Kreatives Schreiben - Verwandle dich in ein wildes Tier.
von Ulrike Dietmann -
Kreatives Schreiben: 5 Schritte zu sprudelnder Kreativität
Schritt 2: Verwandle dich in ein wildes Tier.
Das "Unmögliche" zu tun, bedeutet, den Dschungel zu betreten, um wilden Tieren zu begegnen. Es bedeutet, eine unbekannte Landschaft zu erforschen und Orchideen zu finden, die in keinem botanischen Verzeichnis gelistet sind. Ich frage dich: Wann bist du das letzte Mal mit echtem Prickeln, schweißgebadet, in Tränen aufgelöst, laut lachend oder todtraurig vor deinem PC oder Schreibblock gesessen?
Wann bist du das letzte Mal von deinem Schreibtisch aufgestanden, voll wie eine Biene mit Honig und auf dein Sofa gefallen, beglückt von deiner eigenen Genialität? Ja, so fühlt sich das Schreiben an, wenn du dich in den Dschungel wagst und am anderen Ende wieder lebend herauskommst. Der Lohn der Angst ist Erfüllung.
Und wie kommst du da morgen wieder hinein in das tolle Kreativgefühl? Eines ist sicher: Anders als gestern. Denn was dir gestern noch Angst gemacht hat, weckt heute nur noch ein müdes Lächeln in dir. Gefühle lassen sich nicht wiederholen. Morgen musst du dich in das neue Unbekannte vorwagen.
Die Zauberformel lautet: Stelle dich deiner Verletzbarkeit.
Verletzbarkeit ist das Gefühl, das entsteht, wenn wir die Komfortzone oder das Bekannte verlassen. An diesem Gefühl erkennst du, ob du auf dem Weg in den echten Kreativ-Dschungel bist. Verletzbarkeit fühlt sich an wie Angst: Ein flaues Gefühl im Magen, Fluchtimpulse, der Wunsch, den Schreibtisch zu verlassen und das Haus zu putzen statt am Text zu bleiben, Gedankenflucht, Überflutetwerden von Zweifeln und Gedanken wie: "Ich produziere nur Mist, ich verschwende meine Zeit, aus mir wird nie was." All das sind GUTE ZEICHEN. Denn damit bist du mitten im kreativen Urwald gelandet. Jetzt werden deine Texte gut.
Wenn es dir gelingt, der Angst nicht nachzugeben, nicht den Staubsauger zu holen, sondern am Text zu bleiben, dann geschieht etwas Magisches: Du schreibst, ohne genau zu wissen, was du da eigentlich schreibst. Du schaust auf die Worte, die da vor dir auftauchen und staunst und wunderst dich. Weißt nicht, was du davon halten sollst.
Wenn es dir jetzt noch gelingt, die inneren Stimmen in Schach zu halten, die dich in die nächste Klinik einweisen wollen, hast du gewonnen. Nein, ich übertreibe nicht: Wenn wir wirklich kreativ sind, werden starke Gefühle und irrationale Gedanken mobilisiert. Und genau das wollen wir ja: Etwas anderes als das Übliche! Etwas Aufregendes, Neues, Unmögliches!
Jetzt bist du dran: Öffne eine Datei oder hol dir einen Notizblock und dann verwandle dich in ein wildes Tier, das durch den Dschungels schleicht. Das ist das Geheimnis guten Schreibens: Dass der Autor vollkommen wach und auf alles gefasst ist - und dann zum Sprung ansetzt … und schreibt … denn das spürt und liebt der Leser!
Herzlich
Ulrike Dietmann
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