Der Weg zum wahren Glück
- Teil 3 -
von Martinus -
Die scheinbare Ungerechtigkeit des Lebens.
Aber was ist mit den Menschen, die sich als Erlöste oder Heilige bezeichnen? Die müssen doch eine Ausnahme sein? Die Ausnahme besteht jedenfalls nicht darin, dass diese Menschen dem Unglück, Sorgen und Leiden entgehen. Obwohl sie jeden Sonntag zur Kirche gehen, regelmäßig zum Abendmahl gehen und auf andere Weise den Dogmen und Vorschriften einer Kirche, Sekte oder Religion folgen, findet man sie genauso oft unter den Patienten der Krankenhäuser und Hospitäler wie ihre „nicht erlösten“ oder „sündigen“ Mitbürger. Und kommt es nicht auch vor, dass ein gläubiger Mensch in der Stunde der Not sagt: „Warum trifft es gerade mich?“ Er hatte geglaubt, aufgrund seines „Heilig-Seins“ sicher sein zu können, muss nun aber etwas ganz anderes erleben. Und dann ist die Frage, ob er es unterlassen kann, bitter zu werden.
Wenn dies, einer bestimmten Rasse, einem Glauben, einer gesellschaftlichen Gruppe, einer bestimmten Altersstufe oder einem bestimmten Geschlecht anzugehören, einige Menschen dafür prädestinieren würde, glücklicher zu sein als andere, dann wäre das Leben höchst ungerecht, was viele Menschen ja auch glauben. Das liegt aber daran, dass sie die Verhältnisse von einer augenblicklichen Situation aus sehen und beurteilen, deren Ursachen und Wirkungen sie nicht kennen.
Die Welt ist nicht ungerecht, und kein Mensch erlebt mehr Leid, Schmerzen und Sorgen als andere, selbst wenn es scheinbar so aussehen kann. Sich darüber klar zu werden, ist ein Teil des Weges zum wahren Glück. Es gehört aber noch mehr dazu. Ist es denn wirklich möglich, dass Menschen zu einem Dasein ohne Sorgen und Leiden, ohne Enttäuschung und Bitterkeit, ohne Krankheit, Entbehrung oder Schmerzen gelangen? Es ist möglich und es ist dem einzelnen Menschen schon jetzt möglich, mit der Schaffung dieses Zustandes zu beginnen, d.h. mit der Schaffung der Ursachen, die einmal in der Zukunft einen solchen Zustand bewirken werden.
Herzlichst Martinus
Aus einem Vortrag vom 6.7.1947 in Klint
Bearbeitet von Mogens Møller, gutgeheißen von Martinus
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 21, 1968 mit dem Titel: "Vejen til den sande lykke" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk