Sinne der Lebensreise.
von Claudia Sieber Bethke -
Bestimmt…
In Anbetracht unserer Lebenssituationen sind wir oftmals geneigt, zu denken, alles was uns begegnet, ist Bestimmung. Wundervoller Gedanke, wenn sich etwas Schönes erfüllt. Entlastender Gedanke, wenn etwas schief läuft. Und in gewisser Hinsicht könnte das durchaus so sein.
Es hat einen Grund, dass wir hier sind und was wir erleben.
Und irgendwie ist alles bestimmt, aber ich glaube nicht so, wie manch einer es beschreibt. Als sei alles gelenkt – von irgendwas oder durch irgendwen. Als könne ich nichts tun, nichts entscheiden. Das klingt für mich fremdbestimmt und nicht beeinflussbar… Möchte ich das?
Ich stelle mir gerade ein prächtiges Schiff vor, das eine Reise antritt. Es hat eine Mannschaft und einen Kapitän. Das Reiseziel und die Route dorthin sind gut ausgearbeitet. Natürlich ist die Besatzung auch auf Unwetter vorbereitet. Sie hatten schön öfter die Erfahrung gemacht und sind daher geübt darin, das Schiff zu halten, wenn es einmal stürmisch wird. Und wenn ein Schiffsjunge dabei ist, dann kann er sich auf die „alten Hasen“ verlassen. Er wird lernen ihnen zu vertrauen, denn sie werden für ihn sorgen und auf ihn aufpassen. Sie haben nicht vergessen, wie es einmal für sie war…
Die Reise geht los…
Sie spüren den Wind und die Kraft, die er in die Segel legt. Langsam setzt sich das Schiff in Bewegung. Es nimmt Fahrt auf und mit der Bewegung des Wassers, das sich sanft und schmeichelnd um den Schiffsrumpf herum bewegt, wird das Schiff aus dem Hafen getragen. Das Gefühl der Freiheit macht sich breit. Es ist, als würde sich etwas öffnen. Der Himmel und das Herz…
Mit der sanften Bewegung des Schiffes über die Wellen, bewegt sich alles im Körper mit. Sie wissen, dass es besser ist, sich dem Wellengang anzupassen. Einfach mit zu gehen. Wer das nicht tut, und sich hart dagegenstemmt, wird die Erfahrung machen, dass sich der Körper dagegen wehrt … denn er möchte in diese Bewegung gehen. Und spätestens wenn die „Seekrankheit“ auftaucht, und die Erschöpfung einem keine andere Wahl mehr lässt als mitzugehen, wird sich der Körper holen, was er braucht. Den Gleichklang mit der Bewegung des Meeres…
Kribbelnde Aufregung macht sich breit. Was werden sie erleben? Wird alles gut gehen?
Jeder kennt seine Position und Aufgabe und wird sie erfüllen. Sie wissen, sie können sich aufeinander verlassen und sind bereit ihr Bestes zu geben. So ist auch Platz, das Gefühl des Abenteuers aufkommen zu lassen. Denn mit jeder Reise, die sie antreten, wird auch das Erinnerungsschatzkästchen gefüllt. Eine wundervolle Kiste, mit brillanten Bildern, liebevollen Geschenken, kleinen Erlebnissteinchen und Verbundenheitsketten. Und immer wenn das Wetter getrübt ist und es scheint, als hätte der Wind vergessen, wo das Schiff gerade schwimmt, holen sie das Kästchen hervor… und erzählen sich ihre Geschichten. Und jeder von ihnen schenkt dem anderen seine Zeit. Denn jede dieser Geschichten ist auch irgendwie die eigene. Verbundenheit erfüllt sich…
Sie wissen, dass sie genau dort ankommen werden, wo sie hinwollen. Denn sie sind bereit, alles dafür zu tun, alles einzusetzen – und wenn es sein müsste auch das eigene Leben – damit es gelingt. Warum?
Weil sie es lieben – weil sie es wollen – von ganzem Herzen.
Könnt ihr euch vorstellen, was geschehen würde, wenn der Kapitän und seine Mannschaft bei Antritt der Reise sagen würde „Ach lassen wir es mal auf uns zukommen. Es ist ohnehin alles vorgesehen. Wir setzen uns jetzt mal eine Runde an Deck, spielen Karten und dann schauen wir mal was passiert? Die Vorsehung wird uns schon irgendwo hinbringen…“ Es sieht vielleicht zunächst entspannt aus…
Aber was ist, wenn etwas schief geht? Was ist, wenn sie nicht vertrauensvoll aufeinander eingestimmt sind, nicht verlässlich, wenn ein Sturm kommt… Wer weiß eigentlich, wo sie hinfahren, und wer von ihnen kennt den Weg? Schnell wird sich Unsicherheit und Angst breit machen, wenn sich ein Sturm zusammenbraut und am Ende die Wellen über ihnen zusammenschlagen...
Den Sturm können sie nicht verhindern.
Auch die beste Planung vermag das nicht. Aber würdet ihr so unvorbereitet, ziellos und ohne Verantwortungsbereitschaft eine weite Reise antreten? Und nur auf die Bestimmung „vertrauen“? Für mich ist das kein Vertrauen – für mich ist das, sich vor der „Verantwortung drücken“… Denn es ist die Reise UNSERES Lebens! Wir sind die Mannschaft und unserer Gedanken der Kapitän…
Natürlich hat unsere Lebensreise einen Sinn… den WIR ihr geben! Das ist nicht vorbestimmt, das entscheiden wir selbst. Sicher bekommen wir immer wieder unvorhergesehene Reiseerlebnisse präsentiert. Aber diese bringen uns weiter und helfen uns, unsere Route vielleicht manchmal ein bisschen zu korrigieren. Doch im Großen und Ganzen sind wir genau dort, wo wir gerade sind, weil wir selbst dafür gesorgt haben. Unser Gedankenkapitän hat dafür gesorgt. Er bestimmt die Route unseres Lebens. Und wir, als Mannschaft, haben durch ihn die Chance, eine wundervolle, spannende, aufregende und erkenntnisreiche Reise zu erleben – oder uns treiben zu lassen. Wir haben die Wahl. Und es wäre besser, die Verantwortung für diese Reise nicht dem Schicksal auf´s Auge zu drücken und dadurch die Chance zu verpassen, selbst zu bestimmen, wo es hingeht…
… und auf dieser Reise mit dem Herzen dem Firmament so nah zu kommen, dass man die Sterne greifen kann.
Ich wünsche euch eine abenteuerliche und sinn-volle Reise durch euer Leben.
Herzlichst Claudia Sieber Bethke