五行 Wǔ Xíng – Die fünf Wandlungsphasen
Die fünf Wandlungsphasen, auf Chinesisch 五行 Wǔ Xíng, werden vielfach einfach die fünf Elemente genannt. 行 Xíng bedeutet „gehen, reisen, bewegen, handeln, Reise, Wandel, zeitweilig, vorübergehend“ und so könnte 五行 Wǔ Xíng wörtlich als die fünf Bewegungen übersetzt werden. Das kommt der eigentlichen Idee nahe, denn die fünf Wandlungs-phasen sind – vereinfacht ausgedrückt – die wesentlichen Erscheinungsformen des 氣 Qi. (darauf werde ich in einem der nächsten Beiträge eingehen.)
Dass sie sich bei uns als die fünf Elemente eingebürgert haben, liegt wohl an der Ähnlichkeit mit der klassischen Vier-Elemente-Lehre, die im europäischen Kontext lange Zeit ein gängiges Erklärungsmodell war und heute - auch in der Geomantie – sich wieder wachsender Beliebtheit erfreut.
Feuer, Wasser und Erde sind identische Bilder in beiden Konzepten. Die Luft ergänzt als viertes Element die westliche Vorstellung, in Asien kommen stattdessen Holz und Metall hinzu.
Auf die Aspekte der einzelnen Wandlungsphasen werde ich in jeweils eigenen Artikeln näher eingehen.
Gemeinsam ist beiden Modellen der metaphorische Charakter der Bezeichnungen und daher kommen auch die vielen Parallelen in den Vorstellungen. Der Erfahrungshintergrund ist unabhängig von Kultur und Weltbild. Feuer brennt und ist heiß und Wasser fließt. Das sind Erfahrungen, die sich auf der ganzen Welt gleichen. Und doch gibt es Unterschiede.
In der griechischen Philosophie war man der Meinung, dass alle Stoffe in einer jeweils individuellen Weise eine Art Mischung der vier Elemente waren. Auch auf den Menschen wurde dieses Modell übertragen und Krankheiten als ein Ungleichgewicht der Elemente verstanden.
Diese Anschauungen hielten sich bei uns bis ins 17. Jahrhundert und sind in stark reduzierter Form noch immer in den Aggregatzuständen enthalten. Wichtig und maßgeblicher Unterschied zu den chinesischen fünf Wandlungsphasen ist die bei uns erst recht spät (Aufklärung) entstandene materielle Auslegung der Vier-Elemente-Lehre.
Das Denken im alten China würde man heute als systemisch bezeichnen und dies ist auch der Charakter der fünf Wandlungsphasen. Wenn sie als stete Veränderung der Erscheinungsformen des Qi verstanden werden, so sind immer auch die vielfältigen Bezüge mit bedacht. Die stoffliche Komponente spielt hier nur eine untergeordnete Rolle, es geht in erster Linie um der „Art der Energie“. (Energie als Wirkkraft verstanden, auch dazu an anderer Stelle mehr.)
Auch in der chinesischen Medizin geht es um ein Gleichgewicht der fünf Wandlungsphasen, aber eben verstanden als „energetische Zustände“. So könnte ich mir vorstellen, dass ein roter Hautausschlag bei uns vielleicht mit einem Überschuss des Elements Feuer diagnostiziert wurde, in China vermutlich mit einer Irritation der Metallenergie und durch Betrachtung der anderen Wandlungsphasen ein Wirkzusammenhang erkannt wurde.
Die Bezeichnung „Fünf Elemente“ verführt uns daher leicht, diese auch stofflich, bzw. materiell zu denken und macht damit Missverständnissen Raum. Spannend ist jedoch die metaphorische Verwendung der vier Elemente und der fünf Wandlungsphasen.
Auch bei uns gibt es z.B. die Zuordnung zu den Himmelsrichtungen und – wen wundert es – in China und Europa ist der Süden dem Feuer und der Norden dem Wasser zugeordnet.
Der Osten steht bei uns für die Luft, in Asien ist er Ausdruck der Wandlungsphase Holz.
Der Westen ist die Metallenergie und hier das Element Erde. Die Wandlungsphase Erde ist in China die Mitte, der eigene „Standpunkt“, unsere Basis und damit die fünfte Himmelsrichtung. Auch dies ist wieder ein Hinweis für das systemische Denken, denn wie sich die Wahrnehmung mit der Perspektive ändert, ist eine Auswirkung des jeweiligen Standpunktes, d.h. das was wir sehen, wahrnehmen ist immer abhängig vom Ort des Schauens.
Ihr Johannes Trüstedt