Der Weg zum wahren Glück
- Teil 10 -
von Martinus -
Eine neue Lebenseinstellung.
Und wer ist es, der die Geisteswissenschaft gebrauchen kann? Das sind die Menschen, in deren Bewusstsein die Fähigkeit zum Mitgefühl mit anderen, die es schwer haben, durch Sorgen, Leiden und Enttäuschungen geweckt wurden. Also Menschen, deren Gefühlsleben sich zu einer Liebesfähigkeit entwickelt hat, die nicht nur auf ein Wesen des anderen Geschlechts gerichtet ist, sondern auf die Umgebung insgesamt. Dieses menschliche Gefühlsleben macht sie aber nicht sentimental, da sich gleichzeitig auch ihr Sinn für Logik und ihre Fähigkeit zu denken und einen Überblick über Ursachen und Wirkungen zu bekommen, entwickelt hat.
Diese Menschen sind reif, logisch denken zu lernen – nicht nur in physischen, sondern auch in geistigen Bereichen. Und von solchen Menschen wird es in der Zukunft immer mehr geben. Dies wird eine Kursänderung in wissenschaftlicher Richtung innerhalb mentaler und geistiger Bereiche mit sich führen. Wissenschaft aber nicht so verstanden, dass sie nur Menschen mit einer bestimmten Ausbildung vorbehalten ist. Man kann eher sagen, dass die Menschen, die für die kosmische Logik empfänglich sein werden, diejenigen sind, die das Leben selbst ausgebildet hat. Es sind diejenigen, die große Schwierigkeiten gehabt haben und die angefangen haben zu spüren, was sich absolut nicht bezahlt machen kann.
Eine neue Form von Sicherheitsgefühl wird im Gemüt dieser Menschen entstehen. Sie werden keine Angst vor dem Tod haben, denn sie werden lernen zu verstehen, dass kein Tod existiert, sondern nur die Veränderung von einem Zustand zu einem anderen, eine Verwandlung durch Reinkarnation oder Wiedergeburt, was an sich Entwicklung bedeutet. Und diese Entwicklung wird den Menschen allmählich zu einem Zustand führen, der wahres Glück bedeutet, da es ein Zustand ohne Unsicherheit, Krankheit und Enttäuschung sowie alle anderen Formen von Unglück sein wird, die die heutige Menschheit plagen.
Dieser zukünftige Zustand wird nicht durch Wunder erreicht werden und auch nicht durch die „Versöhnung“ mit einer zornigen Gottheit. Gott ist der erste, der weiß, dass kein Wesen in diesem Augenblick anders sein kann, als es ist. Auch dieses Wissen werden sich die Menschen aneignen. Und das wird ihnen helfen, ihrem Nächsten zu vergeben und nicht zu verlangen, dass er von Erfahrungen aus denken oder handeln soll, die er noch nicht gemacht hat. Wenn man aber nun selbst derjenige ist, der „ungerecht“ behandelt wird? Dann ist es wichtig, gelernt zu haben, das Gesetz von Ursache und Wirkung aus der Perspektive der Schicksalsbildung und der Reinkarnation gesehen zu verstehen.
Wenn man weiß, dass einem überhaupt nichts anderes passieren kann, als das, dessen innerste Ursache man selbst ist, und dass man selbst in diesem oder in früheren Leben das Schicksal gesät hat, das man jetzt ernten muss, dann gibt es niemanden, auf den man böse sein kann. Die anderen, die man früher kritisiert, die man gehasst, verabscheut oder verachtet hat, werden dann als Werkzeug gesehen, derer sich die Vorsehung bedient, damit man durch sie erntet, was man gesät hat – nicht als Strafe, sondern als Lehre und Unterricht in Bezug darauf, was sich bezahlt machen kann und was sich nicht bezahlt machen kann, wenn man Mensch sein will.
Das Glück wird nach und nach durch jene Veränderung erreicht, die mit dem Gemüt des Menschen vor sich geht. Denn das wahre Glück ist ein Bewusstseinszustand, der von den äußeren Verhältnissen unabhängig ist.
Herzlichst Martinus
Aus einem Vortrag vom 6.7.1947 in Klint
Bearbeitet von Mogens Møller, gutgeheißen von Martinus
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 21, 1968 mit dem Titel: "Vejen til den sande lykke" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk