Kreatives Schreiben - Gönne dem inneren Kritiker eine Pause.
von Ulrike Dietmann -
Kreatives Schreiben: 5 Schritte zu sprudelnder Kreativität
Schritt 3: Gönne dem inneren Kritiker eine Pause.
Keine Ahnung, was ich hier produziert habe. Wenn du dieses Gefühl hast, ist dein Text wahrscheinlich besser als du glaubst. In meinen Schreibseminaren sorge ich dafür, dass die Teilnehmer beim Schreiben den inneren Kritiker draußen vor der Türe lassen.
Wenn sie dann gebeten werden, die Texte vorzulesen, die sie geschrieben haben, beginnt so gut wie jeder Teilnehmer mit Worten wie: "Ich glaube, ich habe nur Mist produziert. Keine Ahnung, was ich da geschrieben habe." Die Zuhörer sitzen dann meist mit Tränen in den Augen da, voller Ehrfurcht und Staunen über den Text, den sie zu hören bekommen. Der Autor weiß nicht, warum und wieso. Das ist eine normale Reaktion, wenn wir dem inneren Kritiker eine Pause gönnen.
Wir haben die Kontrolle abgegeben und unserer Kreativität den Raum geöffnet. Die Zensur und das Urteil sind ausgeschaltet. GUT! Zuerst begreifen wir nicht, was uns passiert ist, aber nach einer Weile, wenn wir dann langsam wieder zu uns kommen, stellt sich ein anderes Gefühl ein: Power.
Plötzlich spüren wir eine Euphorie, die uns sagt, dass wir etwas Tolles hingekriegt haben. Wir fühlen den Mut des Eroberers, des Polarforschers, des Gipfelbesteigers, der am Ziel angekommen ist.
Dieses Gefühl des Triumphs stellt sich von ganz allein ein, wenn wir etwas gewagt haben. Wir müssen uns den Triumph nicht einreden und unseren Erfolg auch nicht von außen bestätigt bekommen. Wir wissen es einfach. Unser inneres System weiß, wo die Grenzen unserer Komfortzone sind und es merkt genau, wann wir den Fuß oder das Wort über die Grenze gesetzt haben.
Es merkt auch, wenn wir den Dschungel durchquert und auf einer idyllischen Lichtung angekommen sind. Und es belohnt uns für unseren Mut durch das Ausschütten von Endorphinen, durch innere Stille und Glückseligkeit, durch ein Gefühl von wahrem Erfolg.
Wenn wir den Mut zum scheinbar Unmöglichen aufbringen, sind wir wahre Autoren. Dann bestimmen wir selbst, was gut ist und was nicht. Wir bestimmen, was wir schreiben und veröffentlichen wollen. Ein souveräner, professioneller Autor ist jemand, der sein Schreiben selbst in die Hand nimmt.
Jetzt bist du dran: Öffne eine Datei oder hol dir einen Notizblock und dann schreibe einfach. Wenn dein innerer Kritiker sich meldet, sag ihm, dass er heute frei hat und schreibe weiter so lange, bis sich ein gutes Gefühl bei dir einstellt. Das ist das Geheimnis guten Schreibens: Dass der Autor sich alles erlaubt beim Schreiben … denn das spürt und liebt der Leser!
Herzlich
Ulrike Dietmann
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