Bewusstsein - Seelengevögelt: Fehler sind natürlich.
von Veit Lindau -
Fehler sind natürlich – Teil 1.
Wie oft hast du in deinem Leben schon gedacht: „Das kann ich nicht. Das schaffe ich nie!“?
Wenn du dir das erzählst, verarscht und verrätst du dich. Nur weil du ein paar Niederlagen kassiert hast, einige Male hingefallen bist oder die Lösung für dein Problem noch nicht kennst, willst du den Kopf in den Sand stecken und deine Träume aufgeben?
Sei kein Weichei! Und verkauf dich nicht unter deinem Wert. Du bist das bemerkenswerte Ergebnis einer Bewusstseinsentwicklung von Millionen von Jahren. Du hast Eiszeiten überlebt, Mammuts erlegt, das Feuer entdeckt, die Dampfmaschine entwickelt und du bist zum Mond geflogen.
Vielleicht denkst du: „Aber das war doch nicht ich!“ Vielleicht warst du es nicht persönlich, doch das waren deine Vorfahren. Ihr Lebenswille, ihre Erfahrungen, ihre Weisheit wirken in dir weiter. Die Frage ist: Trittst du dein Erbe würdevoll an oder lehnst du es feige ab?
Es ist Zeit, den Alptraum des Verlierers ein für alle Mal zu durchschauen. Vielleicht gehörst du auch zu jenen, die sich gern und viel zu oft mit anderen vergleichen. Vergleichen ist ein zweischneidiges Schwert. Sich mit anderen bewusst zu messen, kann inspirieren. Doch es kann dich auch zutiefst entmutigen und schwächen. Denn natürlich findest du immer Menschen, die reicher, schneller, schlauer und überhaupt glücklicher scheinen als du.
Wir tendieren dazu, die Erfolge der anderen überdeutlich zu sehen und ihre Versuche und Irrtümer auf ihrem Weg dahin auszublenden. Dann vergleichen wir dieses idealisierte Bild mit unserem realen Alltag und fühlen uns mies.
Wir stehen vor dem Haus unseres Lebens und es kommt uns schäbig vor, weil es ein Stockwerk weniger hat als das des Nachbarn. Wir starren auf die eine Stelle an der Wand, an der ein Stein herausgefallen ist – und sehen nicht mehr das großartige, einzigartige Gebäude, das wir in all den Jahren bis hierher bereits errichtet haben.
Wenn du dein Lebenswerk als minderwertig empfindest, vergleichst du es erst recht mit dem eines anderen. Doch das ist geistiges Gift! Du wirst niemals in seinen Schuhen wandern und er nicht in deinen. Es gibt keine absoluten Verlierer! Auch in deinem Leben hat du schon häufig auf dem Siegertreppchen gestanden. Nur hast du das meist als völlig selbstverständlich hingenommen.
Du hast Laufen, Sprechen und Abstrahieren gelernt. Das sind Wunder! Du bist fähig, deinem Verstand Fragen vorzulegen und ihn nach der Lösung suchen zu lassen. Das ist ein Wunder! Du kannst Visionen einer unbekannten Zukunft kreieren und sie dann durch deine Taten manifestieren. Das ist Schöpfung! Du kannst immer weiter und noch viel mehr lernen, wenn du es nur möchtest!
Wir alle wurden als neugierige Genies geboren. Als Kinder verfügten wir über ein schier unbegrenztes Maß an Kreativität und Lernfähigkeit. Das Leben bestand für uns nicht aus komplizierten Problemen, sondern abenteuerlichen Herausforderungen.
Ein amerikanischer Wissenschaftler hat einmal beschrieben, wie er als Zweijähriger versucht hatte, eine Flasche Milch aus dem Kühlschrank zu nehmen. Die glitschige Flasche rutschte ihm aus den Händen, fiel hin, und der Inhalt ergoss sich auf dem Boden. Anstatt ihn zu bestrafen, lud seine Mutter ihn dazu ein, erst einmal herauszufinden, was man mit so einer gewaltigen Milchpfütze alles anstellen kann. Erst danach wischten sie gemeinsam alles auf. Nun half die Mutter dem Jungen, mit Hilfe einer mit Wasser gefüllten Flasche herauszufinden, wie er sie mit seinen kleinen Hände anfassen könnte, damit sie nicht herunterfiel. Der zukünftige Wissenschaftler erfuhr in diesem Augenblick, dass er keine Angst vor Fehlern zu haben brauchte. Auch wenn neue Experimente nicht funktionieren, kann man mit Freude Erkenntnisse daraus ziehen (*).
Dieser Geschichte hat mich tief berührt. Was wäre, wenn alle Kinder so lernen dürften (**)?
Leider ist den meisten von uns dieser Entdeckergeist sehr früh regelrecht aberzogen worden. Unsere Fragen, unsere verrückten Einfälle und Experimente waren nicht erwünscht und wir haben unsere Neugier gegen Anpassung eingetauscht.
Die Neurobiologen haben mittlerweile nachgewiesen, dass die Vernetzungsaktivität der Neuronen in unserem Gehirn immer weiter reduziert wird, wenn wir unseren Verstand nicht permanent freudvoll herausfordern. Auf den Punkt gebracht heißt das: Wenn wir aufhören, neue Dinge zu lernen, verblöden wir mit zunehmenden Alter. Doch das braucht dich nicht zu deprimieren. Der geistige Schrumpfungsprozess lässt sich jederzeit stoppen und sogar wieder umkehren.
Herzlichst
Veit Lindau
* Die genaue Geschichte ist nachzulesen in Noch mehr Hühnersuppe für die Seele Jack Canfield
** Eine liebe Bekannte von mir durfte als Kind „Backen, was ich will" spielen. Das hieß, einfach alle
möglichen Zutaten in beliebiger Menge miteinander vermischen, im Ofen backen und gespannt
abwarten, ob etwas Kuchenähnliches dabei rauskommt.
Der Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "Seelengevögelt" von Veit Lindau.