Hallo Ihr Lieben!
Schulmobbing – Presse und TV greifen dieses brisante Thema endlich auf. „Mobbing-Opfer“ zu sein ist plötzlich nicht mehr anrüchig, unglaubwürdig. Die Stimmung ist umgeschlagen.
Keiner hält diese Menschen mehr für Schwächlinge, Versager, für jemanden der sich im Leben nicht behaupten, nicht durchsetzen kann.
Thema: „Anna – Mobbing in der Schule – es gibt viele Gründe“
So hat Anna den Weg zu mir in die Praxis gefunden. Ganz aktuell, angeregt durch verschiedene Artikel und Mitteilungen in der Presse hat sie sich endlich ein Herz gefasst. Auch sie will nicht länger schweigen und spricht endlich über ihr Mobbing Leid. Seit 40 Jahren trägt sie schon ihre schwere Last. Jetzt endlich erlaubt sie sich zu reden, um dieses Thema Mobbing für sich ein für alle Mal abzuschließen und auch um anderen in vielleicht ähnlichen Situationen zu helfen und Mut zu machen.
Eine außergewöhnliche Persönlichkeit betritt den Raum. Anna ist eine sehr attraktive, wohlsituierte Mittvierzigerin. Eine gepflegte Erscheinung in sportlich-eleganter Kleidung. Sie trägt eine dezente zarte Perlenkette, Perlenohringe und hat ihr langes dunkles Haar in einem lockeren Knoten im Nacken zusammengefasst. Kein Mensch auf dieser Welt käme jemals auf den Gedanken, dass „so eine“ Frau einmal Opfer von Schul-Mobbing war. Wir finden schnell einen guten „Draht“ zueinander und Anna beginnt erst zögernd, dann immer emotionaler zu erzählen. Mich erstaunt die Präzision ihrer Ausführungen, die vielen kleinen Einzelheiten an die sie sich noch so gut erinnert. Es scheint so als wäre es erst gestern gewesen………..!
Alles begann damit, dass Anna’s Vater eine für die ganze Familie folgenschwere Entscheidung trifft. Anna ist gerade 6 Jahre alt, als ihr Vater beschließt sich einer neuen Glaubensgemeinschaft anzuschließen. Damals noch Sektenstatus, sind „Zeugen Jehovas“ heute eine offiziell anerkannte Religionsgemeinschaft. Eine Zeitlang verweigert sich Anna’s Mutter hartnäckig, sie kämpft verzweifelt gegen die Einengungen, die von nun an ihr Leben bestimmen sollen. Keine Geburtstage mehr, kein Ostern, kein Weihnachten, kein Silvester, keine gesellschaftlichen Anlässe, kein Theater dafür dreimal die Woche „Gehirnwäsche“ und öffentliches Bekennen der Glaubensüberzeugung durch Predigdienst von Haus zu Haus und das Verkaufen von Wachturm und Erwachet. Anna’s Mutter ist eine sehr stolze Frau. Nach langem Zögern und vielen Streitgesprächen mit Anna’s Vater resigniert sie schließlich und tritt ebenfalls den Zeugen Jehovas bei. Sie fällt in eine tiefe Depression von der sie sich bis zu ihrem Tod nie wieder richtig erholt.
Auch für Anna hat diese Entscheidung fatale Folgen. Sie darf von nun an auf keine Geburtstagsfeier Ihrer Spielkameraden mehr gehen. Darf noch nicht einmal gratulieren, geschweige denn ein Stückchen Geburtstagstorte essen. In der Schule ist Anna vom Religionsunterricht befreit, sie muss diese Stunde alleine im Lehrerzimmer verbringen. Oft wünscht sie sich sie wäre „die bezaubernde Jeannie“ und möchte sich am liebsten aus dieser furchtbaren Situation noch besser aus ihrem ganzen Leben herauszwinkern. Ihr Vater hat mit den Lehrern gesprochen und untersagt, dass Anna am Oster- und Weihnachtsbasteln teilnimmt. Sie darf auch nicht mitsingen, wenn in der Vorweihnachtszeit entsprechende Liedtexte eingeübt werden. Kein Martinsumzug, kein Schülergottesdienst, kein Schulfest. Anna fühlt sich nur noch schlecht, einsam, ausgegrenzt. Nach und nach ziehen sich alle ihre Freunde von ihr zurück und sie ist ganz alleine, auch zu Hause in ihrem Wohnviertel hat sie keine Spielkameraden mehr.
