Hochsensibilität und Minimalismus
von
Karina Goralczyk
In letzter Zeit wurde mir Vieles einfach zu viel. Ich dachte über Lösungsmöglichkeiten nach, kam jedoch zu keiner Lösung. Ich dachte: Es muss doch einen Weg geben, der es mir einfacher macht. (Hätte ich bloß das Wort „Einfach“, „Einfacher Leben“, oder etwas ähnliches im Internet eingegeben, wäre ich bestimmt schneller auf die Lösung gekommen und hätte schneller handeln können).Aber wie wir alle wissen, manchmal muss man seinen Schatten so lange ertragen, bis es nicht mehr geht und man anfängt zu handeln.
Meine erste Idee war, meine Wohnung zu entmisten. Das wollte ich schon seit sehr langer Zeit machen, aber irgendwie fehlte mir immer wieder die Motivation oder die Kraft oder einfach die Lust.
Aber diesmal hatte ich es fest beschlossen. Ich habe angefangen mir einen Plan zurechtzulegen und darüber nachgedacht, was ich denn alles entsorgen könnte.
Und während ich ganz viel darüber nachdachte und mich im Internet inspirieren ließ, kam ich auf eine Seite einer Studentin, die Minimalistin ist. Dieser Begriff war mir nur aus dem Bereich Kunst und Architektur bekannt und nicht als ein Lebensstil, aber diese Studentin schrieb über Philosophie, Zen und über das minimalistische Leben.
Minimalismus wird bei Wikipedia so erklärt:
„Einfaches Leben (Simple living), auch Freiwillige Einfachheit (Voluntary Simplicity), Minimalismus oder Downshifting genannt, bezeichnet einen Lebensstil, der sich als Alternative zur konsumorientierten Überflussgesellschaft sieht. Seine Anhänger versuchen, durch Konsumverzicht Alltagszwängen entgegenzuwirken und dadurch ein selbstbestimmteres, erfüllteres Leben zu führen.“
Das Thema hatte mich gepackt. Ich durchsuchte das Internet nach Blogs, Artikeln und Videos. Immer mehr zog mich das Thema an und ich dachte: Warum nicht? Wenn ich schon entmisten will, dann kann ich das auch Minimalismus nennen und bisschen mehr entmisten als ich eigentlich vorhatte.
Ich wollte eigentlich ca. 30% meiner Sachen weghaben. Die Wohnung ist vollgestellt und ich habe keine Luft zum atmen. Nachdem ich das Thema Minimalismus entdeckt hatte, dachte ich mir, warum nicht gleich 50%, also jede 2. Sache „zieht aus der Wohnung aus“.
Wirklich strenge Minimalisten besitzen nur 100 Sachen. Es gibt welche, die noch weniger besitzen. Dabei wird alles gezählt, Möbel incl. Da ich aber nicht vorhabe auszuwandern, noch als Backpacker durch Australien zu ziehen und nur einen Rucksack mit allen meinen Habseligkeiten zu haben, dachte ich, dass wenn ich 50% meines Besitzes wegwerfe, verschenke oder verkaufe, ich danach immer noch entscheiden kann, noch mehr loszuwerden.
Minimalismus bezieht sich jedoch nicht nur auf den Besitz, den man hat. Dieser Begriff beinhaltet alle Lebensbereiche. Finanzen, Beziehungen, Arbeit, Hobbies, Zeit, Leidenschaften, Gesundheit, alles was eben zum Leben gehört. Um es einfach oder minimalistisch ausgedrückt:
WAS BRAUCHE ICH WIRKLICH???
Und was hat das alles jetzt mit Hochsensibilität zu tun????
Sehr viel!
Es ist ja bekannt, dass hochsensible Menschen viel mehr Reize der Umgebung wahrnehmen und verarbeiten müssen.
Also sagen wir mal, ein hochsensibler Mensch hat folgende Eckpunkte:
- eine überfüllte Wohnung ( sehr viele Reize, sehr viele unerledigte Aufgaben, die bekannten „wenn-ich-mal-Zeit-oder-Geld-habe-werde-ich-es-tun/reparieren-Sachen“, die einem schlechtes Gewissen machen)
- einen sehr stressigen Arbeitsplatz
- viele sich selbstauferlegte private Verpflichtungen
- dadurch wenig Zeit für Ruhe, Bewegung und gesunde Ernährung
Was denken Sie, wo dieser Mensch bald landen wird? Genau! Bei jemandem, der ihm höchstwahrscheinlich sagt, dass er einen burn out hat.
Wobei ich anmerken möchte, dass das auch allen anderen so gehen würde, denn so viel Stress kann kaum jemand bewerkstelligen. Die hochsensiblen Menschen ziehen da aber eindeutig „DEN Kürzesten“.
Irgendwann isolieren sie sich oder werden für sich und die Umwelt unerträglich.
Aufgrund dessen, starte ich ab heute eine Serie von Artikeln, die sich mit Minimalismus und Hochsensibilität auseinandersetzen und alle 2-3 Wochen erscheinen werden. Vielleicht auch öfter, je nachdem wie schnell ich es hinkriege, die Sachen zu testen und in Worte zu fassen.
Solange sende ich Ihnen viele herzliche Grüße
Ihre Karina Goralczyk
Links:
www minimalstudent.com
www theminimalists.com