Comedy-Satsang mit Tiefgang
Lange hatte ich darauf gewartet: Satsang nicht nur bierernst (spirituell korrekt ausgedrückt: wasser-ernst), sondern humorvoll, wie Osho früher Meister darin war. Osho erzählte Witze (vom Blatt abgelesen und oft falsch pointiert und darin lag der Charme) und vermittelte seine Botschaft leicht und locker.
Bruno Würtenberger – ein Schweizer Erwachter oder was man allgemein darunter versteht (er behauptet das Gegenteil) gab Satsang auf dem Rainbow-Festival in Baden-Baden. Ein anderer Ablauf als üblich beim Satsang: ein Helfer schrieb die Fragen des Publikums aus dem überfüllten Saal auf ein Flipchart, da Bruno sie anschließend beantworten wollte.
Störende Zwischenrufe: Einige Zwischenrufe in dieser Phase von hinten störten mich ziemlich, auch war zu erkennen, dass der Zwischenrufer einen Schweizer Akzent hatte. „Soll er doch rausgehen“, dachte ich mir, bis ich später bemerkte, dass es Bruno Würtenberger selbst war, der dann mit einem Sprung auf das Podium sprang und sich völlig ohne Satsang-Dekoration einfach auf einem normalen Stuhl dem Publikum präsentierte.
Belangloses mit Tiefgang: Eine Stunde plauderte er Belangloses mit dezent eingestreutem Gehaltvollen. Zu seiner Definition eines spirituellen Lebens gehörte ein gutes Leben führen, essen, trinken und auch Sex haben – das gefiel dem Publikum! Dass er dabei eine bestimmte Sexpraktik auch als spirituell bezeichnete, fand nicht ungeteilte Zustimmung, fand aber viele Lacher.
Erst dann wandte er sich den Fragen zu und bezeichnete die erste Frage wie Liebe freier fliessen kann, trocken „Das ist die falsche Frage, wirkliche Liebe fließt immer frei!“ Das war ja kurz und …gut!
Die kürzestmögliche Antwort: Die umständlich gestellte Frage einer „spirituellen Sucherin“, ob ihr Verhalten im Leben Konsequenzen hat, bekam eine ultimative und schnelle Antwort: JA!
Dem Publikum gefiel es, die Sucherin verzog ihr Gesicht und wurde noch nachdenkender. Andere Fragen wurden ebenfalls kurz beantwortet, denn das, was er als Botschaft zu vermitteln hat, transportierte er bereits im vermeintlichen Plauderteil seines Satsangs.
Dem Publikum gefiel es, die Sucherin verzog ihr Gesicht und wurde noch nachdenkender. Andere Fragen wurden ebenfalls kurz beantwortet, denn das, was er als Botschaft zu vermitteln hat, transportierte er bereits im vermeintlichen Plauderteil seines Satsangs.
Hat er Neues erzählt? Nein, er sagt im Grunde das, was alle Satsanglehrer sagen, aber die Vermittlung war einmalig, intelligent und authentisch. Seine eigentliche Tätigkeit sind Seminare und Vorträge in der Schweiz (www.spirituelleschuleschweiz.ch), und als ich den Saal verließ, war ich mir nicht sicher: Will er nur die zuckersüße Heiligkeit von den spirituellen und esoterischen Themen nehmen? Ist Satsang geben nicht seine Ding, sondern will er all die ernsten Satsanglehrern ein wenig und gekonnt auf den Arm nehmen und den Spiegel vorhalten? Dann wäre er ein Super-Satsanglehrer…
Klartext und Revolutionsind seine Anliegen und so heißen auch zwei seiner Bücher. Mir und einigen hundert Besucher hat sein „Satsang“ gefallen und ich habe etwas mitgenommen, denn auch so kann Satsang sein. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei.