Die geheime Macht hinter den Waffen.
von Martinus -
Ist es der Kapitalismus, der Militarismus, die Politik oder die Geschäftswelt, die hinter der tötenden Macht steht?
Wir leben in einer Zeit, in der sehr viel von Waffen die Rede ist, von Bombenflugzeugen, Schlachtschiffen, Panzern, fliegenden Bomben, Handgranaten, Maschinengewehren, Revolvern, Bajonetten usw. Die Kulmination von Sabotage und Zerstörung in großem Stil verursacht kilometerweit Rauchwolken und Lärm in der Atmosphäre. Mordanschläge und Blutbäder, die Todesschreie ganzer Völker erschüttern die Welt. Eine Lawine des Todes geht über die Erde hinweg. Und das große Problem für die leidende Menschheit kann unweigerlich nur die Frage sein: „Wer oder was ist die tötende Macht?“
Hier wird man vielleicht antworten, dass es der „Kapitalismus“, der „Militarismus“, diese oder jene Form von „Politik“ ist oder dass es die „Geschäftswelt“ oder die Monopolisierung der speziellen Rohstoffe oder Rohmaterialien dieses oder jenes Landes ist, die die tötende Macht darstellt, so wie man vielleicht auch betonen mag, dass die Religion oder religiöse Ideen Krieg oder den Kampf um Werte auslösen können. Aber ist das nun richtig? Sind es diese Phänomene, die die tiefste Ursache der Todeslawine oder der zurzeit über die Erde hin wegrollenden Götterdämmerung sind?
Kapitalismus und Militarismus an sich müssen nicht kriegsfördernd sein
Ja, es ist natürlich richtig, dass diese Phänomene das äußere Erscheinungsbild ausmachen, in dem sich die Kriegs- und Kampfenergien entfalten. Aber nur weil sich ein Ding in einem dieser Phänomene entfaltet, muss es nicht an sich „böse“ oder kriegsfördernd sein. Der „Kapitalismus“ muss nicht an sich „böse“ sein, im Gegenteil, der wahre Kapitalismus versetzt ja den „Kapitalisten“ in die Lage, seinem Nächsten eine weit größere materielle Hilfe bieten zu können als irgend ein anderes Wesen.
Er kann Millionenbeträge für viele verschiedene wohltätige Zwecke geben. Er kann elternlose Kinder, Kranke und andere notleidende Wesen unterstützen. Er kann Krankenhäusern, Erholungs- und Altenheimen ganze Vermögen spenden. Er kann Schulen und Ausbildungsstätten bauen lassen. Er kann also auf vielerlei Weise das Leben für seine minderbemittelten Nächsten mildern und dies in einem Maßstab, der seinesgleichen sucht.
Dass der „Kapitalist“ sein Kapital oder seine Besitztümer nicht in dieser Weise verwendet, sondern ausschließlich in selbstsüchtiger oder egoistischer Richtung, ja vielleicht sogar das genannte Ziel bekämpft, ihm entgegenarbeitet, ist eine Sache für sich. Das liegt also nicht am Kapital oder Reichtum. Dasselbe gilt natürlich auch im Hinblick auf den „Militarismus“. Auch der ist an sich nicht „böse“ oder kriegsfördernd. Im Gegenteil, er kann ja gerade selbst kriegsverhindernd sein.
Er kann mit einer Macht identisch sein, die alle verbrecherischen Tendenzen im Zaum hält, er kann alle Anmaßungen und Überfälle habgieriger Länder in Schach halten. Er kann das unerschütterliche Fundament für den Schutz edler Kultur sein. Er kann die Bedingung für Gerechtigkeit oder absolut gleiches Recht für alle innerhalb von Gesellschaften sein, ja er kann das absolut unentbehrliche lebensbedingende Moment hinter jeder Form von Ruhe und Ordnung in der Gesellschaft sein, in der sich anarchistische Tendenzen zeigen.
Dass der „Militarismus“ eventuell nicht in dieser Weise – als „Polizei“ – benutzt wird, sondern vielmehr benutzt wird, um andere, weniger bewaffnete Staaten zu tyrannisieren, zu berauben und zu plündern sowie für Terror, Unterdrückung und Erniedrigung anderer Völker und Rassen zu sorgen, ist ebenfalls eine Sache für sich. Das liegt also überhaupt nicht am „Militarismus“ selbst.
Politik an sich ist auch nichts Böses oder Kriegsförderndes
Was die Politik betrifft, so weicht sie im Prinzip auch nicht von den beiden schon genannten Faktoren ab. Sie kann an sich eine starke Energie oder Kraftentfaltung sein, die diese Faktoren in Richtung eines Kontaktes mit der allerhöchsten moralischen Begründung führt. Wenn wir das Prinzip „Politik“ näher betrachten, ist es nämlich an sich genauso wenig „böse“ wie die beiden vorigen Prinzipien.
Ja, sie kann sogar das höchste Ideal repräsentieren, die menschlichsten Ziele verfolgen, genauso kann sie aber natürlich auch Ausdruck für die größte Eitelkeit sein, für das Begehren, Macht zu erobern und zu besitzen, sie kann Unterdrückung fördern, Herrschaft für wenige und offene oder getarnte Sklaverei für andere schaffen.
Aber eine Sache, die genauso stark im Dienste des „Guten“ gebraucht werden kann, wie sie im Dienste des „Bösen“ oder der Lieblosigkeit benutzt werden kann, kann nicht als eine „böse“ Erscheinung beurteilt werden. Nur das, was den Gebrauch dieser Sache im Dienste des „Bösen“ bewirkt, kann mit Recht Gegenstand dieser Beurteilung sein.
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 3 - 4, 1978 mit dem Titel: "Den hemmelige magt bag våbnene" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk