Lebensenergie – Veränderung – Selbstverwirklichung
von Bianka Maria Seidl -
Selbstveränderung in Richtung Selbstverwirklichung
ein Essay.
Die Zeichen stehen auf Veränderung – besser gesagt auf Selbstveränderung in Richtung Selbstverwirklichung. Um den Übergang vom Wissenszeitalter ins Bewusstseinszeitalter erfolgreich vollziehen zu können, brauchen wir Energie und Zeit. Lebensenergie fließt uns tagtäglich zu, jedoch müssen wir unsere Kanäle erweitern, so dass wir sie kraftvoller empfangen und zugleich auch sinnvoller verwenden. Dann können wir in eine neue Zivilisationsphase eintreten, in der wir unser Leben freier und selbstbestimmter führen und Selbstverwirklichung als unser höchstes Ziel ansehen.
Alles dreht sich um Energie. Doch die alten Energielieferanten stehen schon bald nicht mehr zur Verfügung.
Die Suche nach dem Perpetuum Mobile blieb bisher erfolglos und so ist der Kampf um Energie und neue Ressourcen in vollem Gang. Bei all dem Erforschen und Erfinden auf diesem Gebiet wird oftmals das Naheliegende – die Lebensenergie – übersehen.
Woher kommt sie? Welchen Gesetzmäßigkeiten folgt sie? Was blockiert und unterdrückt sie, wie
und wozu setzen wir sie ein? Fest steht, dass unsere Gewohnheiten, das Verharren in unserer Komfortzone, die größten Lebensenergiefresser sind.
Tagein und tagaus auf den alten ausgetretenen Pfaden zu laufen macht müde und antriebslos. Wenn wir unsere Konstitution zum Beispiel mittels einer Ayurveda-Kur aufpeppen oder das Chi, die Lebensenergie, in Büro und Heim mittels der Feng Shui-Lehre harmonisieren und wieder ins Fließen bringen, verbirgt sich dahinter der Wunsch nach mehr Lebensenergie.
Wir wollen uns vitaler und kraftvoller zu fühlen. Schon die alten Griechen wussten Bescheid und Heraklit sprach: „Panda rhei“ - was soviel heißt wie: Alles fließt. Ja, in der Tat, alles fließt. Doch der Lebensstrom hat an Tempo zugelegt und fließt rasant in diesen Tagen.
Um Stress und Hektik entgegen zu wirken, ist es gut, Methoden und Techniken zum Entspannen
erlernt zu haben und diese regelmäßig zu praktizieren. So können die Akkus wieder geladen werden.
Doch wie gehen wir mit dieser zusätzlich gewonnenen Lebensenergie um? Setzen wir sie
wieder ein, um das tote Pferd mit neuer Energie anzutreiben? Lassen wir sie wieder in die alten
Kreisläufe zurück fließen und stehen nach ein paar Tagen und Wochen gestresst, müde und kraftlos
dort, wo wir bereits waren? Reicht die Kompetenz zum Entspannen und temporären passiven
Wohlfühlen aus, um den Übergang von der Wissens- zur Bewusstseinsgesellschaft erfolgreich
zu vollziehen? Oder ist darüber hinaus aktive Selbstveränderung in Richtung Selbstverwirklichung angesagt?
Vom äußeren Wandel zur inneren Wandlung
Zwei große Wandlungsprozesse in der äußeren Welt fordern unsere Welt-, Wirklichkeits- und
Selbstkonstruktionen heraus. Zum einen wird die Welt zu einem großen Dorf, in dem die verschiedenen
Kulturen immer mehr in Austausch treten und in dem wir unsere zementierten Vorurteile aufdröseln und unsere Toleranzgrenzen weit hinausschieben müssen, um miteinander leben und arbeiten zu können.
Hinzu kommt die Unsicherheit in der Arbeitswelt, bedingt durch die Globalisierung. Der lebenslange Arbeitsplatz ist passé. Vielmehr ist berufliches Engagement hintereinander angesagt. Da gibt es Zeiten, in denen wir weniger arbeiten und uns dafür mehr um die Familie kümmern. In anderen Zeiten nehmen wir uns eine längere Auszeit, verschaffen uns in der Ruhe und in der Distanz einen Überblick, um uns später mit revitalisierten Kräften erneut einem längeren Projekt zu widmen.
Neben Flexibilität und Abenteuerlust zählt hier die Risikobereitschaft zu den größten Stärken. Doch was setzt diese Bereitschaft zum Risiko voraus? Welche Sicherheit brauche ich, um ein Risiko eingehen zu können und wo finde ich diese?
Den zweiten Wandlungsprozess generiert die alternde Gesellschaft. Der demographische Wandel
erzeugt ein anderes Muster. Die Menschen werden älter und zugleich konfrontiert mit neuen Lebensphasen und -perspektiven. Beide Prozesse, wohl verstanden und richtig moderiert, können
uns in eine neue Zivilisationsphase führen.
So beschrieb es Matthias Horx in seiner Trendstudie “Der Selfness-Trend – was kommt nach Wellness?” bereits vor einigen Jahren. Welche neuen Kompetenzen sind gefragt, um in einem bestimmten Alter mit dem Leben Schritt halten zu können oder besser gesagt mitzuschwingen?
Um hier zu einer aussagekräftigen Antwort zu gelangen, sollte erst mal eine Standortbestimmung
gemacht werden.
• In welcher Lebensphase befinde ich mich?
• Habe ich beruflich erreicht was ich wollte?
• Tue ich das, was mich wirklich erfüllt.
• Was will ich noch erreichen?
• Was zieht mich?
• Was will ich wirklich?
• Bin ich dafür bereit, etwas aufzugeben?
• Inwieweit verwirkliche ich mich selbst?
• Bin ich mir selbst treu?
• Tue ich das, wozu ich berufen bin?
• Will ich Karriere um jeden Preis und bin ich bereit dafür meine Bedürfnisse zurückzustecken und
zu verleugnen?
• Wie geht es mir körperlich, seelisch und geistig?
• Wie möchte ich meinen nächsten Lebensabschnitt verbringen?
• Wie viel Lebensenergie habe ich noch zur Verfügung?
• Erlaube ich mir, mein Leben selbstbestimmt zu leben, oder fließt meine Energie in viele verschiedene
Verantwortlichkeiten für andere?
Fragen über Fragen, die essenziell genug sind, um gestellt zu werden. Wenn wir den Mut aufbringen
und uns diesen Fragen und Antworten stellen, öffnen sich uns neue Türen zu einer freieren und selbst bestimmteren Lebensweise.
Doch vorher müssen wir uns einer inneren Wandlung unterziehen, die einem inneren Entrümpeln gleichkommt. Es gilt Abschied zu nehmen von vielen uns lieb gewordenen Verhaltensweisen, Einstellungen und Ansichten, die uns seit Jahrzehnten begleiten und die überholt und für uns nicht mehr zeit- und vor allem nicht wesensgemäß sind.
Kampf ist Krampf und sperrt die Fülle aus
Für die Beantwortung unserer essenziellen Fragen müssen wir uns Zeit nehmen, die wir in der
Hektik unseres Alltags meist nicht finden. Bisweilen vergeht uns sogar Hören und Sehen. Wir reagieren
mehr, als dass wir agieren, haben für einen Großteil unserer Handlungen unser System auf
Automatik eingestellt und lassen dabei unsere Sinne unbenutzt.
Wir hetzen und leisten, dienen einem System, das seine eigenen Kinder frisst, ohne uns über unsere ureigensten Motive im Klaren zu sein und wollen dabei nicht wahrhaben, dass mit noch mehr Aktionismus und Perfektion unser Leben nur noch krampfartiger wird. Jeder, der seine Lebensenergie tagein und tagaus in die alten Schläuche fließen lässt und dabei an sich selbst vorbei lebt, führt einen Überlebenskampf. Wen wundert es da, wenn es am Ende heißt: das ist alles ein Krampf.
Im kommenden Beitrag gehe ich näher auf die Themen
- Nichterfüllung in der Haltebucht – alles fließt an mir vorbei
- Der Erwerb – ein Mittel um zu werben
- Reformen braucht das Land – vor allem der Mensch
- Stellung halten oder zuversichtlich alte Zelte abbrechen?
Herzlichst
Bianka Maria Seidl