Bewusstsein - Seelengevögelt: Fehler sind natürlich – Teil 2.
von Veit Lindau -
Fehler sind natürlich – Teil 2.
Ich möchte an der Stelle gern erläutern, was ich unter kreativer Intelligenz verstehe. In allem –Mineralien, Mikroorganismen, Pflanzen, Tieren und Menschen – wirkt eine evolutionäre Kraft der Natur. Es ist die Intelligenz des Lebens selbst, die in allen Formen nach einem immer komplexeren, bewussteren, effektiveren Ausdruck strebt.
Diese kreative Intelligenz gehört niemanden, doch sie nutzt alles als Testfeld. Auch Dich. Sie drückt sich in dir als körperliche, emotionale, intuitive, mentale und seelische Intelligenz aus.
Unterdrückst du über einen längeren einen ihrer Kanäle, zum Beispiel deine Gefühle oder neue „verrückende“ Gedanken, dann zieht sich die schöpferische Energie langsam aber sicher aus deinem System zurück. Schnöde ausgedrückt:
Du wirst für das Leben uninteressant. Es lernt nicht mehr genug auf deiner Baustelle der Evolution, deshalb setzt es dich auf Standby.
Die Symptome: Dein Verstand schaltet auf Autopilot und kreist immer wieder in denselben, ausgelatschten Umlaufbahnen. Dein Verhalten wird monoton und vorhersehbar. Dein Blick wird trüb. (*) Deine Beziehungen beginnen, dich und deine Mitmenschen zu langweilen und schlafen ein.
Lässt du die kreative Intelligenz frei durch dein System fließen, äußert sie sich in Spontaneität, verrückten Einfällen, Erfindungen, Visionen, Kunstwerken, Selbstheilungsprozessen, sogenannten Wundern und Humor. Sie offenbart dir eine unerschöpfliche Quelle neuer Möglichkeiten. Sie kennt keinen Mangel. Sie kennt kein „Unmöglich!“, sondern nur ein „Ich habe die Lösung noch nicht gefunden.“
Es sind die üblichen Verdächtigen – Angst, Scham und Schuld – die den Hahn zu unserem schöpferischen Kraftwerk abdrehen.
Wir fürchten uns vor den Konsequenzen unserer ‚Fehler’.
Wir schämen uns für vergangene ‚Fehler’.
Wir fühlen uns schuldig, weil wir glauben, wir hätten es besser können müssen.
Wie oft unterdrückst du spontane Impulse,
weil du ihr Ergebnis nicht vorhersehen kannst?
Aus Angst vor weiteren Fehlern töten wir unsere Neugier ab und agieren immer steifer. Wir fürchten, etwas Schmerzhaftes, Peinliches könnte uns passieren. Wir haben Angst, die Kontrolle zu verlieren oder von anderen Menschen für unsere Fehler angegriffen oder ausgelacht zu werden.
Erlaube dir für einen Augenblick die ganze, öde, lästige, erdrückende Last zu spüren, die mit deiner Angst vor Fehlern verbunden ist.
Dabei ist ein Fehler nichts weiter als eine vom menschlichen Geist ersonnene Idee. Die Natur kennt keine Fehler. Die Evolution auf unserem Planeten ist aus menschlicher Sicht eine mindestens 3,5 Milliarden Jahre alte Kette aus Versuch-Misserfolg-Korrektur-Versuch-Misserfolg-Korrektur…
Wie viele Arten sind in dieser unvorstellbar langen Zeit gekommen und wieder verschwunden? Waren das alles Fehler? War der Komet, der das Aussterben der Dinosaurier auslöste, ein Fehler? War die Eiszeit ein Fehler? War es ein Fehler der Delfine, vor vielen Millionen Jahren wieder vom Land in den Ozean zurückzukehren?
Oder glaubst immer noch daran, dass Gott dies alles in sieben Tagen aus dem Lehm gestampft hat?
Dann musst du dich mit deiner im Vergleich dazu sehr hohen Fehlerquote und deinem langsamen Veränderungstempo natürlich mies und unvollkommen fühlen. Allein deswegen würde ich dir in diesem Fall empfehlen, dein Schöpfungsmodell zu überdenken.
Stell dir vor, die Natur würde in ähnlich schuld- und angstbehafteten Kategorien denken wie wir. Stell dir vor, sie hätte jedes Mal, wenn etwas „schief“ lief, enttäuscht und verunsichert die Evolution für einige Jahrtausende angehalten. Glaubst du, du würdest jetzt hier sitzen und diesen Artikel aus meinem Buch lesen, wenn sich die Evolution den Luxus von Schuldgefühlen leisten würde?
Wo in deinem Leben würdest du gern etwas Neues ausprobieren und tust es nicht, weil du dich vor Fehlern fürchtest?
Herzlichst
Veit Lindau
Der Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "Seelengevögelt" von Veit Lindau.
(*) Glaub mir das nicht einfach, teste es! Da, wo viel Bewusstsein zuhause ist, leuchten die Augen, egal wie alt der Körper ist.