Burn-out & Stresshormone.
von Dr. med. Roger Eisen -
Burn-out-Syndrom.
Das Burn-out-Syndrom ist Folge einer massiven Störung der Produktion von Stresshormonen (Cortisol und Adrenalin) und Neurotransmittern: Sie resultiert aus lang anhaltenden Belastungen, die zu einem Zusammenbruch der Kompensationsmechanismen führen. Vermutlich begünstigen genetische Faktoren des einzelnen Menschen zusätzlich die besonders starke Irritation der neuroendokrinen Systeme.
Hauptprobleme des Burn-out-Syndroms sind neben der gestörten Produktion von Stresshormonen und Neurotransmittern vor allem die gesteigerte Entzündungsaktivität und ein anfälliges Immunsystem (ständige oder immer wiederkehrende Infekte).
Der circadiane Rhythmus der Stresshormonproduktion geht verloren, die nächtliche Aktivitätssteigerung der Hypophyse (ACTH) und der Nebennieren (Cortisol) ist durch Störung der CRH-Rezeptoren blockiert, sodass während des Tages ein massiver Mangel an Cortisol vorliegt, der morgens besonders ausgeprägt ist.
Die Betroffenen liegen im Bett und haben nicht die Kraft aufzustehen, geschweige ihrer gewohnten Arbeit nachzugehen. Es kommt infolge des bestehenden Serotoninmangels auch zu einem Melatoninmangel mit Schlafstörungen und reduzierter nächtlicher Erholung. Auch Noradrenalin- und Adrenalinspiegel sind meist gesenkt.
Die Zeichen der Burn-out-Phase stehen auf völlige Erschöpfung. Leistungsfähigkeit und Lebenswille gehen zurück:
* schwere Depressionen
* bleierne Müdigkeit (Fatigue)
* Selbstmordgefahr
* Apathie
Burn-out ist ein ernstzunehmendes Krankheitsbild mit teilweise dramatischem Verlauf. Viele Patienten finden bei ungenügender Behandlung keinen Weg mehr zurück zu ihrer gewohnten Arbeit. Statistisch gesehen droht jeder sechste Berufstätige in verantwortlicher Position einmal im Leben einen Burn-out zu bekommen!
Die Krankheitstage durch Burn-out betrugen 2004 bei Frauen 6 und bei Männern 4 pro 1000 Versicherte. 2009 stieg die Zahl bereits auf 63 bei Frauen und 35 bei Männern – eine glatte Verzehnfachung, die uns alle aufhorchen lassen muss. Die aktuellen Zahlen zeigen eine weitere dramatische Zunahme!
Burn-out: Stresshormone und Neurotransmitter
An dieser Stelle kommen wir auf einige Hormone zurück, die wir bereits kennengelernt haben. Hier geht es speziell um die am Stressgeschehen beteiligten Substanzen: die Stresshormone der Nebenniere – Cortisol mit seinem direkten Gegenspieler DHEA sowie Adrenalin; darüber hinaus die in den Nervenzellen gebildeten Neurotransmitter Noradrenalin, Dopamin, Serotonin, GABA und Glutamat. Alle diese Substanzen wirken eng zusammen und bilden eine neuroendokrine Funktionsachse.
Hormone werden gemäß der medizinischen Definition in Hormondrüsen produziert und ins Blut abgegeben.
Neurotransmitter hingegen übertragen Informationen von einer Nervenzelle zu einer anderen (Nerven-)Zelle. Es bestehen allerdings fließende Übergänge zwischen den beiden Begriffen. So können Adrenalin und Noradrenalin Neurotransmitter innerhalb unseres Nervensystems sein, aber auch Hormonwirkungen über das Gefäßsystem auslösen.
Bei einem gesunden Menschen besteht ein harmonisches Gleichgewicht zwischen den einzelnen Neurotransmittern. Es werden zwei Gruppen unterschieden: Die Gruppe der Neurotransmitter, die eher erregend auf die Hirnfunktion wirken (excitatorische Neurotransmitter) und die Gruppe der Neurotransmitter, die eher dämpfend wirken (inhibitorischen Neurotransmitter).
Zu den excitatorischen gehören vor allem Glutamat, Dopamin und Noradrenalin, zu den inhibitorischen Serotonin und GABA.
Bleiben Sie gesund!
Dr. med. Roger Eisen