Der Weg zum wahren Glück
- Teil 8 -
von Martinus -
Das Glück und die Welterlösung.
Sein Reich war nicht von dieser Welt, in der Sorge, Leid, Enttäuschungen, Krankheiten, Not und andere Arten von Elend herrschen. All das hatte er längst hinter sich gelassen. Jetzt war es seine Aufgabe, den Erdenmenschen zu zeigen, dass das Glück, nach dem sie sich so sehr sehnen, nur durch eine besondere Wesensart zu erreichen ist, nämlich jene Wesensart, die solche Ursachen und Wirkungen erschafft, die der Umgebung zur Freude, zum Nutzen und zum Segen gereichen. Es war nicht seine Mission, einen zornigen Gott milde zu stimmen und die „Sünden“ der Menschheit abzubüßen.
All diese Sünden sind ein Mangel an Wissen über Ursache und Wirkung und andere kosmische Gesetze, und es ist wohl nicht sündig, unwissend zu sein. Deshalb konnte Christus auch über seine Verfolger und Henker sagen: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Die „Erlösung“ der Welt besteht nicht darin, die Menschen durch eine göttliche „Gnade“ von den Wirkungen ihrer falschen Handlungsweise zu befreien. Dann würden sie ja niemals besser und klüger werden, das würde einen Stillstand der Entwicklung bedeuten, es wäre in allerhöchstem Grade lieblos. Und da die Gottheit die Kulmination von Liebe ist, lässt sie nicht einige Wesen durch ihre „Gnade“ zu „Erlösten“ und andere durch ihren „Zorn“ zu „Verdammten“ werden.
Jegliches Wissen und jegliche Erkenntnis sind Nachwirkungen von Handlungen, und alle wirklich weisen und heiligen Männer und Frauen, die auf dieser Erde gelebt haben, sind durch die Leidenserfahrungen vieler physischer Leben zu ihrer Einsicht und Liebesfähigkeit gelangt. Sie haben gelernt, was sich, menschlich gesehen, bezahlt macht. Wenn aber alle Lebewesen durch ihre Erfahrungen in Bezug auf Ursache und Wirkung zu größtmöglicher Bewusstseinsentfaltung, zu größtmöglichem Wissen und zu höchster künstlerischer Begabung gelangen, wozu brauchen sie dann einen Christus?
Warum musste er um der Menschen willen den Tod am Kreuz erleiden? Weil die Erdenmenschheit ein Beispiel vor Augen haben musste, einen Menschen, der durch sein eigenes Leben gezeigt hat, auf welche Weise es möglich ist, von den Realitäten oder Ursachen Abstand zu nehmen, die die Finsternis verursachen; auf welche Weise er, selbst wenn er mit Finsternis konfrontiert wird, nicht mit Finsternis antwortet, sondern, im Gegenteil, durch seine praktische Wesensart eine solche Liebe zu allem und allen zum Ausdruck bringt, dass Gottes Nähe nicht nur im Licht, sondern auch in der Finsternis spürbar ist. „Ihr sollt die lieben, die euch hassen und verfolgen“, sagte Christus und er hat gezeigt, dass das möglich ist.
Dass es die „Erlösung“ der Menschheit ist, sich diese Wesensart des Welterlösers anzueignen, und absolut nur dies allein, brachte er deutlich mit den Worten zum Ausdruck: „Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.“
Herzlichst Martinus
Aus einem Vortrag vom 6.7.1947 in Klint
Bearbeitet von Mogens Møller, gutgeheißen von Martinus
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 21, 1968 mit dem Titel: "Vejen til den sande lykke" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk