Eine Einladung vom Leben
von Gerd Bodhi Ziegler
Während Ruth mit ihrer Kollegin plauderte, wurde ich ganz still. Ich betrachtete die schöne, Frieden und Kraft ausstrahlende Landschaft, die in mir eine uralte Erinnerung von Harmonie und Geborgenheit wachrief. Etwas in mir sagte immer wieder staunend: „Dass es so etwas noch gibt – sogar in Deutschland!“ Nach dem Kaffeetrinken gingen wir spazieren. Ein Wanderweg führte uns in den oberen Teil des kleinen Dorfes.
Halb ernst, halb im Scherz fragte ich, ob es hier nicht noch ein leeres Haus zu kaufen gäbe. (Ich hatte bislang nicht ernsthaft erwogen, Hausbesitzer zu werden.) Und dort, entlang des Waldrandes, bevor der Weg in die blühenden Wiesen führte, war am letzten Haus ein Schild angebracht, das uns „zu verkaufen“ zuwinkte. Das Haus war einladend schön und die Lage einzigartig. Wir spazierten weiter.
Auf dem Rückweg sagte ich zu Ruth: „Wir können ja mal klingeln. Vielleicht ist jemand da, der uns alles zeigt.“ Sie war sofort dabei und wir wurden freundlich von der Eigentümerin empfangen. Das Haus war geschmackvoll gestaltet mit einem traumhaft angelegten Garten. Als ich neben dem Teich mit den blühenden Seerosen und den vielen Goldfischen stand, erfüllte mich ein tiefer, ekstatischer Frieden. Ich erkannte ihn als genau den Zustand, nach dem ich mich in den Wochen des Baulärms und bereits in meiner frühestens Kindheit im Flüchtlingslager so intensiv gesehnt hatte. Alles in mir jubelte „JA“!
Es passt alles!
Und dann erwähnte die Besitzerin, dass das Haus an ein Naturschutzgebiet angrenzt. Wie erinnerten uns staunend an unsere Bestellung, die wir ganz vergessen hatten.
Nachdem wir unsere finanzielle Situation überprüft hatten, sagten wir gleich am nächsten Tag zu. Die Eigentümerin wunderte sich über unsere schnelle Entscheidung. Gleichwohl sagte sie immer wieder: „Ich fühle, dieses Haus hat auf Sie gewartet. Es gibt noch andere Interessenten, doch Ihnen gebe ich es am liebsten. Ich spüre, Sie gehören hier hin.“
Tatsächlich fühle ich mich hier, während ich diesen Artikel schreibe, auf der Erde angekommen. Rückblickend kann ich sehen, dass alle Ereignisse der Vergangenheit dazu beigetragen haben – unter anderem auch der lästige Baulärm – der meine innere Arbeit maßgeblich katalysierte.
Sich wertschätzen und lieben
Bereits im ersten Teil ging ich auf die Notwendigkeit echter Selbstbegegnung ein, sowie auf die Bereitschaft, alles, was wir in unserem inneren Erleben vorfinden, wertzuschätzen und in Liebe zu umarmen. Ich habe meine kleine Geschichte erzählt, um diese für uns alle gültigen Gesetzmäßigkeiten anschaulich zu machen.
Solange wahre Selbstbegegnung vermieden wird oder diese noch nicht wirklich mit Selbstliebe Hand in Hand geht, können wir in der Regel unsere Schöpferkraft nicht voll entfalten. Wenn wir aus einem inneren Widerstand heraus etwas wollen oder anstreben, ziehen wir den Konflikt gleich mit in unser Leben.
Die grundlegende Ausrichtung in meiner Arbeit mit Menschen ist daher immer das Training von Selbstkontakt und die Entwicklung einer gesunden, bedingungsfreien Liebe zu uns selbst und dem Leben. Das heilt ganz natürlich alte seelische Wunden und setzt ungeahnte Potenziale an Liebe und Kreativität frei.
Im nächsten Teil erfahrt ihr mehr über das einfache Experiment „Die Langzeitstudie“.
Euer Gerd Bodhi Ziegler