Was der Verlust eines geliebten Hundes, Pferdes oder einer geliebten Katze für uns Tierhalter bedeutet, können andere Menschen häufig nur sehr schwer verstehen.
Der Tag hatte begonnen wie jeder andere Tag auch, doch seine Stunden sollten mir ein Leid bescheren, das ich bis dato nicht gekannt hatte.
Damals war ich gerade 22 Jahre alt und stolze "Besitzerin" einer Golden Retriever Hündin namens Tessa und eines vierjährigen Katers mit dem wunderbaren Namen Sebastian. Sebastian hatte vergessen, dass er ein Kater war, er hielt sich schon eher für einen Hund. Er begleitete uns auf Spaziergänge, fuhr mit uns an den Badesee, spielte mit den Hunden unserer Familie - die Harmonie war perfekt.
Bis zu jenem schicksalsreichen Tag, an dem Sebastian den Gehweg vor unserem Haus herunterschlenderte den ich, mit einem Golden Retriever Rüden an der Leine, hinauf ging. Im Bruchteil einer Sekunde sprang Sebastian zu Seite, nicht aus Angst, sondern in spielerischer Absicht - gerade in dem Moment, als der Nachbar in seinem VW Käfer den Berg hinunter fuhr!
Sebastian kam unter die Räder und rannte weg, um sich in Sicherheit zu bringen. Als ich ihn schließlich mit Hilfe meiner Hündin unter einem Busch aufspürte sah ich sofort, dass er schwer verletzt sein musste.
Die folgenden Stunden glichen einem Albtraum, der darin gipfelte, dass die aufgesuchte Tierärztin schlimme Verletzungen an der Vorderpfote diagnostizierte und mir riet, meinen Kater "zu erlösen". Dass Katzen enorme Selbstheilungskräfte haben, erwähnte sie nicht und auch mir fiel diese Tatsache in meinem Schockzustand nicht ein. Verzweifelt stimmte ich also zu und ließ meinen geliebten Sebastian einschläfern.
Wieder Zuhause angekommen saß ich vor meiner Haustüre und weinte bitterlich um meinen verlorenen Freund.
Meine Mutter, die vom Einkaufen zurückkehrte, wurde von Schrecken erfasst. Sie fragte, ob etwas Schlimmes geschehen sei, was ich natürlich bejahte. Ihr erster Gedanke galt der Gesundheit meines Vaters und der meiner Geschwister. Stammelnd brachte ich hervor, dass Sebastian tot sei, worauf meine Mutter erleichtert erwiderte, dass ich deshalb doch nicht so zu weinen bräuchte, denn: "Er war doch nur eine Katze". Diesen Satz werde ich wohl zeitlebens nicht vergessen und ich weiss, dass meine Mutter ihn nicht in böser Absicht gesagt hat, denn auch sie war meinem Kater sehr zugetan gewesen.
In der Folgezeit bereute ich sehr, dem Rat der Tierärztin gefolgt zu sein und ich bin mir sicher, dass mein Kater noch lange Jahre gelebt hätte, wäre unser eigenen Tierarzt, der Sebastian und mich gut kannte, nicht in Urlaub gewesen.
Dies alles ist nun mehr als dreissig Jahre her. Natürlich hat sich die Tiermedizin in all den Jahren gravierend weiter entwicklelt und dem Leben einer Katze wird eine deutlich andere Bedeutung zugemessen als damals.
Doch geblieben ist die Tatsache, dass der Trauer und dem Schmerz eines Tierhalters beim Verlust seines geliebten Tieres oft noch mit großem Unverständnis begegnet wird. Damit nicht genug, auch die Tierbesitzer selber halten ihre große Trauer nicht selten für übertrieben und unterdrücken deshalb ihren Schmerz.
Unterdrückte Trauer führt jedoch nachgewiesener Maßen oft zu erheblichen Komplikationen im Seelenhaushalt eines Menschen - unabhängig davon, wodurch diese Trauer entstanden ist.
Das Abschiednehmen dauert seine Zeit, egal, ob wir einen geliebten Menschen oder ein geliebtes Tier verloren haben. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man seine Trauer völlig bewältigt haben muss, ehe man einem neuen Tier ein Zuhause gibt.
Wichtig ist nur, dass man dem "neuen" Tier eine wirkliche Chance gibt und es nicht immerzu mit dem verlorenen vierbeinigen Freund vergleicht.
Dieser Prozess, der nicht immer bewusst stattfindet, bedrückt und beeinträchtigt das "neue" Tier und verhindert oft das Wachstum einer tiefen Beziehung und Bindung.
Glücklicherweise bieten moderne psychologische Verfahren wie z.B EFT die Möglichkeit, einen unterdrückten Trauerprozess auch nach Jahren abzuschließen und die Trauer zu heilen. So kann man dann sein Herz neu öffnen und wieder "richtig" lieben.
Ich selbst gab damals nach sechs Monaten einem anderen jungen Kater eine neue Heimat. Sein Name war Benjamin, er hatte ein herrliches Wesen und wir liebten ihn sehr. Eines Morgens kam er nicht nach Hause. Gegen Mittag rief die Nachbarin an, dass sie ihn vor ihrer Türe gefunden hätte. Benjamin war an schweren inneren Verletzungen gestorben, so das Resultat der Obduktion.
Zwei Katzen auf solche eine tragische Weise verloren zu haben, hielt mich seither davon ab, mein Leben wieder mit einem Samtpfötigen zu teilen - doch diese Entscheidung gerät gelegentlich sehr ins Wanken!
Vielleicht steht ja eines Tages erneut ein Katzenherz vor meiner Türe und erbittet Einlass...der ihm gerne gewährt werden wird!