vejen til den sande lykke" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk