Lebensenergie – Veränderung – Selbstverwirklichung - Teil 2 -
von Bianka Maria Seidl -
Selbstveränderung in Richtung Selbstverwirklichung ein Essay.
Nichterfüllung in der Haltebucht – alles fließt an mir vorbei.
Auf der anderen Seite gibt es viele unter uns, die unterlassen und lieber nichts unternehmen. Sie
ziehen sich zurück in die Kammer der Resignation und jammern dort mit Gleichgesinnten über die
schlechten Bedingungen und Verhältnisse, über Menschen und Situationen und das damit verbundene
Unrecht, das ihnen ständig widerfährt. Dieses Unterlassen ist im Grunde genommen ein Widerstand
gegen das Leben und führt auf lange Sicht zu besagter Energielosigkeit und Trübsal, da Perspektive und Begeisterung fehlen. Ein anderer Schlupfwinkel für Teilzeit-Lebensverweigerer ist das Retrozimmer. Hier ist alles bekannt und vertraut und schenkt stundenweise Glück und Zufriedenheit. Ja wie gut, dass wir uns das alles aufbewahrt haben.
Der Erwerb – ein Mittel um zu werben
Im Industriezeitalter ging es überwiegend um das Erwerben von Gütern. Darum, uns damit zu bereichern
und für uns und unseren Status zu werben. Wer viel hatte, war wer. Heute ist das anders – der Überfluss, den uns diese Zeit beschert hat, wird oft als Belastung empfunden und so stehen
Simplify-your-life-Strategien hoch im Kurs.
Vereinfachen und Ballast abwerfen lautet die Devise, um sich fit für das neue Zeitalter zu machen. Der Erwerb von Wissen und Information ist angesagt.
Wer wissend ist, kann sich sehen lassen und ist mächtig. Doch um die Flut der Informationen selektieren
und angemessen einsetzen zu können, bedarf es neuer Kompetenzen wie zum Beispiel der Intuition und das Bewusstsein für unsere Absicht. Zugegeben, Intuition ist nichts Neues, sie gehört schon immer zu unseren Fähigkeiten. Allerdings lag sie bisher unerhört und ungenutzt in einem inneren Regal und immer dann, wenn sie sich zeigte, wurde sie in die Schublade Fantasie und Träumerei geschoben.
In Zeiten des Worldwideweb ist der Wissenserwerb zum Kinderspiel geworden. Die Kompetenz des Umgangs mit dem Wissen – wann zu welcher Zeit, welche Informationen verwendet werden, obliegt in Zeiten schneller Veränderungen nicht mehr allein dem rationalen Verstand.
Schon Albert Einstein hat gesagt: “Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk, und der rationale Geist ist ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft geschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergisst”. Jetzt
kann sich an das Geschenk wieder erinnert werden und es den Stellenwert einnehmen, der ihm
gebührt.
Reformen braucht das Land – vor allem der Mensch
Okay, wir haben es lange genug probiert und müssen erkennen, dass die gegensätzlichen Wege
Leistungskampf und Unterlassung zum gleichen Ziel, nämlich in die Nichterfüllung führen und
dass dabei unser inneres Verlangen nach Glück und Zufriedenheit nicht gestillt wird. Und nun?
Wir brauchen neue Perspektiven, neue Betrachtungsweisen, Ansichten, Einstellungen, alternative
Methoden und Kompetenzen. Doch vorher müssen wir uns fragen: Wozu? Wir müssen uns die
Frage stellen, was erfüllt uns wirklich auf Dauer und somit nachhaltig? In einem Buch von Oscar
Wilde finde ich folgenden Satz: Ziel des Lebens ist Selbstverwirklichung. Das eigene Wesen völlig
zur Entfaltung zu bringen, das ist unsere Bestimmung.” (The Picture of Dorian Gray, Oscar Wilde)
Ja, Sie haben Recht, darüber ist schon viel geschrieben worden, doch in den letzten Jahren war das
Thema belegt. Denn Selbstverwirklichung wurde gleichgesetzt mit Egomanie und so wollte man ja
nun nicht da stehen.
Doch die Zeiten ändern sich und jetzt ist die Zeit reif, dieses Thema aus der Schublade zu holen und den alten Belag abzukratzen. In Zeiten, in denen sich die äußeren Sicherheiten so schnell und grundlegend verändern, geht es darum, eine neue Steuerungsinstanz zu entdecken und zu definieren: das Selbst.
Doch aufgepasst, es geht dabei auch darum, den Selbstbegriff, das Selbstbild sozusagen, zu reformieren und zu erweitern. Das bedeutet, dass mit der Reform, nach der das Land ruft, bei sich selbst zu beginnen ist.
Jeder Einzelne bei sich. Dann gilt es die Waffen niederzulegen, aus den Haltebuchten herauszukommen und in den großen Strom des Lebens vertrauensvoll einzufädeln.
Vorbei die Zeit des sich rückwärts Sehnens und des vorwärts Strebens, des sich Verhaltens und des sich Verausgabens. Das Selbst wird zur zentralen Achse und zum inneren Kompass, der uns den Kurs in Richtung Selbstverwirklichung anzeigt.
Es sieht gut aus in der neuen Zeit. Der offensichtliche Werteverfall entpuppt sich als Schleudergang,
bei dem die begrenzenden und unerquicklichen Wertefesseln gesprengt werden, sodass der Kern, das Essenzielle in seiner Ursprünglichkeit wieder erkannt und gelebt werden kann.
Nicht immer gelingt dies im Alleingang und so bedürfen wir eines Menschen, der uns dazu bringt, das
zu tun, wozu wir fähig sind. Dieser sollte jedoch solch einen Transformationsprozess bereits
durchlebt haben und die Herausforderungen und Tücken kennen, die auf den denjenigen warten,
der den Mut aufbringt, dem Sog der inneren Freiheit zu folgen.
Stellung halten oder zuversichtlich alte Zelte abbrechen?
Das Leben wird wieder spürbar, wenn die alten Rollen ausgedient haben und die Masken fallen.
Immer mehr Menschen werden sich der Unsinnigkeit der bisherigen Lebensweise bewusst und
verspüren den inneren Wunsch so sein zu können, wie es ihrem Wesen entspricht.
Wie könnte unser Leben aussehen, wenn wir uns um unsere Existenz keine Sorgen mehr machen
würden, weil wir tief in uns ein Wissen entdeckt haben, das uns Ur-Vertrauen schenkt? Wie energiegeladen und zuversichtlich könnten wir unseren ureigensten Weg gehen und dabei Träume und
Herzenswünsche verwirklichen? Wo kämen wir denn hin, wenn wir uns vertrauensvoll dem großen
Strom des Lebens hingeben würden? Ja, auch Sie spüren das. Wir können in Frieden, mit
glänzenden Augen und einem Lächeln auf den Lippen im Sterbebett zu uns sagen: Ich habe mich
gelebt und verwirklicht: schön war´s, intensiv war´s und jetzt mache ich eine Verschnaufpause.
Tschüss dann.
Herzlichst
Bianka Maria Seidl