von Andrea Tüngler -
Die Ursache vieler Partnerschaftsprobleme liegt in der Ambivalenz zwischen dem Bedürfnis nach Distanz und Freiheit einerseits und dem Wunsch nach Nähe und Intimität andererseits.
In den meisten Beziehungen ist es der Mann, der sich durch die Frau eingeengt und vereinnahmt fühlt, wohingegen die Frau sich mehr Nähe wünscht und sich vernachlässigt fühlt. Je mehr die Frau den Mann emotional bedrängt, desto mehr wird der Mann Abstand suchen. Die Rollen können auch vertauscht sein – was oft dann der Fall ist, wenn sich die Frau in einem langen Entwicklungsprozess ihre Stärke und Autonomie zurückerobert hat und diese Eigenständigkeit behaupten will. Da jedes Prinzip im Leben nach Ausgleich strebt, sind gerade erfolgreiche und unabhängige Frauen auf der Suche nach Nähe und Geborgenheit. Ein Widerspruch?
Um dieses archetypischen Beziehungsmuster besser zu verstehen, lohnt es sich, einen Blick tiefer zu wagen, Was verbirgt sich eigentlich hinter der männlichen Sehnsucht nach Distanz und Freiheit? Was verbirgt sich eigentlich hinter dem weiblichen Wunsch nach mehr Nähe und Geborgenheit?
Hinter dem männlichen Wunsch nach Freiheit steckt das Bedürfnis, seine eigenen Gefühle wahrzunehmen und danach zu handeln.
Hinter dem weiblichen Wunsch nach Nähe steckt das Bedürfnis, die eigene Kraft zu spüren. Die Frau ist auf der Suche nach ihrer weiblichen Identität.
Solange beide Partner ihre wahrhaftigen Bedürfnisse nicht erkennen, weil sie an anerzogenen oder gesellschaftlich genormten Beziehungsidealen festhalten, ist eine nachhaltige und dauerhafte Lösung nicht zu finden.
Beide Partner sind dazu aufgefordert, genau das zu tun, von dem sie glauben, dass sie es gar nicht wollen. In Wirklichkeit begeben sie sich auf einen tiefgreifenden Wandlungsprozess, der sie am Ende des Weges reich belohnen wird. Die Frau entdeckt Ihre eigene weibliche Identität als Frau und ein neu geborenes Selbstbewusstsein. Der Mann entdeckt den Wert seiner Gefühle und den damit verbundenen emotionalen Reichtum.
Eine umfassende Lösung tiefgreifender Beziehungskrisen erfordert den Mut, alte Beziehungsideale hinter sich zu lassen und sich auf einen neuen Weg zu begeben, dessen Ende ungewiss ist. Auf diesem Weg geht es um die Umkehrung aller Werte, die Umstellung der Lichter „Sonne und Mond“. Die Frau findet nicht zu ihrer weiblichen Kraft, indem sie immer mehr den emotionalen Raum in der Beziehung für sich in Anspruch nimmt, sondern indem sie aktiv handelt. Der Mann findet nicht zu seiner männlichen Kraft, indem er immer mehr handelt, sondern indem er seinen Gefühlen folgt.
Dass man sich auf einem konstruktiven und gesunden Beziehungsweg befindet, erkennt man daran, wenn man in seiner Beziehung
- als Frau immer intensiver die eigene Kraft und Stärke spürt und es genießen kann, eine begehrenswerte Frau zu sein
- als Mann immer deutlicher seine eigenen Gefühle wahrnimmt, danach lebt und sich darüber erfreut, ein handlungsstarker Mann zu sein
Ich wünsche gutes Gelingen beim Umbau eingerosteter Beziehungen!