Der Weg zum wahren Glück
- Teil 5 -
von Martinus -
Das Christentum und die Menschen unserer Zeit.
Wenn man sieht, dass die sogenannten christlichen Nationen die genialsten Kriegsvölker in der Welt gewesen sind, dann kann man nichts mehr dazu sagen, dass der eine oder andere, der begonnen hat, über die Dinge und Verhältnisse im Leben nachzudenken, zu der Auffassung kommen kann, das Christentum sei vergebens gewesen. Es sind nicht gerade Sicherheit und Glück, was die christlichen Völker für andere geschaffen haben.
Daher haben sie auch keine Ursachen geschaffen, die Glück und Sicherheit als Wirkung bedingen können. Aber Seite an Seite mit der Entwicklung der westlichen Kriegsmaschinerie und Gewaltherrschaft, durch die die Völker anderer Erdteile fast zu Sklaven gemacht oder teilweise ausgerottet wurden, hat sich im Westen auch etwas entwickelt, was das bisher größte Ergebnis des Christentums ist, obwohl dies nicht unmittelbar einleuchtet. Das ist die Entwicklung humaner Gefühle in einzelnen Menschen und die Schaffung humanistischer Unternehmungen in den einzelnen Staaten und Nationen. Zwar sind weder die einzelnen human und liebevoll eingestellten Menschen noch die humanen Institutionen schon zahlreich genug oder stark genug, um entscheidenden Einfluss auf die Weltsituation zu bekommen. Aber sie sind auf dem Weg, ihn zu bekommen. Und das Christentum hat seine Rolle absolut noch nicht ausgespielt, im Gegenteil, jetzt kommt es erst richtig zur Wirkung, weil viele Menschen reif genug geworden sind, um seine Bedeutung zu erfassen und es mit ihrer eigenen Lebensführung zu vereinen.
Aber ist das Christentum so formuliert, dass die heutigen und zukünftigen human denkenden Menschen von seinem geistigen Inhalt und seiner Ideenwelt inspiriert werden können? Nein, der wirkliche Inhalt des Christentums ist für heutige Menschen hinter einer äußeren Form, die von den Kirchenvätern und Theologen des Altertums und Mittelalters geschaffen wurde, fast verborgen oder durch sie getarnt. Diese Form ist für die heutigen Menschen, die von der wissenschaftlichen und technischen Entwicklung beeinflusst sind, völlig unpassend, und zugleich sind sie inzwischen auf allen Gebieten so materialistisch eingestellt, dass es ihnen schwerfällt sich vorzustellen, was Geist eigentlich ist. Aber dieser Mangel und dieses Hindernis für die weitere Entwicklung des Christentums wird dadurch entfernt, dass zur Zeit eine Wissenschaft über den Geist, eine Geisteswissenschaft, geschaffen wird, durch die die Erdenmenschen einen weit größeren Überblick über das Verhältnis von Ursache und Wirkung bekommen werden.
Gleichzeitig damit, dass sie durch die Geisteswissenschaft einen Einblick in die Ursachen der heutigen Situation der Menschheit bekommen, können sie auch Kenntnisse darüber erhalten, wie diese Situation auf längere Sicht geändert werden kann. Und was sehr wesentlich ist: sie können lernen zu verstehen, dass die einzelnen human eingestellten Menschen wirklich etwas dafür tun können, die Weltsituation zu verändern, und dass man absolut nicht darauf warten muss, dass alle anderen es tun.
Herzlichst Martinus
Aus einem Vortrag vom 6.7.1947 in Klint
Bearbeitet von Mogens Møller, gutgeheißen von Martinus
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 21, 1968 mit dem Titel: "Vejen til den sande lykke" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk