Bewußtwerdung durch Träume
Wie wir an der Unterschiedlichkeit der Traumqualitäten gesehen haben, halten unsere Träume auf den verschiedensten Ebenen wichtige Botschaften für unser Leben und unsere Entwicklung bereit.
Wie können wir nun aber all die verschiedenen Ebenen begreifen, verbinden, verstehen und für unser Alltagsleben nutzen?
Als Beispiel möchte ich einen Traum kreieren und dann Schritt für Schritt die Möglichkeiten daran aufzeigen.
Ich träumte von Tante Gertrude, sie saß im Wald an einem Feuer und lächelte mir zu als sie mich erblickte. Mir war unheimlich zu Mute und mir war, als würde um das Feuer nicht nur meine Tante, sondern auch andere, unsichtbare Wesen sitzen. Meine Tante lud mich ein, mich dazuzusetzen, was ich zögerlich dann auch tat. Dann wachte ich auf.
Die erste Ebene:
Welche Eigenschaften und Fähigkeiten hat Tante Gertrude die für mich besonders hervorstechend sind? Entweder, daß ich diese sehr positiv finde (und glaube sie selbst nicht zu haben) oder, daß ich diese negativ bewerte (weshalb lehne ich sie ab, wofür könnten sie dennoch hilfreich sein).
Sie hat einen wirklich grünen Daumen. Vor allem Heilkräuter wachsen bei ihr besonders gut. Ich weiß, daß sie auch mit ihren Pflanzen spricht und all ihre Heilwirkungen kennt. Sie stellt aus ihnen Salben, Tinkturen, Tees und Säfte her. Schon als Kind haben mir diese immer geholfen gesund zu werden, wenn sie auch entsetzlich geschmeckt haben.
Sie war auch eine wunderbare Märchenerzählerin, und auch heute versteht sie es, in Geschichten und Fabeln ihr Heilwissen zu erklären.
Sie hatte nie viel Geld und lebt auch heute noch in sehr bescheidenen Verhältnissen, doch weder vermittelt sie den Eindruck Mangel zu leiden, noch fehlte es mir je an etwas, wenn ich auf Besuch bei ihr war. Sie lebt aus der Fülle heraus – aber einer anderen, als wir dies normal verstehen. Sie strahlt ein tiefes Vertrauen in das Leben und das Göttliche aus.
Auch, wenn ich mich immer wieder geängstigt habe bei ihr und auch vor ihr - dennoch vermittelte sie mir stets ein Gefühl bei ihr geborgen zu sein. Sie hatte immer etwas von einer Urmutter.
Betrachtung:
Ich fühle mich in letzter Zeit oft abgekoppelt von der Natur, gehe kaum noch in den Wald und fühle mich nicht gut geerdet und auch nicht sicher und aufgehoben. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich auch nicht mehr mit Heilung und meine Nähe zu anderen Wesen der Erde ist mir verloren gegangen. Ich weiß nicht genau weshalb, doch etwas ängstigt mich an der Vorstellung, mich wieder meiner Intuition, der Stimme meines Herzens und der Mutter Erde zu öffnen. Ich glaube ich fürchte, das Leben das ich jetzt lebe zu verlieren ohne zu wissen, was dann auf mich zukommt.
In meinem Traum lädt Gertrude mich ein, zu ihr ans Feuer, zu den Wesen und auf den Boden der Mutter Erde zu kommen. Sie lädt mich ein, mich wieder auf meine natürliche Verbindung zu allen Wesen einzulassen. Zugleich erinnert mich der Traum an eine Liebe aus meiner Kindheit – nämlich Heilkräuter zu pflanzen und zu verarbeiten, mich überhaupt mit Heilung zu beschäftigen.
Die zweite Ebene:
Wie ist meine Beziehung zu Tante Gertrude? Was zeichnet diese Beziehung im Besonderen aus? Gibt es eine besondere Nähe (was macht diese möglich?) oder gibt es besondere Spannungen (weshalb?) oder gibt es Berührungsängste (wodurch entstehen diese?), was wird über das Traumerleben sonst noch über die Beziehung deutlich?
Als Kind war ich ihr sehr nahe, sie war wie eine Großmutter für mich, da sie auch schon älter war. Ich liebe sie, habe aber auch Angst vor ihr. Sie scheint mit Mächten verbunden, die ich fürchte und nicht greifen kann. Trotz der Nähe haftet ihr etwas Geheimnisvolles an, das mich auch neugierig macht.
Seit ich die Naturnähe in meinem Leben vermeide, ist auch die Beziehung zu meiner Tante distanzierter. Ich besuche sie kaum noch und wenn, erzähle ich mehr aus meiner „schnellen und lauten“ Welt, damit ich mit der anderen Seite erst gar nicht in Kontakt kommen kann. Ich glaube, daß ich sie so bald wie möglich wieder besuchen werde. Vielleicht gelingt es ja, wieder diese tiefe Verbundenheit zwischen uns lebendig werden zu lassen.
Die dritte Ebene:
Welche inneren Teile symbolisieren die Traumelemente/ Traumgestalten? Meist werden diese Anteile als Fremd, vergessen, bedrohlich oder unerreichbar wahrgenommen.
Tante Gertrude:
meine eigene Liebe zur Natur, mein Interesse (wenn auch lange verschüttet) an Heilpflanzen und Heilung; auch den Teil, der aufgehoben und voller Urvertrauen im Leben steht, im Fluß ist
Der Wald:
Das Urweibliche, das Geheimnisvolle, gebärend, nährend und verschlingend, zyklisch, Ausdruck für Werden und Vergehen. Ein Hinweis, daß ich mir meiner Weiblichkeit wieder bewußter werde soll und auch die Kräfte des Weiblichen wieder in meinem Leben zur Wirkung kommen lassen soll.
Das Feuer:
Eine transformierende Kraft, wie der Phönix aus der Asche zu Neuem auferstehen, das Alte opfern und das Neue damit düngen, der Mut loszulassen, damit Raum für das Neue entstehen kann. Ein Hinweis, diese Kräfte auch in mir wieder zu entfesseln und diese nicht länger zu unterdrücken. (Ich habe in der letzten Zeit auch viele entzündliche Krankheiten.
Die unsichtbaren Wesen:
Fähigkeiten, Kräfte, die durch die Transformation sichtbar und ins Leben gebracht werden können, die Rückanbindung an höhere Kräfte.
Wie können wir nun diese dritte Ebene entschlüsseln?
Anders, als bei den vorhergehenden, die durch nachdenken und Innenschau klar werden, müssen wir hier jedes Traumelement als Teil und eben auch verdrängte Anteile von uns selbst erkennen. Eine Möglichkeit besteht darin, sich den Traum zu vergegenwärtigen und sich dann nacheinander mit allem einzeln zu identifizieren. Ich erlebe mich also als Tante Gertrude, die am Feuer sitzt, fühle mich ganz da hinein, spüre die Intention… und dann in das Feuer usw.
Es kann auch hilfreich sein, den einzelnen Traumelementen im äußeren Raum einen Platz zu geben, um sich dann tatsächlich in deren Energiefeld hineinzustellen oder zu setzten.
Wenn Du magst, wähle einen Traum oder Traumausschnitt und versuche diese ersten drei Ebenen für Dich zu entschlüsseln.
Fortsetzung weiterer Ebenen folgt…
Ich freue mich auf Dich!
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