BRIEFE AN DIE LIEBE bei meiner Lebensliebe ankommen.
von Ulrike Dietmann -
Ich weiß nicht, was aus mir werden wird, wenn ich erst ganz in der Liebe angekommen bin.
Werde ich Kuchen backen für meinen Geliebten? Ich, die Freibeuterin, die lieber den Atem aus den Nüstern der Pferde an ihrer Wange spürt als Mehl abzuwiegen und Eier aufzuschlagen?
Werde ich in meinem Herzen sitzen und warten bis mein Geliebter zur Türe hereinkommt und sich zu mir legt, anstatt meine Tage zu füllen mit Visionen und Projekten, in denen ich die Welt rette?
Werde ich im Garten meiner Seele sitzen und den Duft der Blumen einsaugen und alles vergessen, was ich je war oder wollte und meine Schenkel öffnen wie ein Blütenkelch, um dich zu empfangen?
Werde ich Liebesgedichte schreiben, um nicht verrückt zu werden darüber, dass du einen Atemhauch zu weit entfernt bist von mir?
Werde ich auf einer Lichtung stehen, den Wind in meinen Haaren und von dir träumen, mich erinnern an dein Flüstern, an jede Bewegung deiner Hände, jedes Wort, das du je zu mir gesagt hast?
Werde ich zittern, wenn ich daran denke, wie und wo und wie lange ich gewagt habe, dich an deinen intimsten Zentimetern zu berühren?
Werde ich töricht sein wie ein junges Mädchen, das zum ersten Mal das Herz eines Jungen in seinem eigenen Herzen schlagen hört?
Werde ich meine Freunde verlassen, meine Verwandten betrügen, meine Pläne und Projekte wegwerfen, um durch den Sand zu stapfen, hinter dir her auf dem Weg zu einem verheißungsvollen Paradies?
Werde ich für die Welt verloren sein ohne jede Aussicht auf Rückkehr?
Ja, all das und noch mehr.
Ich werde da sein, ohne jede Bedingung. Ich werde die Liebe anbeten, ohne jede Angst, ich werde trommeln und singen. Ich werde alles hinnehmen und in mich hineinlassen.
Ich werde ganz und gar in der Liebe sein und die Liebe in mir.
Nicht weniger.
Das weiß ich jetzt.
Herzlichst
Eure Ulrike Dietmann