Die Eltern ihrer Kameraden erlauben nicht mehr dass diese mit Anna spielen oder sie zu Hause besuchen geschweige denn Anna mit nach Hause bringen. Sie wird gemobbt, verspottet und ausgelacht. „Die sind doch nicht mehr ganz richtig im Kopf!“ erinnert sie sich an die Beschimpfung einer Mutter.
Ihr Vater erklärt ihr, dass auch Jesus Christus wegen seiner Überzeugung ausgelacht und verspottet wurde und dass sie stolz darauf sein solle diesbezüglich das gleiche Schicksal zu erleiden. Aber Anna ist noch klein und versteht das Ganze nicht wirklich. Sie bekommt nur immer wieder zu spüren, dass sie irgendwie anders ist als die „normalen“ Kinder und dieses Gefühl frisst sich wie Gift ganz tief in ihre kleine Kinderseele!
Anna wächst auf unter dem Angst machenden Druck der Gemeinschaft!
Nach Abschluss der 4. Klasse soll Anna in eine neue Schule kommen! Ihr Vater meldet sie auf dem humanistischen Gymnasium an, dass er vor vielen Jahren selbst besucht und erfolgreich mit Abitur abgeschlossen hat. Sozusagen Familientradition. Anna hofft inständig, dass jetzt alles besser wird! Hier kennt sie keiner! Niemand weiß von ihrer „komischen“ Religion! Ein neuer Anfang! Neue Freunde! Anerkennung! Dazu gehören! Leider vergeblich!!!
Schon nach wenigen Wochen befindet sich Anna mittendrin, im größten Desaster ihres Lebens! Es sind noch nicht einmal die neuen Schulkameraden, die es auf sie abgesehen haben. Nein, Anna findet sich im Fokus ihres Lateinlehrers wieder. Es hat es direkt und unverblümt auf sie abgesehen. Er macht sie fertig, mobbt sie jeden Tag, vor allen ihren Klassenkameraden! Breit grinsend, stellt er sie bloß, gibt ihr Schimpfnamen wie „Gardinen-Eumel“, „Landpomeranze“ oder „Vettel“. Er führt sie vor bei jeder Gelegenheit. Während der Klassenarbeiten stört er Anna’s Konzentration, fragt ob die Arbeit ein Kreuzworträtsel geben soll. Stellt sich neben sie und kommentiert jeden ihrer Fehler lautstark lachend. Anna ist 10 Jahre alt, prepupertär, hat noch ihren Babyspeck und besonders darauf hat es dieser Lehrer, sie nennt seinen Namen, abgesehen!
Immer und immer wieder macht er abfällige Bemerkungen über ihren Körper, ihre Figur und setzt immer noch einen drauf indem er hinzufügt, „aber dass ist ja wohl bei den Zeugen Jehovas so!“
Anna’s schulische Leistungen fallen stark ab. Schon bald wird klar, sie wird das Schuljahr nicht schaffen. Jeden Morgen quält sie sich unter Übelkeit, Bauchkrämpfen, manchmal auch Erbrechen, in die Schule. Schweißgebadet sitzt sie in der Klasse und lässt alles nur noch zitternd über sich ergehen. Stopft förmlich alles Essbare in sich hinein und verliert letztendlich die Lust am Leben! Sie ist noch nicht ganz 11 Jahre alt als sie das erste Mal ernsthaft darüber nachdenkt sich selbst umzubringen.
Ihre Eltern scheinen von alle dem nichts mitzubekommen. Viel zu groß sind deren eigene Probleme zwischenzeitlich geworden.
Viel zu schnell ist die Zeit in meiner Praxis vorbeigegangen. So viele Jahre gehen nicht in 1 ½ Stunden. Sie vereinbart einen neuen Termin und es scheint als wäre sie alleine durch das Erzählen ihrer Erlebnisse schon etwas erleichtert.
Wie es weitergeht erfahren sie hier!
Ihre *Heli*
„Praxis Life“ – Neues von der Waldhaus-Farm
Im Rahmen meiner Tätigkeit als Heilpraktikerin für Psychotherapie unterliege ich der Schweigepflicht und wahre die Anonymität meiner Patienten indem ich den Personen in meinen Fallbeispielen grundsätzlich andere Name gebe!
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