Vegan leben
Abschluss: III. Globale Zusammenhänge und Verbindung
Globale Auswirkungen
Alle zwei Sekunden verhungert irgendwo ein Kind. Die Tiere, die dem Menschen als Nahrung dienen, werden mit den pflanzlichen Proteinen (u.a. 40 % der weltweiten Getreideernte) gefüttert, die den Welthunger überflüssig machen würden (1). 925 Millionen Menschen auf der Welt hungern. Bereits eine fleischlose Ernährung könnte heute 10 Milliarden Menschen satt machen. Für ein Kilogramm Fleisch werden 16 kg Getreide und 15.500 Liter Wasser verbraucht. Die reichen Industrienationen importieren das Futtergetreide aus den armen Ländern der Erde, vernichten dort die ursprüngliche Landwirtschaft, verschmutzen die Luft und das Wasser und hinterlassen unbrauchbares Land. Das britische Magazin The Guardian hat angesichts dieser katastrophalen Schieflage bereits im Jahre 2002 eine Umstellung auf vegane Ernährung als einzig tragbare Lösung gefordert (2). Das Leid der Tiere ist auch hier untrennbar mit unserem eigenen verbunden. Mitgefühl den Tieren gegenüber ist demnach ebenso Mitgefühl für den Menschen. Pflanzen schenken uns bei weitem nicht nur Gesundheit durch Nahrung. Mit 17 Millionen Quadtratmetern sind die tropischen Regenwälder ober- und unterhalb des Amazonas die grüne Lunge der Erde und unsere größte Sauerstoffquelle. Große Unternehmen wie McDonalds, Burger King und Maggi roden riesige Flächen des Regenwalds und tolerieren dafür illegale Landaneignung und sogar den Einsatz von Sklavenarbeit. Damit wir unsere Vorstellung von Konsum beibehalten können, wird die Umwelt zerstört, die Sauerstoffreserven abgebaut, Menschen ausgebeutet und Arten immer weiter reduziert (3).
Unsere Verbindung
Im Zeitalter der Information wissen wir, dass tierisches Eiweiß ungesund, die Bedingungen der Massentierhaltung grausam und Fleischkonsum klimaschädlich ist. Bleibt die Frage, weshalb wir dennoch nichts ändern. Vielleicht denken wir daran, ein Stück Regenwald zu kaufen, um es zu bewahren. Doch wie sieht es mit unserem täglichen Leben aus? Warum möchte niemand ein Schlachthaus besuchen? Warum erkundigen wir uns nicht nach dem Wohlergehen der Hühner, die uns das Frühstücksei ermöglichen? Oder können Dokumentationen zu diesem Thema nicht ertragen? Weil wir unseren Lebensstil nur beibehalten können, wenn wir unsere Gefühle, unsere Betroffenheit, unser Mitgefühl dem Tier gegenüber nicht dauerhaft ins Bewusstsein kommen lassen. Die Schlussfolgerung ist nicht ein veganes Leben als oberste Bürgerpflicht. Sondern ehrlich sein- zu mir selbst. Dies mag ich als moralisches Problem betrachten, aber letzten Endes ist es eine emotionale Frage, bei der das Herz den Weg weist. Ich kann weiter meine Wäsche mit herkömmlichem Waschpulver waschen. Dann müssen für mich weiter Tiere in Tests Chemikalien schlucken. Oder ich kaufe tierversuchsfreies Waschmittel (4). Wenn ich rauche, leiden und sterben für mich bei den allermeisten Zigarettenmarken Hunde oder Ratten, denn sie dürfen in den Laboren kräftig mitrauchen, wenn auch vielleicht eher durch ein Loch im Hals. Die Industrie will durch diese Tierversuche die bereits hinlänglich bewiesenen, gesundheitlichen Schäden ihrer Produkte erforschen (5). Unser Alltag ist untrennbar mit dem Leben der Tiere verknüpft. Zu jeder Entscheidung, die zu Leid führt, gibt es eine Alternative. Nicht etwa Lebensqualität müssen wir dafür aufgeben, sondern unsere alten Gewohnheiten und Denkmuster. Wir sind als Menschen mit den Tieren verbunden. Ökologisch und emotional. Wir empfinden das Zusammenleben mit Tieren als große Bereicherung und trauern um sie wie um Menschen. Wir teilen einen Planeten. Können wir wirklich glücklich sein, wenn unsere Handlungen
anderen schaden?
Eine neue Beziehung
Ob beim Thema Ernährung, Bekleidung, aber auch beim Zoobesuch. Schaden auf der einen bedeutet Schaden auf der anderen Seite. Oder betrachten wir einen Zoo ernsthaft als Ort der Bildung für unsere Kinder. Was sollen sie dort lernen? Dass der Mensch wilde Tiere einsperrt, weil er es kann? Oder dass wir sie lieber einsperren, anstatt ihre und unsere natürlichen Lebensräume zu schützen? Dennoch, neben all dem Unbehagen, leuchtet selbst hier die Freude auf, die wir in der Begegnung mit unserem Mitgeschöpf Tier ehrlich empfinden könnten, wenn wir die Bedingungen ändern würden, unter denen diese Begegnung stattfindet. Wir haben sehr wohl etwas mit einander zu tun. Nur stimmt die Art der Beziehung nicht. Die Veränderung geschieht Schritt für Schritt. Eine vegane Ernährungsumstellung als möglicher erster Schritt bewirkt viel, außen wie in uns selbst. Sie kann uns Freude und Wohlbefinden im Einklang mit anderen Lebewesen schenken, ein Zustand, den wir gerade in unserer Gesellschaft oft vermissen. Dies geschieht am leichtesten, wenn wir unsere scheinbare Gleichgültigkeit abstreifen und uns von unseren eigenen Gefühlen berühren lassen (6). Wichtig ist aber vor allem, dass wir uns überhaupt von etwas berühren lassen, dass uns ins Handeln bringt. Allein die Macht durch unsere Konsumentscheidungen ist gewaltig. Vegan zu leben, ist der Beginn einer neuen Beziehung. Nicht nur zum Tier, sondern auch zu uns selbst, und zu den Prozessen des Lebens. Die Entscheidung treffen wir.
(1) „Vegan“, 13f, Kath Clements, Echo-Verlag, 2008
(2) „Fleischessen bedeutet Hunger für die Welt“, goveggie.de
(3) „Die Lunge der Welt- der Tropische Regenwald“, regenwald-ist-zukunft.de, 15.12.2009
(4) produkteohnetierversuche.de/waschmittel-ohne-tierleid-waschnusse
(5) „Brauchen wir noch Tierversuche?“, ksta.de, 21.06.2010
(6) „Vegan“, S. 78f, s.o.