Was ist Advaita?
von advaitaMedia -
Advaita
Shankara, einer der ersten bekannten Lehrer des Advaita (übersetzt: „nicht-zwei“), der in Indien im Rahmen des Hinduismus entstandenen Lehre von dem einen unteilbaren Sein, dem „Selbst“, erzählt folgende Geschichte, die die Essenz dieser Lehre aufleuchten lässt. Eigentlich ist diese Lehre jedoch eine Nicht-Lehre, weil „Sein“ nicht gelehrt, sondern nur gelebt und erfahren werden kann, und eigentlich bildet sie den tiefsten Kern einer jeden ernsthaften Weisheitslehre, wie sich in den Schriften der christlichen, islamischen und jüdischen Mystik und des buddhistischen Zen zeigt.
‚Auf dem Weg zum heiligen Fluss Ganges trat eines Tages ein Unberührbarer auf Shankara zu. „Geh aus dem Weg“, rief der Meister, aber jener erwiderte:
„Soll ein Körper, der aus Nahrung zusammengesetzt ist, einem anderen ebensolchen Körper aus dem Weg gehen oder soll Bewusstsein Bewusstsein aus dem Weg gehen?
Welch große Täuschung ist so eine Unterscheidung wie „dieser ist ein Brahmane“ und „jener ist ein Hundeesser“ in der inneren Wirklichkeit, die ein Ozean natürlicher Glückseligkeit und Erkenntnis ist, frei von allen Wellen! Ist der Raum in einem goldenen Gefäß denn anders als der in einem Tonkrug?“
Als Shankara solche Weisheit aus dem Mund eines Unberührbaren vernahm, erkannte er sofort den einen Lehrer in dieser Gestalt und er rief aus:
„Jenes Bewusstsein, das alle Wesen, angefangen vom Schöpfergott bis hinab zu einer Ameise durchdringt, das bin ich wirklich und nicht die wahrgenommene Gestalt.“’
Viele verschiedene Formen des einen Meisters haben seitdem bis in unsere Zeit hinein diese letztendliche Lehre weitergegeben, die besagt, dass die Wirklichkeit nicht aus Materie, sondern aus Energie in Form von Bewusstsein besteht, und darin überraschenderweise von der modernen Atomphysik bestätigt wird. Einer der berühmtesten modernen Advaita-Lehrer war Sri Ramana Maharshi (t 1950), dessen der Selbsterkenntnis dienende Frage: „Wer bin ich?“ auf genau diese Erkenntnis zielt: „Dieses Bewusstsein, das bin ich! Ich bin DAS!“
Die im Westen wirkenden Advaita-Lehrer sehen sich vor eine besondere Herausforderung, nämlich in eine vollkommen veräußerlichte, materialistische Kultur gestellt, in der nur Dualität existiert: „Ich und der andere“, „Ich und die Welt“, „Ich und mein Besitz“, „ich, ich, ich...“.
Das bewertende, kategorisierende, zwiespältige und neurotische Denken, das besonders der westlich geprägte Mensch, in Verbindung mit dem Körper fälschlicherweise für „ich selbst“ hält, spaltet die Welt auf und ist verantwortlich für das ganze menschliche Leiden des Abgetrenntseins, der Selbstentfremdung und Veräußerlichung. Er überdeckt etwas Wirkliches, Unvergängliches mit der Vorstellung einer sich ständig verändernden Erscheinungswelt aus Namen und Formen.
Ramana Maharshi beschrieb diese Situation anschaulich in der Metapher eines Lichtbildtheaters. Die Menschen sitzen im Kino und starren auf die Leinwand, wo eine Vielzahl von Filmen läuft. Sie fiebern oder leiden mit, sie lachen und weinen sogar, je nachdem, ob es sich um ein Drama, eine Komödie oder eine Tragödie handelt.
Sie vergessen vollkommen, dass alles nur eine große Illusion ist, dass ein Projektor im Hintergrund diese Filme auf die Leinwand wirft. Wird er ausgeschaltet, sind alle Bilder verschwunden und nur die weiße, leere Leinwand, „das Selbst“, bleibt. Der Projektor steht für den Geist des Menschen, für sein Ich, das alle diese Bilder produziert. Eigentlich ist die treibende Kraft ein kleiner Gedanke, der Ich-Gedanke, der aufsteigt und sich dabei immer weiter verzweigt: „Ich bin dies oder das, ich habe dies, ich will das...“ und so weiter und so fort. So erschafft dieser Ich-Gedanke schließlich eine ganze irreale Welt aus sich selbst heraus, so wie die Spinne den Faden ihres Netzes aus sich selbst heraus spinnt.
Darum ist die Frage: „Wer bin ich (wirklich)?“ so wichtig. Es geht darum, den Ich-Gedanken und diesen Vorgang zu durchschauen und zum Stillstand zu bringen, denn nur in der Stille kann das wahre Selbst, „dieser Ozean aus Glückseligkeit und Erkenntnis“ wie Shankara sagt, erfahren werden.
Und Ramesh Balsekar, ein kürzlich verstorbener indischer Advaita-Lehrer drückt es folgendermaßen aus: „Nur wenn wir die Illusion der Teilung, die durch Trennung entstanden ist, durchschauen, sehen wir das Universum als organisches Wesen und als Harmonie der Gegensätze, als Melodie des Positiven und Negativen, die in einem universellen Rhythmus pulsiert, und als freudvolles Spiel unserer vibrierenden Existenz. Wenn die Gegensätze als eins erkannt werden, wird Dissonanz zu Harmonie, Schlachten verwandeln sich in Tanz und Feinde werden zu Liebenden.“
Artikel von Anama Frühling, 2019
advaitaCongress 2019 - The One Taste as Love, Truth and Happiness auf Schloss Thalheim nahe Wien, 30. Oktober – 3. November 2019
„Wer bin ich wirklich?“ – Diese alles entscheidende Frage führt uns auf eine Entdeckungsreise in unser tiefstes Inneres. Der advaitaCongress 2019 bietet dir eine einmalige Gelegenheit diese Reise zu vertiefen und in ein Feld von Bewusstsein in Darshan, Meditation, Yoga, Workshops und Musik einzutauchen.
„Wer in der advaita-Lehre angekommen ist, der ist am Ende. Am Ende der Suche, am Ende der Lehre, am Ende des Weges, am Ende des Wissens, am Ende der Welt. Dieses Ende ist auch ein Anfang.“ OM C. Parkin
Advaita hat im Westen einen anderen ‚Geschmack‘ als in der östlichen Tradition, und es kommen Meister und Lehrer aus Ost und West zusammen, um uns ihren Geschmack und ihr tiefes Wissen des Advaita zu vermitteln:
OM C. Parkin (D), Swami Vishnudevananda (RUS), Swami Sumiran (RUS), Igor Kufayev (UZ), Unmani (GB) und Florian Schlosser (D).
Wir laden dich ein, daran teilzuhaben!
Herzlichst
advaitaMedia
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