Spiritualität: Der Weg zum wahren Glück
- Teil 1 -
von Martinus -
Das Ende der Sicherheit.
Ob es wohl viele Menschen gibt, für die das tägliche Dasein etwas absolut Stabiles, etwas absolut Glückliches ist? Wenn ein Mensch vollkommen ehrlich und aufrichtig, ausgehend von Erfahrungen, die er mit anderen und sich selbst gemacht hat, auf diese Frage antworten sollte, müsste er mit nein antworten. Die Menschen sind nicht glücklich. Sie sind manchmal glücklicher, manchmal weniger glücklich, aber das ist keine stabile Sicherheit und kein stabiler Glückszustand.
Diese mangelnde Stabilität kommt auf ebenso viele Arten zum Ausdruck, wie es Menschen gibt, und sie kann schon in der Kindheit beginnen. Ein kleines Kind wird vielleicht bei guten und liebevollen Eltern geboren, wird behütet und umsorgt und unter besten Verhältnissen aufgezogen und findet auf diese Weise offensichtlich die allerbesten Bedingungen vor, um eine glückliche Kindheit und einen glücklichen Start ins Leben zu erleben.
Aber plötzlich stirbt die Mutter und einige Zeit später heiratet der Vater wieder und mit der Stiefmutter verändern sich die Verhältnisse zu Hause. Das Kind sieht die Zeit vor dem Tod der Mutter wie ein verlorenes Glück; es kann mit seiner neuen Mutter nicht zu einem guten und vertrauensvollen Verhältnis kommen, und es fühlt, dass die Sicherheit im Leben verloren gegangen ist.
Etwas wurde in der häuslichen Atmosphäre vergiftet und dafür kann es viele Ursachen geben, das muss nicht gleich die Schuld der Stiefmutter sein. Für das Kind kann es aber bedeuten, dass es zu einer Schräglage in seiner Lebenseinstellung kommt, zu einem Negativum, das ihn sein ganzes Leben lang begleiten wird, wenn es ihm nicht gelingt, dies zu überwinden.
Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, wie den Menschen schon in der Kindheit ihre Sicherheit und ihr Glücksgefühl verloren gehen können. Und wenn es Menschen gibt, die ihre Kindheit als eine besonders sichere und glückliche Periode in ihrem Dasein ansehen, dann oft deshalb, weil diese einen leuchtenden Kontrast zu den Erlebnissen späterer Lebensperioden darstellt, in denen Unsicherheit, Schmerzen und Enttäuschungen ihren Einzug gehalten haben.
Herzlichst
Martinus
Aus einem Vortrag vom 6.7.1947 in Klint
Bearbeitet von Mogens Møller, gutgeheißen von Martinus
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 21, 1968 mit dem Titel: "Vejen til den sande lykke" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk