Was ist Würde? - Warum Würde? - Wie fühlt sich Würde an?
von Stefanie Menzel -
Warum Würde?
Ein Plädoyer für eine bessere Welt.
Ein junger Mann tritt einer Frau in den Rücken, sodass sie die Treppe herunterstürzt und sich verletzt. Ein Angestellter arbeitet Tag und Nacht bis zum Burnout für einen Job, der ihn nicht glücklich macht. Eine Mutter schlägt ihr Kind, weil es einfach nicht hören will, und in der Kaserne Pfullendorf werden Frauen systematisch gedemütigt und bloßgestellt.
Diese realen Beispiele aus dem Leben sind zwar alle schrecklich, haben auf den ersten Blick aber nicht viel mehr als das gemeinsam. Auf den zweiten Blick schon. Denn für mich haben diese Vorkommnisse eine gemeinsame Ursache: In unserer Gesellschaft fehlt der richtige Umgang mit unserer Würde.
Wenn ich erzähle, dass ich mich in meiner Arbeit mit dem Thema Würde beschäftige, ernte ich nicht selten ratlose Blicke. Wie, Würde? Wie kann man sich das vorstellen? Genau das, dieses Vorstellen der Würde, fällt uns schwer. Würde ist zwar Teil unseres Grundgesetzes und Würde sollte auch Teil unseres täglichen Lebens sein, aber wir haben es geschafft, die Würde auf eine abstrakte, auf eine abgehoben philosophische Ebene zu heben. Würde ist was für Philosophen, nicht für den Besuch im Nagelstudio. Das will ich ändern. Ich will die Würde wieder im Alltag fühlbar machen.
Wie fühlt sich Würde an?
Für mich ist Würde das Innerste in uns Menschen. Die Würde zwingt mich, solch esoterisch angehauchte Worte zu verwenden. Denn „Gefühl“ trifft es einfach nicht. Die Würde ist die Wahrnehmung für uns selbst, für unsere Bedürfnisse, für unsere Wünsche, für unseren Körper, unsere Grenzen und unser Potenzial.
Wer seine eigenen Würde spüren und in den Alltag integrieren kann, kann auch würdevoll mit seinen Mitmenschen umgehen. Denn wer seine eigenen Grenzen und Bedürfnisse kennt, wird die Grenzen der anderen Menschen nicht übertreten und die Bedürfnisse seiner Mitmenschen akzeptieren.
Damit sind wir wieder bei den Beispielen von Gewalt und Demütigung, die ich eingangs nannte. Ich bin der festen Überzeugung, dass es nicht so weit kommen könnte, wenn die Täter ein Gespür für ihre eigene Würde und damit auch für die Würde der anderen entwickelt hätten.
Im Alltag richten wir unseren Blick meistens nach außen und orientieren uns an dem, was um uns herum passiert. Wenn wir aber eine würdevolle Welt erschaffen wollen, dann können wir damit nur bei uns selbst anfangen. Wir müssen uns lösen von Erwartungen, von Moral und Pflicht, um uns wirklich spüren zu können. Nur so können wir die Empathie entwickeln, die wir gestalterisch nach außen tragen.
Eine ganze Klasse rasiert sich den Kopf, um Solidarität für den an Krebs erkrankten Mitschüler zu zeigen.
Ein Restaurant lädt einmal im Jahr Obdachlose ein, um ihnen ein leckeres Essen zu kochen und
eine Mutter nimmt ihren neunjährigen Sohn liebevoll in den Arm, nachdem vom Kletterfelsen gestürzt ist.
Diese realen Beispiele aus dem Leben sind zwar alle rührend, haben auf den ersten Blick aber nicht viel mehr als das gemeinsam. Auf den zweiten Blick schon. Denn für mich haben diese Vorkommnisse eine gemeinsame Ursache:
Es gibt viele Menschen, die ihre Würde kennen, empathisch leben und so Stück für Stück eine würdevollere Welt gestalten.
Herzlichst
Stefanie Menzel
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