Glück: Lebensfreude - Teil 2 -
von Bodo Deletz -
Die Lebensfreude eines Menschen hängt davon ab, wie sehr er sich im Hamsterrad des Alltags verrannt hat. Sie ist ein direktes Maß dafür, wie groß die Distanz zwischen seinen tatsächlichen und seinen gefühlten Werten ist.
Nehmen wir das Beispiel des Managers aus dem letzten Artikel „Glück – Lebensfreude“, um dies zu verdeutlichen. Sein Ziel war die Beförderung, auf die er seit Jahren hinarbeitete. Er hatte die Beförderung als sehr wertvoll empfunden und entsprechend gehandelt. Die Beförderung hatte also einen gefühlten Wert. In Wirklichkeit war sie jedoch nur ein Mittel zum Zweck. Der tatsächliche Wert war die Traumvilla, die er sich durch die Beförderung ermöglichen wollte.
Doch war die Traumvilla wirklich ein tatsächlicher Wert? Oder war sie vielleicht auch nur ein Mittel zum Zweck? Er hätte die Villa ja haben können! Einfach weiter an der Beförderung arbeiten, danach die 90 Stunden Woche in seinem neuen Job und schon hätte er genug Geld, sich die Villa bauen zu lassen.
Doch das wollte er nicht mehr. Der tatsächliche Wert bestand nämlich darin, selbst in dieser Villa mitsamt seiner Familie leben zu können. Eine Villa, die ihn sogar noch stärker von seiner Familie ausschloss, war sicherlich kein erstrebenswerter Wert. Als die Villa durch diese Erkenntnis ihren gefühlten Wert verlor, ließ er sofort von seinen Karriereplänen los, die er seit mehr als 10 Jahren verfolgt hatte.
Wir haben also den tatsächlichen Wert erkannt, den der Manager jahrelang verfolgte. Oder vielleicht doch noch nicht? Was meinst du? Hätte er das Leben in dieser Villa mit seiner Familie immer noch gewollt, wenn ihm klar geworden wäre, dass alle in diesem Haus, aus welchem Grund auch immer, miteinander grottenunglücklich geworden wären? War also tatsächlich das Zusammenleben in dieser Villa der Wert, oder war dies ebenfalls nur ein Mittel zum Zweck?
War also das glückliche Leben der tatsächliche Wert, den der Manager anstrebte? Theoretisch schon, aber er hatte diesen Wert längst aus den Augen verloren. Es war kein gefühlter Wert, also hatte er auch keinen Einfluss auf die Lebensweise dieses Mannes.
Es lag eine zu große Distanz zwischen dem gefühlten Wert der Karriere und dem tatsächlichen Wert des glücklichen Lebens. Also konzentrierte er sich im Hier und Jetzt ganz auf die Karriere und schob sein Glück in die Zukunft. Dabei opferte er seine Gesundheit, nahm sehr viel emotionalen und geistigen Stress in Kauf und ließ es zu, dass sein gefühlter Wert ihm und seiner Frau die wertvollste Zeit ihres Lebens und ihrer Liebe stahl. Zeit, die er niemals würde zurückgewinnen können.
Hätte er seinen tatsächlichen Wert im Gefühl gehabt, wäre ihm das alles nie passiert.
Wie sieht es bei dir aus? Wie groß ist bei dir die Distanz zwischen deinen gefühlten und deinen tatsächlichen Werten? Um dies herauszufinden, ist es sinnvoll, sich erst einmal der eigenen gefühlten Werte bewusst zu werden.
Gefühlte Werte bestimmen im Gegensatz zu nicht gefühlten - also nur theoretischen Werten - unser Denken und unser Handeln. Du brauchst dir daher nur anzuschauen, was dich tatsächlich tagtäglich beschäftigt. Für welche Werte suchst du tatsächlich nach Wegen und Möglichkeiten, und für welche suchst du nicht? Für welche Werte tust du tatsächlich alles, was getan werden sollte und für welche tust du nicht genug?
Die meisten Menschen wollen z.B. eine bessere Figur. Ist dies ein gefühlter Wert von hoher Intensität, tun sie tatsächlich etwas dafür. Wird der Wert nicht stark genug gefühlt, denken sie immer nur daran, dass sie eigentlich etwas tun sollten.
Gehörst du eher zu den Menschen, die von den großen Werten des Lebens angetrieben werden, oder sind es eher die vielen kleinen Dinge des Alltags, die dich den größten Teil des Tages beschäftigen? Natürlich sind wir hier alle mehr oder weniger eine Mischform. Wir verfolgen große und kleine Werte. Aber welche überwiegen? Womit beschäftigst du dich die überwiegende Zeit des Tages?
Ist es dein Erfolg, deine Karriere oder das Geld? Oder suchst du nach den besten Wegen zur persönlichen Weiterentwicklung, Selbstverwirklichung, Erleuchtung?
Kreisen deine Gedanken um die besten Möglichkeiten zur Lösung deiner emotionalen Probleme?
Suchst du nach den besten Wegen zur Liebe, Sexualität, Partnerglück?
Beschäftigst du dich viel mit deiner geistigen oder körperlichen Gesundheit?
Suchst du nach Wegen, anderen Menschen zu helfen oder gar die Welt zu retten? Suchst du aktiv nach den besten Methoden zur Realitätsgestaltung oder zum Glücklichsein?
Oder sind es eher die kleinen Werte des Alltags, die den Großteil deines Tagesablaufs ausfüllen?
Die Erfüllung der beruflichen Aufgabe, die du diese Woche zu bewältigen hast z.B. Verwendest du für diese und solche Aufgaben viel Zeit auf der Suche nach den besten Lösungen?
Oder suchst du nach dem besten Weg, dein Geld anzulegen?
Bist du vielleicht häufig mit der Gestaltung deiner Wohnung oder deines Gartens beschäftigt und deine Gedanken kreisen um die schönsten Einrichtungsgegenstände oder Pflanzen?
Denkst du viel über dein Hobby nach und suchst hierbei nach den besten Möglichkeiten: die beste Angelausrüstung, das beste Motorrad, die besten Sportschuhe? Wie viel Zeit verwendest du damit, gut angezogen zu sein? Wie stark beschäftigt dich die Suche nach den besten Preisen?
Mit welchen Werten beschäftigst du dich also tatsächlich? Wo suchst du nach den besten Wegen und Möglichkeiten? Wo handelst du? Und welche dieser Dinge sind wider Erwarten gar keine echten gefühlten sondern nur theoretische Werte?
Nimm dir jetzt eine viertel Stunde Zeit bevor du weiter liest und unterscheide deine gefühlten von deinen theoretischen Werten. Sich dessen bewusst zu werden, ist eine unabdingbare Voraussetzung für ein Leben voller Lebensfreude. Diese Übung ist mit anderen Worten von unschätzbarem Wert für dein Lebensglück.
In den Jahren 2000 bis 2002 hinterfragten wir die Werte von über 3000 Seminar- und Camp-Teilnehmern. Wir wollten ihnen helfen, sich ihrer höchsten Werte im Leben bewusst zu werden, um dadurch Irrwege zu vermeiden. Mittlerweile gilt das Ergebnis unserer Befragungen längst als eine wissenschaftlich gesicherte Tatsache. Alle Menschen streben nur nach einem Wert. Alle anderen gefühlten Werte sind in Wirklichkeit lediglich Mittel zum Zweck. Der Grundwert, um den es uns letztendlich geht heißt Glück!
Unser Glück ist der tatsächliche Grundwert, um den es uns letztendlich immer geht. Das Streben nach Glück ist die stärkste Macht in unserem Leben. Dieser Grundwert ist sogar stärker als unser Überlebenstrieb, was leider viel zu viele Menschen jedes Jahr demonstrieren, indem sie ihrem Leben ein freiwilliges Ende setzen. Wir wollen nicht einfach leben, um zu überleben. Wenn wir keine Chance mehr dazu sehen, unser Leid loszuwerden und unser Wohl zu erreichen, verlieren wir schnell den Willen zum Leben.
Niemand weiß wirklich, wohin das Universum, der Liebe Gott, oder wie immer wir diese übergeordnete Instanz auch nennen mögen, uns letztendlich führen will. Ist es die Erleuchtung, eine höhere Daseinsebene, die allumfassende Liebe, oder sollen wir einfach nur das Leben erleben?
Tatsache ist, dass uns allen der gleiche irdische Grundwert genetisch unauslöschlich einprogrammiert ist. Wenn diese höhere Instanz uns irgendwo hinführen will, dann sind unser Wohl und unser Leid sicherlich die Wegweiser dorthin.
Denn je weiter wir von unserem Weg abweichen, desto unglücklicher werden wir.
Wie weit bist du von deinem Weg abgewichen? Wie groß ist die Distanz zwischen deinen gefühlten Werten und deinem tatsächlichen Grundwert? Schauen wir uns dazu einmal ein paar Werte an, die in unserer Kultur für gewöhnlich unseren Lebensalltag bestimmen.
Viele Menschen definieren beispielsweise den finanziellen Wohlstand als Wert. Sie setzen dann genau wie der Manager alles daran, diesen Wert zu erfüllen.
Natürlich hat dieser gefühlte Wert etwas mit unserem Glück zu tun. Wenn wir nicht genug zu essen und kein Dach über dem Kopf haben, werden wir zwangsläufig leiden. Das war’s dann aber auch schon.
Sobald wir genug haben, um unser nacktes Überleben zu sichern, bewirkt eine Zunahme unseres Wohlstands weder eine weitere Reduktion unseres Leids noch eine Steigerung unseres Wohls. In der Glücksforschung wimmelt es nur so von Studien, die dies belegen.
Was aber geschieht, wenn der gefühlte Wert des Geldes stärker wird als unser tatsächlicher Grundwert? Ganz einfach: Wir nehmen genau wie der Manager erhebliches Leid sowie eine deutliche Einschränkung unseres Wohls in Kauf, nur um mehr Geld zu bekommen, mit dem wir doch eigentlich unser Wohl vermehren und unser Leid verringern wollten.
Der Schuss ging dann wohl nach hinten los! Und je größer die Distanz zwischen dem Wert des Geldes und unserem tatsächlichen Grundwert in unserem Gefühl ist, desto schlimmer wird es.
Die Lebensfreude, die uns eigentlich täglich durchs Leben begleiten sollte, wird dabei einfach aufgeschoben. Und sollten wir diesen Irrweg nicht korrigieren, wird mit den Jahren alles immer schlimmer.
Wenn dies bei dir bereits der Fall ist, dann ist hier uns jetzt der Augenblick der Wahrheit gekommen. Willst du dein Leben wirklich so weiter leben?
Willst du diesen Irrweg wirklich weitergehen, obwohl klar ist, dass du dir damit das Leben versaust?
Willst du immer mehr unnötiges Leid in dein Leben ziehen und auf deine Lebensfreude verzichten?
Wenn nicht, dann mach dir klar, worum es dir im Leben tatsächlich geht. Mach es dir so lange klar, bis du wieder fühlst, dass dir dein Glück wichtiger ist als das Geld.
Wenn du dies geschafft hast, hat das Geld wieder seinen vorgesehenen Stellenwert als Existenzgrundlage in deinem Leben angenommen. Du wirst Mittel und Wege finden, dein Geld auf eine Art und Weise zu verdienen, die dir unnötiges Leid erspart und bei der du dich wohl fühlen kannst. Das bedeutet nicht, dass du jetzt deinen Job kündigen sollst. In aller Regel bedeutet es nur, dass du deinen Job mit einer anderen Einstellung und mit sehr viel mehr Lebensfreude machen wirst.
Es ist nicht schwierig, die gefühlten Werte im Leben wieder ins rechte Licht zu rücken. Aber es ist eine Fleißarbeit! Und die benötigt wie immer eine Menge Motivation, damit man es tatsächlich durchzieht.
Mach dir daher bewusst, was du tatsächlich gewinnst und wie dein Leben weiterhin verlaufen wird, wenn du es nicht tust. Welches Leben willst du? Die Entscheidung liegt bei dir! Wenn du die Sache nicht in Ordnung bringst, wird sie nicht in Ordnung kommen.
Herzliche Grüße
Bodo Deletz (alias Ella Kensington)