Das Gewissen und allmähliche Empfänglichkeit für theoretischen Unterricht für das Bewusstsein.
von Martinus -
Der Erdenmensch wird allmählich für theoretischen Unterricht empfänglich.
Wenn eine Menge Erfahrungen gemacht worden sind, so viele, dass im Bewusstsein des Menschen ein unwiderstehlicher Drang nach größerem Wissen und nach einem Wunsch entsteht, in höherem Maße das Gute zu tun, was er gerne will, und das Böse zu meiden, was er ja nicht will, wird dieser Mensch allmählich empfänglich für theoretischen Unterricht.
Dieser Unterricht soll natürlich nicht aus einem erhobenen Zeigefinger und Ausdrücken wie „Du sollst“ und „Du darfst nicht“ bestehen – das gehört vergangenen Stadien in der Entwicklung an. Er muss eine Erklärung der gesamten Entwicklung der Menschheit, der Schicksalsbildung der Menschen insgesamt und des einzelnen Menschen sein, eine Erklärung dessen, dass jeder ernten muss, was er gesät hat, und schließlich, dass diese Ernte sich nicht nur auf die Spanne zwischen Geburt und Tod in einem Leben erstreckt, sondern von Leben zu Leben über eine lange Entwicklungsperiode.
Ist der suchende Mensch für einen solchen Unterricht empfänglich, hat er dadurch die Möglichkeit, Hilfe zur Selbsthilfe zu erhalten. Die Hilfe besteht darin, dass er die gegenwärtige Situation auf Grund der Vergangenheit und mit einem weiten Ausblick in die Zukunft hinein versteht, die das Schicksal des Betreffenden wird, das er selbst mit seinen Gedanken, Worten und Taten im Jetzt mit erschafft.
Der Unterricht wird jedoch keine Hilfe sein, wenn man ihn nur als etwas Interessantes oder Spannendes entgegennimmt, durch das man mehr weiß als andere und vielleicht meint, dass man durch dieses Wissen auch etwas besser ist als die anderen, die dieses Wissen nicht in ihrem Bewusstsein haben.
Von Bedeutung für die Entwicklung des einzelnen Menschen ist, inwieweit sein tägliches Benehmen und Handeln mit seiner „leuchtenden Stütze“, mit seinem Gewissen in Kontakt ist oder nicht. Diese „leuchtende Stütze“ besteht aus Ihren Idealen, Vorstellungen und Kenntnissen von dem einen, „was nottut“.
Eine Untersuchung Ihres Wissens wird Ihnen schnell zeigen, dass vieles davon nicht klar im wachen Bewusstsein liegt, weshalb Sie es augenblicklich nicht gebrauchen können. Dieses Wissen ist Ihnen nicht praktisch bekannt, sondern nur theoretisch, was in diesem Fall bedeutet, dass es ein minderwertiger Regulator Ihrer Handlungen ist.
Als Geistesforscher leben Sie in hohem Maße auf einer Stufe, auf der der „heilige Geist“ in vielen Bereichen in Ihrer täglichen Handlungsweise mitwirkt. Aber es gibt auch Bereiche, in denen Sie es nicht so genau nehmen, ob Ihre Handlungsweise in Kontakt mit dem ist, was Ihnen der heilige Geist, d.h. das reine liebevolle Bewusstsein, vorschreibt. Und gerade dort finden sich die Schwierigkeiten und Leiden ein. Sie sind vielleicht stark davon eingenommen, sich in einem Bereich zu üben, so dass Sie den übrigen Bereichen in ihrem Bewusstsein weniger Aufmerksamkeit schenken, wodurch Sie in diesen sehr leicht in Disharmonie mit Ihrer „leuchtenden Stütze“ kommen können, in Disharmonie mit dem Plan, den die Vorsehung für Sie hat.
Hier kann meine Arbeit von gewisser Bedeutung für Sie sein, indem sie Ihnen entweder zeigt, wie Sie den Leiden und Unannehmlichkeiten vorbeugen können, oder auch, wie sie Ihnen so begegnen können, dass Sie die richtigen Lehren daraus ziehen, so dass Sie beim nächsten Mal die mentalen Energien richtig mischen können.
Meine Analysen können Ihnen helfen, Ihre eigene mentale „leuchtende Stütze“ richtig zu sehen, wodurch es Ihnen leichter wird, den Weg zu sehen, dem Sie folgen sollten. Die Art und Weise, wie jeder von uns mit seinen besonderen Fähigkeitskombinationen das Licht manifestieren wird, wird von der Vorsehung vorausgesehen, und für unsere Zukunft wurde ein Plan entworfen, von dem uns unser Gewissen und unsere Ideale berichten, wenn wir intensiv genug auf die innere Stimme hören. Daher ist es am besten, wenn wir heute, wenn wir durch unsere Gedanken, Worte und Handlungen dazu beitragen, unsere Zukunft zu formen, auf den Plan, den die Vorsehung für uns hat, Rücksicht nehmen, auf das Gewissen hören. Die Wirkungen, die wir heute mit unserer Wesensart hervorrufen, werden zur Ursache der Wirkungen, die wir in kommenden Jahren und in kommenden Leben antreffen werden. Sie werden an unserem zukünftigen physischen und mentalen Hervortreten mitwirken und kommende helle und dunkle Flecken in unserem Bewusstsein mitbestimmen.
Herzlichst Martinus
Aus einem Vortrag in Klint am 12.7.1942, bearbeitet von Mogens Møller und von Martinus gutgeheißen, erste Veröffentlichung im dt. KOSMOS 1-2/1976.
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 1-2, 1975 mit dem Titel: "Samvittighed" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus, Erich Gentsch
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk